Archive for the Category 6 Wörter Gedichtsvorgabe

 
 

Lim-Klim-Bim

( zur Vorgabe von 6 Begriffen)

Verdingungsverordnung in Baden
galt exklusiv für ’nen Saftladen.
Wer kam vom Parnass,
durft‘ trinken vom Fass
und dichten Wunschbrunnen-Tiraden.

Einst filmte in L.A. die Molly
bewaffnet mit ’nem Einkaufstrolley.
Dabei musst‘ sie eilen
durch zwölf Häuserzeilen
und rief laut, sie such‘ Wood aus Holly.

©  Text: Ingrid Herta Drewing

Foto: Pixabay

Vergeblich

Karl Anton froh erwartet Gäste,
Verwandte, die ihm selten blüh’n,
die heuer sich zum Weihnachtsfeste
zu ihm aus Übersee bemüh’n.

Drum hat er schon vor ein paar Tagen
sein Haus mit Lichtern hell geschmückt,
ohn‘ nach der Stromrechnung zu fragen,
die ihn zum neuen Jahr beglückt.

Schmückt auch das Treppenhaus-Geländer
mit Tannen und mit Sternen klein,
nun fehlt nur noch der Christbaum-Ständer,
damit der Weihnachtsbaum steht fein.

Den will er aus dem Keller holen.
Jedoch, wo er auch sucht vor Ort,
er findet nichts als Holz und Bohlen;
drum fährt mit dem Auto fort.

Um einen neuen zu besorgen,
der Nordmann-Tanne dien‘ als Halt,
damit er sie noch schmück‘ vor Morgen,
denn seine Gäste kommen bald.

Ja, er hat Glück und kauft sich einen,
begibt sich auf den Weg nach Haus.
Doch dann am Berg, da will ihm scheinen,
sein Motor streikt, Qualm quillt heraus.

Karl wartet‘ dort zwei gute Stunden,
bis ihn der gelbe Engel fand
Der hilft und rügt ihn unumwunden:
„ Man prüft doch den Kühlmittelstand!“

Der Helfer geht, Karl will nun fahren,
doch ohne Ketten wird ’s zum Graus,
bei Glatteis kann er sich das sparen,
lässt ’s Auto stehen, läuft nach Haus.

Als er dort endlich angekommen,
ist es schon dunkel, zehn nach acht;
und Punsch nebst Pause sind willkommen,
Adventskranz-Kerzen leuchten sacht.

Danach beeilt er sich mit Schmücken,
bereitet das Menü schon vor,
um die Verwandten zu beglücken,
im Radio singt ein Knabenchor.

Doch plötzlich läutet ’s Telefon,
das wundert ihn, es ist schon spät.
Es meldet sich sein Schwiegersohn,
sagt, alles sei nun obsolet.

Sie seien all in Quarantäne,
Corona habe sie bezwung‘.
Karl Anton unterdrückt die Träne
und wünscht noch gute Besserung.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing,  24.11.20

Die Erfindung

Herr Myrrrzlprmpf, ganz von der Rolle,
weil er des Morgens kühn erfand
aus Abfall eine Wurzelknolle,
die sogar wuchs im Wüstensand.

Er pries sie an als Sensation,
da sie fast ohne Wasser spross;
auch nach ’ner Atomexplosion
man diese Bodenfrucht genoss.

Verpackt in einer Glanzschatulle,
trug er sie zum Patentamt hin.
Man wies ihn ab, nannt‘ es ’ne Schrulle,
ganz ohne jeden Nutzen, Sinn.

Um bei Monsanto durchzustarten,
schrieb er mit Rhyme Bot ein Gedicht,
fuhr mit den letzten Busfahrkarten
zu Bayer, gab dort den Bericht.

Er dachte:“ Wer mit Glyphosat,
Insektengift, leichtfertig spielt,
der wähnt gewiss Gewinn parat,
wenn er mein Wurzelknöllchen sieht.“

Was dann geschah, das weiß ich nicht.
Als er herauskam, war er still.
Ist ’s möglich, dass Herr Myrrrzl-Wicht
doch nur ein Scherz ist im April?

© Ingrid Herta Drewing,2018

Zum Thema “ Entartete Kunst“

Gedicht zur Wortvorgabe ( fabulieren; stimmgewaltig; ohrenbetäubend; Kirschblüte; Anamnese; Fäulnis )

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Kritiker, der selbstverliebt, verschworen,
las Poeten völkisch die Leviten,
sah sich selbst zu Höherem geboren;
Poesie war für ihn nicht gelitten.

Stimmgewaltig seine Anamnese,
er verlor sich fast im Fabulieren.
Doch sein Ohr betäubendes Gewese
konnte keinem Hörer imponieren.

Als er sie noch Fäulnis-Boten nannte,
ihnen Schuld an allem Elend gab,
ihre guten Leistungen verkannte,
brach man wütend über ihn den Stab.

Neuen Aufbruch, Frühling auszuloben,
Leben, das in Güte hell erstrahlt,
traf man sich im Hain Apollons droben,
wo die Poesie in Kirschenblüten malt.

Und der Wohlklang sanfter Dichter-Stimmen
trug fortan die Freude in die Welt,
gleich dem Honiggold der edlen Immen
ihre Kunst stärkt, die Kultur erhält.

© Ingrid Herta Drewing,2018