Die Erfindung

Herr Myrrrzlprmpf, ganz von der Rolle,
weil er des Morgens kühn erfand
aus Abfall eine Wurzelknolle,
die sogar wuchs im Wüstensand.

Er pries sie an als Sensation,
da sie fast ohne Wasser spross;
auch nach ’ner Atomexplosion
man diese Bodenfrucht genoss.

Verpackt in einer Glanzschatulle,
trug er sie zum Patentamt hin.
Man wies ihn ab, nannt‘ es ’ne Schrulle,
ganz ohne jeden Nutzen, Sinn.

Um bei Monsanto durchzustarten,
schrieb er mit Rhyme Bot ein Gedicht,
fuhr mit den letzten Busfahrkarten
zu Bayer, gab dort den Bericht.

Er dachte:“ Wer mit Glyphosat,
Insektengift, leichtfertig spielt,
der wähnt gewiss Gewinn parat,
wenn er mein Wurzelknöllchen sieht.“

Was dann geschah, das weiß ich nicht.
Als er herauskam, war er still.
Ist ’s möglich, dass Herr Myrrrzl-Wicht
doch nur ein Scherz ist im April?

© Ingrid Herta Drewing,2018

Verbunden

seinebru%cc%88cke_oVerwoben sind wohl aller Menschen Leben,
die Freud des Einen und des Andern Leid.
Was wir gestalten, wie wir handeln, geben,
verbindet miteinander, prägt die Zeit.

Und auch vergangner Völker sanfte Spuren
betreffen heute noch der Tage Lauf.
Wir glauben zwar, es schlügen nur die Uhren,
die wir hier ziehen eigenhändig auf.

Jedoch uns nährt des Lebens ew’ge Quelle
und viele Wege, die beschritten sind,
erscheinen uns als eine neue Stelle,
so wie ein Sprechender die Sprache find’.

Die Sprache, worin unser Denken schwingt,
wir prägen sie und fügen Deutung zu.
Jedoch in jedem Wort, das uns erklingt,
besingt das Leben auch ein fernes Du.

So wie das Licht der Sterne, die verglühten,
noch immer in den Nächten zu uns dringt,
erleben wir, was lange vor uns blühte,
weil es in dieses Daseins Tiefen schwingt.

© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing