Archive for the Category Nachdenkliches

 
 

Beim Lesen der Nachrichten

Oh nein, ich will mich nicht gewöhnen
an dieses Leid, die Kriegsberichte,
Sprachhülsen, die die Not verhöhnen,
den Hedonismus krass verschönen
und Empathie im Keim vernichten.

Nicht tumb den Autokraten frönen,
sich unterwürfig einzurichten,
als Echo Propaganda-Tönen
und deren hasserfülltem Dröhnen
willfährig handelnd beizupflichten.

Postfaktisch, an den Fake gewöhnen,
darauf kann ich getrost verzichten,
muss nicht die Folgen fürchten, stöhnen.
Wahrhaftigkeit und auch Versöhnen,
das Leben friedlich neu belichten,
nicht nur mit Versen im Gedicht!

© Skizze u. Text: Ingrid Herta Drewing

Nachdenkliches

Es quälen mich schon lange bange Fragen,
warum wir immer Kriege führ’n, die Welt,
die uns in üppiger Natur gefällt,
dennoch zerstören, Mensch und Tiere plagen?

Warum fehlt oft ein friedliches Betragen?
Nur Beute jagend, wie ein Raubtier schnellt
mit Fortschritts Kraft man nur nach Macht und Geld?
Das Leid, die schwache Unschuld hat ’s zu tragen.

Was nutzen Intellekt, alles Erfinden,
wenn Empathie sich nicht dazu gesellt,
der Wahn, des Bösen Gier, Stadt, Land befällt,
man dieser Erde Leben nicht erhält,
nichts hier durch sinnvoll Walten sicherstellt,
anstatt sich gütlich, friedlich zu verbinden?

© Text: Ingrid Herta Drewing,

Skizze: Ingmar Drewing

Loslassen

In jedem Herbst, dies Üben, Abschiednehmen,
wenn nach dem letzten Leuchten wilder Tanz,
Wind, Regen rauben Bäumen goldnen Glanz,
und Asphalt zeigt der Linden Herz-Probleme.

Da schleicht sich Wehmut ein, in den Poemen
Memento-Mori-Lied, Vergänglichkeit;
obwohl bekannt, entführt die Nebelzeit
nun wieder hin zu dunkleren Emblemen.

Und dennoch meiden wir wohl das Extreme;
Erfahrung lehrt uns Hoffen, unser Sinn
weiß um Natur und Kreislauf, Neubeginn
auch unsres Lebens nennen uns die Meme.

Nichts Schönes dauert ewig, lässt sich fassen,
wir Menschen müssen lernen loszulassen!

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

IM HERZEN DER BLUME,Sonette

Kürzlich wurde mein Buch IM HERZEN DER BLUME veröffentlicht.

Dieses Taschenbuch spürt dem Leben in vielen Facetten nach und ist eine Sammlung von Sonetten in englischer oder klassischer Form, die von 2008 bis 2024 entstanden sind.

„Die Autorin verbindet Nachdenkliches, Kritisches und Beschauliches, orientiert sich thematisch u.a. am Jahreslauf.
Impressionen während der verschiedenen Jahreszeiten, wie das lyrische Ich sie erfährt, erlebt und bedenkt, werden beleuchtet.
Das Sonett als Klanggedicht untermalt eine positive Grundstimmung, auch dort, wo Probleme aufgegriffen werden.
Farbfotos ergänzen das Bild der Jahreszeiten.“

LEBEN

Es liegt im Wachsen etwas Wunderbares,
wie sich ein Keimling in das Werden fügt,
sich einreiht jede Zelle, etwas Klares
das auch dem großen Ganzen dann genügt.

Als habe es geheimen Ruf vernommen,
so folgt das Leben leise, drängt zum Licht,
und plötzlich ist es da, wirkt so vollkommen,
zeigt hier im Dasein schön sein Angesicht.

Zwar wissen wir heut’ viel von der Natur,
verfolgen analytisch ihre Spur,
um möglichst auch Erkenntnis zu erlangen.

Jedoch sind wir ein Teil des Lebens nur
und zogen sie nicht auf, die große Uhr.
Wir dürfen es nur demütig empfangen.

© Ingrid Herta Drewing, 14.Juli, 2011

Details
• 204 Seiten
• Format: Taschenbuch 125×190 Softcover 90g weiß, matt
• Erscheinungsdatum: 17.09.2024
• ISBN: 9783759876300
• Sprache: Deutsch
• Preis: 14.99 €

Zahlenblendwerk

Du schreibst das tausendste Gedicht,
na und, netter Befund!

Wenn Qualität nicht spricht,
was nutzen dir die großen Zahlen?
Willst noch mit Jubiläen prahlen,
wie kleine Kinder, die mit Sand
die Burg gebaut, die doch als Tand
die Welle wird verschlingen.

So geht ’s mit vielen Dingen,
die nur aus Quantitäten leben
und sich dann manchmal kurz erheben.

Nur was sich Qualität verschreibt,
vielleicht auch länger bleibt.

© Text: Ingrid Herta Drewing,

Foto: Ingmar Drewing

Erdenleben

Das Wissen wächst und damit auch das Staunen,
wie dieses Leben hier darf wirken, werden,
wie aus dem Schwingen und dem leisen Raunen
ein Klingen im Crescendo wird auf Erden.

Die Fülle jener vielen Formen, Farben,
daran kein Auge sich kann sehen satt;
der Schönheit Schein beschenkt uns, lässt nicht darben,
obwohl Natur doch auch Gefahren hat.

Als Tanz auf dem Vulkan erscheint dies‘ Leben,
das auf den Platten einer dünnen Kruste weilt,
wenn dessen Grenzen zeigt der Erde Beben,
dem Hochmut trotzt, der uns so oft ereilt.

Wir Menschen, die noch kaum das Sein ermessen,
erliegen allzu leicht der Allmacht Wahn,
die uns lässt unsre Sterblichkeit vergessen,
weil wir uns schon als eigne Schöpfer sah’n.

Und oft zerstören wir das, was wir lieben,
der Arten Vielfalt wurde dezimiert,
weil wir verblendet uns im Großtun üben,
das Unrecht und Zerstörung stets gebiert.

Gemeinsam sollten wir hier Leben hegen,
anstatt in Krieg und Not uns zu verlieren!
Somit auch Fauna, Flora sorgsam pflegen,
nachhaltig unser Wirken, Walten führen!

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing,
Wiesbaden, Park „Am Warmen Damm“

Kunst posthum

Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben,
denn es kann doch noch Etliches geschehen.
Der Künstler sei nicht auf den Schild gehoben,
solang er lebt, mag man sein Werk kaum sehen.

Jedoch, wenn er gegangen, still verblichen,
nimmt man ’s geschäftig wahr, weil es nun rar,
Millionen auf Auktionen eingestrichen,
rühmt man den Maler, der nur Armut sah.

Das Werk von Dichtern sowie Komponisten,
von denen man zur Lebzeit nichts gehört,
preist man dereinst als goldnen Fund aus Kisten,
und ein Genie entdeckt man, heiß begehrt.

Vergänglich Farben, Worte, schöne Klänge
wie alles, was sich hier ins Leben schwingt,
und dennoch führen sie aus grauer Enge,
weil so der Seele Licht ins Dunkel dringt.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Nichts

Nichts setzt voraus, dass etwas ist,
sonst wär‘ der Mangel nicht zu spüren;
auch könnte sich das Ich nicht küren,
das sich bewusst am Nicht-Ich misst.

Da würde wohl nichts was vernichten,
was einerseits willkommen wär‘
bei etwas, das wir lieben sehr,
auf Böses möcht‘ man gern verzichten.

So prägt das Nichts den Gegensatz,
stellt Sein und Nicht-Sein in die Frage,
wie Dunkelheit und Licht der Tage
in unsrem Leben finden Platz.

Anmerkung:

Im Althochdeutschen ist zu lesen,

dass „niowiht“ nennt „ohne Wesen“.

Es gibt nicht mal den kleinsten Wicht,

als sei, was nicht lebendig, nichts.

© Text: Ingrid Herta Drewing
Foto: Pixabay

Nachtgedanken

Die Menschheit mehrt die eig’ne Not.
Als sei das Leben nicht bedroht
von Unwägbarem und Naturgewalten,
übt sie noch immer sich in falschem Schalten,
missachtet Einsicht und Gebot,
lässt sich durch Terror, Macht, Despoten spalten.

Milliarden Menschen nur ein Pfand,
als seien Sachen sie und Tand,
auf diese Welt gebracht, sich zu verdingen,
obwohl sie schaffend alles doch durchdringen,
mit Wirken, Wissen wohl im Land
die Grundlagen des Lebens hier erbringen?

Da wäre es doch endlich Zeit,
zu wehren Mensch gemachtem Leid,
dem Elend und den Kriegen zu entrinnen,
vernünftig hier auf Erden zu beginnen,
friedfertig leben weit und breit,
mit Seele, Herz, Verstand und allen Sinnen!

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing,

Europa, quo vadis?

Gemeinsam wollten wir dem Frieden dienen
und wähnten Wahn und Wüten seien weit,
zum Aufbruch rief uns eine neue Zeit.
Nationalismus, nicht mehr seine Schienen,
wir glaubten uns belehrt, vom Joch befreit.

Doch überall nun in Europas Landen
verspricht dem Volk, das sehr vergesslich ist,
das Heil erfolgreich der Nationalist,
obwohl wir es schon damals so nicht fanden,
weil es sich nur in Elend, Leid bemisst.

Was uns unmöglich schien, dem Krieg entronnen,
dass hier in die EU auch Einzug hält
und als Protest manch Wählern noch gefällt,
die Stimme, deren Hass damals begonnen
in Not und Tod zu führen unsre Welt.

Wir müssen jene Sümpfe trocken legen,
den Menschen helfen, denen wenig bleibt,
damit nicht Furcht sie in die Arme treibt
den Rattenfängern, die die Lunten legen,
dieweil Herr Biedermann im Stübchen schreibt.

So lasst uns dennoch Apfelbäumchen pflanzen,
auch wenn der Sturm durch unsern Garten fegt!
Es wird jetzt wichtig, dass man auch hier hegt
das Hoffnungsgrün, wenn Schreckgestalten stanzen
ihr Schneidewerkzeug, das Zerstörung pflegt!

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing