Archive for Mai 2014

 
 

Känguru kauft Schuh

In Australiens Steppen-Land
Hoppeldei Dukaten fand,
die Seeräuber da verloren.
„Ei“, sprach er, „das trifft sich fein,
jetzt werd‘ ich mich kleiden ein,
chic bis zu den Ohren!“

Hoppeldei, das Känguru,
suchte lang schon für sich Schuh,
damit weite Sprünge
über Dornenhecken,
heißen Sandes Strecken
sollten ihm gelingen.

Kam nach Sydney in den Laden,
wo schon viele Leute baten
dass man ihnen was verkaufe.
Als sie Hoppeldei dort sahen,
riefen sie, er sollt‘ nicht nahen,
und begannen fortzulaufen.

Die Verkäuferin Mathilde
sah belustigt zu dem Bilde,
wie die Kunden sich benommen.
Höflich sie sich nicht beklagte,
ging zu Hoppeldei und fragte,
was er wünsche zu bekommen.

Nett fand Hoppeldei die Grüße,
zeigte seine langen Füße,
sagt‘, er brauche Schuhe.
Schade, meint‘ Mathilde, ja
in der Größe sei nichts da;
sie mache kein Geschmue.

Doch gebe es den Sattler Nick,
der wirke wohl mit viel Geschick;
das wisse hier auch jeder.
Sie werde ihn nach Schuhen fragen
für Hoppeldei, in paar Tagen
hätt‘ er ein Paar aus Leder.

Jedoch, man dürfe nicht vergessen
jetzt seine Füße auszumessen,
was sie sorgfältig taten.
Mathilde fragte noch nach Geld,
und Hoppeldei, ganz Mann von Welt,
der gab ihr zehn Dukaten.

Und in der Tat, drei Tage später
trug‘ Hoppeldei schon Schuh aus Leder,
flaniert‘ auf Sydneys Straßen.

Denkt ihr, dass das gelogen ist,
nur einer Zeitungsente Mist,
die im April wir lasen?

Ich weiß es nicht, war nicht dabei,
doch fänd‘ ich’s schön, wenn Hoppeldei
sich könnte kaufen Schuhe,
wenn Menschen wären wie Mathilde
humorvoll, freundlich,blieben milde
und machten kein Getue!

© Ingrid Herta Drewing,2014

Der Rheinkiesel

Es lag allein am Rhein
im Staub ein Kieselstein.
Ein Kind ihn freudig fand
am Ufer, hob die Hand,
warf ihn ins Wasser rein.

Und an der Eintauchstelle
sprang auf die kleine Welle.
Sie ging, in großen Kreisen
sich weitend, dann auf Reisen;
die Fahrt gewann an Schnelle.

Dabei trug sie ein Blatt,
das flugs der Wind dort hatt‘
zum Wasser hin geweht.
Als Boot es sich erfleht‘,
ein Käfer, der sehr matt.

Marienkäferlein
ruhte sich aus ganz fein.
Nach einer kleinen Pause
flog er erholt nach Hause
und ließ das Reisen sein.

Und unser Kieselstein?
Der war nicht mehr allein.
Im Flussbett mit den Seinen,
den vielen andren Steinen,
rollt weiter er im Rhein.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Wettermüde

So seltsam sanft erscheinen mir die Tage,
nun da der Himmel grau bedeckt sich hält.
Des frühen Sommers süße Lustansage,
ein schnöd‘ Versprechen nur die grüne Welt?

Gleich goldnen Fischen in des Teiches Tiefe
dümpeln sie regentrunken vor sich hin.
Ein stummes Warten, bis sie endlich riefe
die sonnighelle Zeit mit leichtem Sinn.

Es konstatieren zwar Meteorologen,
dass nun der Sommer nicht mehr weit.
Jedoch bei Schwüle fühl‘ ich mich betrogen
um jene helle, klare, warme Zeit.

Das Jahreszeitenbild scheint mir verschoben,
die Wetterkapriolen sehr verschroben.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Gegen den Nationalismus

Als hätte es die Kriege nie gegeben,
da man auf Nationales nur gebaut,
zeigt jetzt Europa wieder dieses Streben,
im Wahn, zu retten so die eig’ne Haut.

Statt Missstände gemeinsam zu verändern,
sucht man den Sündenbock,lädt auf ihn Schuld.
Der Fremdenhass wird laut geschürt;an Rändern
der Hoffnungslosigkeit fehlt die Geduld.

Lasst ändern uns gemeinsam Fehl-Strukturen
und sorgen so für aller Wohlergehen!
Dreht nicht um hundert Jahr‘ zurück die Uhren,
wir wollen Krieges Leid hier nie mehr sehen!

Drum folgt nicht falschem Ruf der Rattenfänger!
Vereint in Vielfalt hier, währt Leben länger!

© Ingrid Herta Drewing,2014

Fatum

Der Karawanen Spur im Sand verloren,
die einst zu grünen Ufern aufgebrochen.
Das Ziel, das sie sich sorgsam auserkoren,
so weit entfernt, doch Sahel war versprochen.

Die Nächte kalt, am Tag die Sonne brannte,
und kein Kamel konnt‘ laben sich,dort grasen
Der Mensch vermummt, Geduld hieß die Verwandte;
das Wasser rar, kaum Brunnen, noch Oase!

Sandstürme trafen sie mit ihrem Wüten,
erstickten darin elend Mensch und Tier.
Gerettet wenige;sie dankten Allahs Güte,
obwohl Verzweiflung sie wollt‘ lähmen schier

Sie nahmen dennoch als Geschenk ihr Leben,
und dankten demütig dem, der ’s gegeben.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Frühsommer-Mittag

Es spielt der Sommer in den Wiesen,
lädt in den Blütenreigen ein,
und sprudelnd darf der Bach hier fließen,
goldgelben Hahnenfuß begrüßen,
der in sein Wasser reicht hinein.

Da neigt zum See die Trauerweide
ihr grünes Haar, in leichtem Wind
genießen frühen Sommers Freude
nun Wasservögel, Augenweide
die stolzen Schwäne , die hier sind.

Und in des Mittags sanfter Stille,
wenn Sonnenlicht sich zelebriert,
das Grünen flutet in der Fülle,
da wird auch mein bemühter Wille
zur Ruh‘ beschaulich hingeführt.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Tanker-Havarie

Des Lebens Gefieder
ermattet
am Strand.

Verloren
das unschuldige Weiß
der Schwäne.

Schwarz
schreibt die Ölspur
den Tod.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Die Gerade

Es war eine Gerade,
die dachte :“Ach, wie schade,
dass ich so einsam bin!
So eine Parallele,
mit der fänd‘ ich als Stele
auch einen neuen Sinn.

Vielleicht, das wäre heiter,
wir fänden uns als Leiter
mit vielen kleinen Streben
und führten hoch hinauf,
des Früchte Erntens Lauf
im Kirschbaum zu erleben.“

So träumte die Gerade
auf ihrer Promenade
nur vor sich hin.
Den Kreis, der ihr Begleiter,
berührte sie kaum weiter,
Tangentensinn.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Abendstimmung

In goldnem Sonnenlicht der Abend naht,
und Schatten spielen auf den weißen Wänden
der Hausfassaden, strecken ihre Hände
auf dieser Bühne theatralisch aus.

Ein Tänzer balanciert, und im Spagat
die Partnerin scheint leicht er hochzuheben,
sie darf in einer Pirouette schweben,
bevor der Spot erblasst, sinkt hinterm Haus.

Der Abendstern steht funkelnd schon parat.
Bald wird der Mond sein Silbersolo singen,
die Nacht sich in den Sternenmantel schwingen,
und andächtig verstummt des Tags Applaus.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Romanze

Es trägt die Nacht des Mondes Silberschleier,
taucht in ein schimmernd‘ Licht den Blütenhain,
dem Park verleiht sie märchenhaften Schein.
Ein Schwanenpaar tanzt traut dort auf dem Weiher
und schwebt so sanft in Frühlingsträumen, rein.

Als gebe es kein Werden und Vergehen,
erschauen wir in sehnendem Verlangen
dies‘ Liebes- Bild,die Welt frei, ohne Bangen.
Und zart erwacht ein inniges Verstehen;
der Liebe Zauber hält auch uns umfangen.

© Ingrid Herta Drewing,2014