Europa, quo vadis?

Gemeinsam wollten wir dem Frieden dienen
und wähnten Wahn und Wüten seien weit,
zum Aufbruch rief uns eine neue Zeit.
Nationalismus, nicht mehr seine Schienen,
wir glaubten uns belehrt, vom Joch befreit.

Doch überall nun in Europas Landen
verspricht dem Volk, das sehr vergesslich ist,
das Heil erfolgreich der Nationalist,
obwohl wir es schon damals so nicht fanden,
weil es sich nur in Elend, Leid bemisst.

Was uns unmöglich schien, dem Krieg entronnen,
dass hier in die EU auch Einzug hält
und als Protest manch Wählern noch gefällt,
die Stimme, deren Hass damals begonnen
in Not und Tod zu führen unsre Welt.

Wir müssen jene Sümpfe trocken legen,
den Menschen helfen, denen wenig bleibt,
damit nicht Furcht sie in die Arme treibt
den Rattenfängern, die die Lunten legen,
dieweil Herr Biedermann im Stübchen schreibt.

So lasst uns dennoch Apfelbäumchen pflanzen,
auch wenn der Sturm durch unsern Garten fegt!
Es wird jetzt wichtig, dass man auch hier hegt
das Hoffnungsgrün, wenn Schreckgestalten stanzen
ihr Schneidewerkzeug, das Zerstörung pflegt!

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Bre(ch) xit

Britannien und sein Brexit
sei leicht; wer das geglaubt,
gedacht an guten Exit,
der kriegt es nun perplex mit,
was man ihm letztlich raubt.

Denn vor dem Volksbegehren
tischte man Lügen auf,
was Briten sollt‘ gehören
der Bürger Wohlfahrt mehren,
ohne EU im Lauf.

Die Scheidung bringt Beschwerden,
Regierung, Parlament
sie streiten, was soll werden,
entzweit wie wilde Herden,
kaum Kompromiss‘ man kennt.

Auch gibt es jene Herren,
die nur karrieregeil,
sich der Vernunft versperren,
den Deal erneut verzerren,
nur suchen eignes Heil.

Sie haben längst ihr Schäfchen
ins Trockene gebracht,
ob Millionär, ob Gräfchen,
das Volk gewiegt ins Schläfchen,
die Wirtschaft sei bedacht.

Erwacht, dort demonstrieren
zuhauf in London Leut‘,
man solle nicht quittieren,
„remain“ sie laut skandieren,
weil’s Votum sie jetzt reut.

Ich denke:“ Bleibt, ihr Briten,
bei uns in der EU!
Gemeinsam sei gestritten!
Globalisierungs-Schritten
zieh’n wir so an die Schuh!“

© Ingrid Herta Drewing,28.03.2019

Vor dem Exit

Der längste Tag des Jahres ging vorüber,
sechs seiner Monate sind fast vorbei.
Doch vieles braucht noch einen Nasenstüber,
steht so erstarrt, als ob noch Winter sei.

Zwar singt man ab und an hier Schillers Ode,
der Neunten Schlusschor rückt ins lichte Bild,
doch nähen leichtfertig an neuer Mode
die, denen nationaler Stoff nur gilt.

Der Traum von der EU, in Gänze groß,
steht auf dem Prüfstand, stellt sich bloß,
sollt‘ doch global den Frieden mit erhalten.

Doch Ohnmacht nährt hier schwankende Gestalten,
die nur noch auf den eignen Nabel schauen,
so nicht mehr auf Europas Zukunft bauen.

© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing

Gedanken anlässlich des Brexits

Was verflochten, will sich trennen,
was gefestigt, löst sich auf.
Vieles, was vereint wir kennen,
nimmt allein nun seinen Lauf.

So ein Ende kann erschrecken.
Doch es ist auch Neubeginn
und vermag wohl Kraft zu wecken,
wirkt Vernunft in gutem Sinn.

Die EU, sie schenkte Frieden
nach Jahrhunderten die Zeit,
dass sich nicht als Feinde mieden
Staaten, nun zum „Bund“ bereit.

Doch viel‘ Bürger der Nationen,
auch von Brüssel aus gelenkt,
fühlen sich entmündigt; Fronen
sieht man stets von dort verhängt.

Ob bei TTIP, CETA,TiSA
sehen sie sich ungehört,
der Konzerne Lobby-Visa
zeigen Einfluss ungestört.

Offenbar fehlt Bürgernähe.
Vieles, was bedrückt vor Ort,
herrscht, als ob’s dort niemand sähe.
„Demokratisch“ nur ein Wort.

Soll es weiterhin bestehen,
das EU-Haus, dann wird’s Zeit,
die Probleme anzugehen,
lösen bald, Verlust gefeit!

Wer nur national will tünchen,
macht gar vieles hier verkehrt.
Eintracht stärkt doch aller Wünschen,
dass der Friede weiter währt.

© Ingrid Herta Drewing,2016

Friedenswunsch

Nie wieder Krieg!Das wollten wir,
hier endlich „Friede“ sagen.
Nach all dem Leid, den Klagen
und Nöten war uns deutlich hier:
Gemeinsam löst man Fragen.

Es reichten sich zum Bund die Hand,
die einst verfeindet waren,
um Frieden zu bewahren,
zu der EU kam Land um Land;
sich Achtundzwanzig scharen.

Doch nun wächst wieder ein Gezücht
aus Natio-Egomanen,
hisst nur die eignen Fahnen
und zeigt sich solidarisch nicht,
macht Fehler wie die Ahnen.

Auch ziehen wieder unter Waffen
Soldaten in die Kriege,
weltweit für falsche Siege.
Verteidigung sei so zu schaffen,
verkündet Polit-Riege.

Solang die Rüstungs-Industrie
weltweit die Fäden spinnt,
ist Friede Traum, mein Kind.
Doch trägt mich Glaube,Phantasie.
Noch hoff‘ ich, er beginnt!

© Ingrid Herta Drewing,2015

Blick nach Brüssel

Ein grauer Himmel trübt die Sonnensicht,
als wolle hier der Sommer nun pausieren.
Europas Sonntag mag ein Grexit nicht,
befürchtet zu viel dadurch zu verlieren.

Finanzminister ohne Lösung tagten,
zu viel Vertrauen wurde jüngst verspielt.
Fünf Jahr‘, fünf Monate, und viele wagten
strategisch Spielchen,häufig falsch gezielt.

Der Gipfel soll den Kompromiss jetzt finden;
sie werden tagen bis tief in die Nacht.
EU-Gedanken werden sie verbinden,
denn Einigkeit macht stark, gibt ihnen Macht.

Vernunft und Menschlichkeit regier‘ die Normen,
und Griechenland beginn‘ Strukturreformen!

© Ingrid Herta Drewing,2015

Gegen den Nationalismus

Als hätte es die Kriege nie gegeben,
da man auf Nationales nur gebaut,
zeigt jetzt Europa wieder dieses Streben,
im Wahn, zu retten so die eig’ne Haut.

Statt Missstände gemeinsam zu verändern,
sucht man den Sündenbock,lädt auf ihn Schuld.
Der Fremdenhass wird laut geschürt;an Rändern
der Hoffnungslosigkeit fehlt die Geduld.

Lasst ändern uns gemeinsam Fehl-Strukturen
und sorgen so für aller Wohlergehen!
Dreht nicht um hundert Jahr‘ zurück die Uhren,
wir wollen Krieges Leid hier nie mehr sehen!

Drum folgt nicht falschem Ruf der Rattenfänger!
Vereint in Vielfalt hier, währt Leben länger!

© Ingrid Herta Drewing,2014

Haushaltsfrage

Wie kann, wer selber hoch verschuldet ist,

viel Geld sich leihen, andrer Schulden zahlen?

Das will mir scheinen aberwitz’ge List

und macht die Nacht mir schlaflos, fühle Qualen,

dass sich hier einspinnt eine Schuldnerzunft,

die emsig jene schwarzen Löcher füllt

und, fern von aller praktischen Vernunft,

die Zukunft unsrer Kinder damit killt.

© Ingrid Herta Drewing