Bre(ch) xit

Britannien und sein Brexit
sei leicht; wer das geglaubt,
gedacht an guten Exit,
der kriegt es nun perplex mit,
was man ihm letztlich raubt.

Denn vor dem Volksbegehren
tischte man Lügen auf,
was Briten sollt‘ gehören
der Bürger Wohlfahrt mehren,
ohne EU im Lauf.

Die Scheidung bringt Beschwerden,
Regierung, Parlament
sie streiten, was soll werden,
entzweit wie wilde Herden,
kaum Kompromiss‘ man kennt.

Auch gibt es jene Herren,
die nur karrieregeil,
sich der Vernunft versperren,
den Deal erneut verzerren,
nur suchen eignes Heil.

Sie haben längst ihr Schäfchen
ins Trockene gebracht,
ob Millionär, ob Gräfchen,
das Volk gewiegt ins Schläfchen,
die Wirtschaft sei bedacht.

Erwacht, dort demonstrieren
zuhauf in London Leut‘,
man solle nicht quittieren,
„remain“ sie laut skandieren,
weil’s Votum sie jetzt reut.

Ich denke:“ Bleibt, ihr Briten,
bei uns in der EU!
Gemeinsam sei gestritten!
Globalisierungs-Schritten
zieh’n wir so an die Schuh!“

© Ingrid Herta Drewing,28.03.2019

Vor dem Exit

Der längste Tag des Jahres ging vorüber,
sechs seiner Monate sind fast vorbei.
Doch vieles braucht noch einen Nasenstüber,
steht so erstarrt, als ob noch Winter sei.

Zwar singt man ab und an hier Schillers Ode,
der Neunten Schlusschor rückt ins lichte Bild,
doch nähen leichtfertig an neuer Mode
die, denen nationaler Stoff nur gilt.

Der Traum von der EU, in Gänze groß,
steht auf dem Prüfstand, stellt sich bloß,
sollt‘ doch global den Frieden mit erhalten.

Doch Ohnmacht nährt hier schwankende Gestalten,
die nur noch auf den eignen Nabel schauen,
so nicht mehr auf Europas Zukunft bauen.

© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing

Weltfremd

Jetzt reibt man sich verdutzt die Augenlider,
empfindet seine Welt als fremden Stern.
War hier nicht jüngst noch alles brav und bieder,
als froh man sang des Friedens helle Lieder?
Auch Angst und Terror wähnten wir doch fern.

Von jenem Schmetterling, dem Flügelschlag,
der vieles wandelt, in Bewegung setzt,
war uns bekannt, dass so auch unser Tag
sich kann verändern, und nur Mühe, Plag
entwirren Fäden, die so fest vernetzt.

War man doch gar so sicher eingesponnen,
Kokon, der trägt und trügt; Geborgenheit
wird nicht geschenkt, nicht untätig gewonnen.
Was heut noch hält, ist morgen schon zerronnen.
Den Durchblick gilt’s zu finden, sehen weit!

Da reicht es nicht, nun alles auszusitzen,
von Fall zu Fall taktierend, wenn im Licht
der Meinungsmacher neue Feuer blitzen,
und polternd falsche Herren Hass ausschwitzen,
Es braucht Visionen, und Vernunft ist Pflicht!

© Ingrid Herta Drewing,2017