Schuld

„Vergib uns unsre Schuld!“, wir beten,
wohl wissend, dass wir hier im Leben
zu oft Gebote übertreten,
uns über And’re gern erheben,
ob dumm, ob schlau nach Falschem streben.

Wir sprechen uns recht schnell gern frei,
ERARE doch HUMANUM EST,
dass alles nur ein Irrtum sei,
man sich gar nichts gedacht dabei,
als Scherz das Übel gelten lässt.

Die Freiheit, die wir postulieren,
beanspruchen für unsren Lauf,
wir sehr leicht aus dem Blick verlieren,
will sie des Andern Recht berühren,
und Missachtung nimmt man in Kauf.

So Ich-bezogen, wie wir handeln,
erfordert’s Gnade und Geduld.
Ob wüst wir die Natur verschandeln,
uns maßlos hier mit Gier verbandeln,
geraten wir wohl stets in Schuld.

© Ingrid Herta Drewing,2018

Wortklaubereien

Verstehen setzt voraus Verstand,
und Kenntnisse heißt: vieles kennen.
Das Handeln fordert gute Hand,
beim Namen kann man vieles nennen.

Das Schweigen schenkt die Kraft der Stille.
Verschweigen ist meist’ nicht so gut,
denn oft legt ein besorgter Wille
nur neues Holz auf helle Glut.

Was so verbal scheint nah zu liegen,
ist häufig doch einander fern.
Nicht jeder Flügel dient dem Fliegen,
und auch nicht jeder Star ist Stern.

© Ingrid Herta Drewing

Weltfremd

Jetzt reibt man sich verdutzt die Augenlider,
empfindet seine Welt als fremden Stern.
War hier nicht jüngst noch alles brav und bieder,
als froh man sang des Friedens helle Lieder?
Auch Angst und Terror wähnten wir doch fern.

Von jenem Schmetterling, dem Flügelschlag,
der vieles wandelt, in Bewegung setzt,
war uns bekannt, dass so auch unser Tag
sich kann verändern, und nur Mühe, Plag
entwirren Fäden, die so fest vernetzt.

War man doch gar so sicher eingesponnen,
Kokon, der trägt und trügt; Geborgenheit
wird nicht geschenkt, nicht untätig gewonnen.
Was heut noch hält, ist morgen schon zerronnen.
Den Durchblick gilt’s zu finden, sehen weit!

Da reicht es nicht, nun alles auszusitzen,
von Fall zu Fall taktierend, wenn im Licht
der Meinungsmacher neue Feuer blitzen,
und polternd falsche Herren Hass ausschwitzen,
Es braucht Visionen, und Vernunft ist Pflicht!

© Ingrid Herta Drewing,2017

Ermunterung

Du fühlst dich nicht wohl
und igelst dich ein,
denkst dir, dass so hohl
die Anderen sei’n,
die demonstrieren
und revoltieren,
um ihr bisschen Recht
zu verifizieren?

Doch ohne sie wäre
längst tot dieses Land.
Die Freiheit, die hehre,
ins Denken verbannt.
Du musst es doch spüren
und nun registrieren,
um vieles,was schlecht,
nicht zu akzeptieren!

© Ingrid Herta Drewing

Es lebe die Illusion

Mir war, als würde ich in Träumen wandern,
in einer lichten Welt, die Frieden kennt,
wo keiner neidet, hasst das Glück des andern,
und Freundlichkeit der Taten Amen nennt.

Erwacht erkannte ich die Illusionen,
es fiel die Wirklichkeit da laut ins Schloss,
und düster warfen Krieg und Mörderdrohnen
das Elend in das Land, den Tod im Tross.

Und dennoch will ich mir den Traum bewahren,
die Güte der geschwisterlichen Welt,
wo man dem Nächsten hilft, der strauchelt, fällt,
und die Natur auch hegt in allen Jahren.

Denn nur, wenn wir das Gute sinnen, denken,
wird unser Weg uns in die wahre Richtung lenken.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Helfen

Ach, dieses Wörterverwursten,
Pfeifen im Keller, im Wald,
keinem, der jäh am Verdursten,
gab das je Hoffnung und Halt.

Das Traumgesäusel am Tage,
Honiggeschmiere am Mund,
mindert nicht Leid, noch Klage
tut nur Befindlichkeit kund.

Jenen, die mit Kopf und Händen
helfen hier, sich bringen ein,
gilt es, sich nun zuzuwenden,
brechen gemeinsam den Stein.

Nicht nur das Wort, sondern Taten
mögen wohl bessern die Welt.
Helfen, begleitend das Raten,
vieles zum Guten bestellt.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Blödel-Reime

Kühe , die auf Rasen grasen,
haben meistens feuchte Nasen,
selten weiche Knie.
*
Ja des Lebens Liebesstunden
werden oft gesucht; gefunden
hat sie mancher nie.
*
Volle Tassen muss man fassen,
will man daraus trinken.
Ganz schlecht wär’s, man sollt’ es lassen,
noch damit zu winken.

© Ingrid Herta Drewing

Begreifen

Bevor Begriffe kennt sein Hirn,
muss Mensch mit Händen erst begreifen,
die Welt ertasten, fassen, reifen
im Fühlen; denkend kann er schweifen
sodann in Welten, die ihm fern.

© Ingrid Herta Drewing