Schuld

„Vergib uns unsre Schuld!“, wir beten,
wohl wissend, dass wir hier im Leben
zu oft Gebote übertreten,
uns über And’re gern erheben,
ob dumm, ob schlau nach Falschem streben.

Wir sprechen uns recht schnell gern frei,
ERARE doch HUMANUM EST,
dass alles nur ein Irrtum sei,
man sich gar nichts gedacht dabei,
als Scherz das Übel gelten lässt.

Die Freiheit, die wir postulieren,
beanspruchen für unsren Lauf,
wir sehr leicht aus dem Blick verlieren,
will sie des Andern Recht berühren,
und Missachtung nimmt man in Kauf.

So Ich-bezogen, wie wir handeln,
erfordert’s Gnade und Geduld.
Ob wüst wir die Natur verschandeln,
uns maßlos hier mit Gier verbandeln,
geraten wir wohl stets in Schuld.

© Ingrid Herta Drewing,2018