Archive for Mai 2020

 
 

Pfingstgedanken

Nicht Mauer sein, nicht Wall, der alles trennt,
die Tür sein, die in Freiheit, Weite führt,
die Brücke, die verbindet, was getrennt,
ein Mensch sein, den die Nächstenliebe rührt.

Nicht Feuer sein, im Wahn die Welt zerstörend;
doch Frühlingsregen, der die Erde netzt,
sie hegend, auf des Lebens Stimme hörend,
der Sonne gleich, die sie ins Blühen setzt.

Mit wachen Augen durch das Leben gehen
und Fehler nicht nur bei den Andern sehen,
von Eitelkeit geblendet und gehemmt.

Sich nicht im Starrsinn dumpf ums Ego drehen,
versuchen, andre Menschen zu verstehen,
erscheinen sie zunächst auch noch so fremd.

© Foto u.Text: Ingrid Herta Drewing

Schattenspiel

Es spielt der Wind mit Blättern, Zweigen
der alten Esche vor dem Haus,
und Sonnenstrahlen Schatten zeigen
die sich abwechselnd heben, neigen.
Ein muntres Spiel wird so daraus.

Im Zimmer tanzt es auf den Wänden.
Wo sonst nur mattes Gelb besticht,
ein Reigen, der mit Blätterhänden,
so lieblich, sanft, er mag nicht enden,
erblüht hier durch der Sonne Licht.

Und auf den Zweigen, eine Meise,
sie übernimmt den Solopart,
hüpft zierlich wie es ihre Weise
von Ast zu Ästchen, putzt dann leise
sich ihr Gefieder rein und zart.

© Ingrid Herta Drewing

Leben

Wie Wellen rinnen
in großen Kreisen,
schon im Beginnen
in Fernen weisen,
so auch unser Leben
wächst und sich weitet,
gütig begleitet,
im Nehmen und Geben,
im Hoffen und Streben,
im Können und Üben,
im Sehnen und Lieben,
zum Ufer sich wendet,
ausklingend
endet.
© Text: Ingrid Herta Drewing
© Foto: Ingmar Drewing

Frühlingsmorgen in der Stadt

Noch schläfrig streift der Morgen das Gelände,
den Garten vor dem Haus, die kleine Stadt,
wo nun der Sonne helle Strahlenhände
den Dächern roten Glanz verliehen hat.

Das Licht, es fließt herab, weckt die Fassaden;
in deren Fenstern spiegelt sich der Schein.
Und an der Ecke öffnet schon der Bäckerladen;
sein frisches Brot lädt duftend Käufer ein.

Der Vögel früher Sang ist fast verklungen,
statt dessen sind die Pendler startbereit;
Motorgeräusche, die hier eingedrungen,
vertreiben lautstark die Beschaulichkeit.

All überall hebt an geschäftig‘ Treiben;
die Stadt beginnt den neuen Tag zu schreiben.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing,

Hoffnung

Es reicht der Frühling uns die Blütenhände;
er kennt da keine Regel, Abstandspflicht ,
schickt Blumengrüße, Grün uns ins Gelände,
und klar erwacht die Sonnenuhr im Licht.

Den kleinen Sängern schenkt er seine Bühne.
Sie zwitschern, tschilpen froh in Wald und Feld,
und auf dem Dachfirst singt manch‘ rätselkühne,
verliebte Amsel schön ihr Solo in die Welt.

Du siehst und hörst, beglückt in stillem Hoffen,
dass das, was dich bedrückt, ist bald vorbei,
entfernst die Maske, hältst die Fenster offen
und fühlst den Augenblick im Mai fast frei.

Erfahrung lehrt, dass Böses auch vergeht,
und deine Sorgen, Ängste werden obsolet.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing,

Mauern

In Quarantäne,
und dem Blick aus dem Fenster
grünt kein Mai-Morgen.

Der Ringeltaube
gurrende Sehnsuchtsrufe
über den Dächern.

Ein trauriges Lied,
in den Zeilen verloren,
fern eines Reimes.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing,

Veilchenparabel

An einer Bordsteinkante, hart
treuherzig lugt sein blau Gesicht.
Ich schritt und stockte, sah es, zart,
zertrat das schöne Veilchen nicht.

Die kleine Blume, die sich hier
als Blütengast im Stein verloren,
erschien als Frühlingsbote mir,
der sich die graue Welt erkoren.

Als Zeichen, obwohl Tod befiehlt
und Kälte barsch die Wache hält,
dass Leben sich die Nische stiehlt
und so erneuernd weckt die Welt.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing,

Quälgeist

Ein Homo-Faber-Fabermännchen
schlich sich heut Nacht in mein Gehirn.
Es malte tausend Schreckensbilder
und schlug mir Löcher in die Stirn.

Dann kroch’s heraus, besah mein Auge
und klebte mir die Lider zu,
aus meinen Wimpern flocht es Zöpfchen,
schwang sich auf meine Nas‘ im Nu.

Um gleich darauf sich zu entzücken,
erklomm es flugs den Nasenberg,
rutschte hinunter dessen Rücken,
laut quietschend wiederholt’s der Zwerg.

Auf meine Lippen legt’s sich nieder,
die es als Polster ausgewählt,
um eine Weile auszuruhn,
doch trat’s die Zähne immer wieder
mit seinen kleinen, festen Schuhn.

Mutwillig testend, auf und nieder,
hätt’s mich gewiss noch mehr gequält,
wenn ich da nicht gehustet hätte.
Nun half ihr nichts, der frechen Klette,
sie wurde weit, weit weggeweht !

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing
© Zeichnung meines jüngsten Sohnes

Kinder

Kinder sind wie Sonnenstrahlen,
schenken unsrem Leben Licht,
denn ihr Lachen alle Qualen,
grauen Tages Frust durchbricht.

Kinder sind der Liebe Boten,
schauen offen in die Welt.
Ihre Augen staunend loten
aus, was wichtig ist, gefällt.

Kinder sind der junge Morgen,
gehen singend in den Tag,
lassen uns vergessen Sorgen,
auch des Alltags Müh und Plag.

Kinder, an des Lebens Quelle,
sprudeln munter, spielend leicht,
sind erwartungsfroh zur Stelle,
wenn uns Hoffnung kaum erreicht.

Kinder sind von Gott gegeben,
unsrer Liebe anvertraut,
sollten sorgsam sie umhegen,
schützen, lieben, gütig pflegen,
leiten recht, erziehen traut.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing,
© Zeichnung: Ingmar Drewing ( 9 Jahre)

Tüffti, der Weltall-Bummler

Dort unweit von Andromeda,
da wohnte in M32
auf dem Planeten XXA
ein Raumschiff-Tüftler, der sehr fleißig.

Er wollte die Zwerggalaxie
verlassen, hoffte zu erkunden
die Milchstraße, die man noch nie
in all den Jahren konnt‘ umrunden.

Zur Galaxie, die reich besternt,
sollt‘ ihn recht flott sein Raumschiff tragen,
auch wenn das alles weit entfernt,
war er entschlossen, es zu wagen.

Mit Warp-Antrieb war er bereit
den Überlichtflug zu beginnen,
gezieltes Krümmen der Raumzeit
ließ die Entfernung schnell verrinnen.

In XXA man sich verstand
auf Elixiere, die das Leben,
verlängerten; es war bekannt,
dass sie zur Raumfahrt mitgegeben.

So kam es dann, dass Tüffti 8
gelandet ist, ohn‘ viel Beschwerden
in einer sternenklaren Nacht
auf einer Wiese hier auf Erden.

Mit Elixier ganz frisch gestärkt
ging er, die Luke hochzuheben,
um von Bewohnern unbemerkt
sich einzufädeln in ihr Leben.

Durch den Transmitter würd‘ es geh’n
sein Äußeres so anzupassen
den Wesen, die er sollte seh’n,
dass sie ihn nicht als Fremdling hassen.

Die Erdlinge, die er dort sah,
ein lautes Blöken gleich begannen.
Er stand wie sie in Wolle da
und wollte schleichen sich von dannen.

Doch da empfing ihn mit Gebell,
die Zähne fletschend wild ein Hund,
und er verwandelte sich schnell,
denn Schaf sein, schien ihm ungesund.

Der Schäfer, aus dem Schlaf geweckt,
kam schnell heraus, um nachzusehen,
was sein Hund Hasso hat entdeckt,
wer wollt‘ an seine Schafe gehen.

Und Tüffti, der sich vehement
begann auf ihn jetzt einzustellen,
verwandelte sich exzellent
ins Spiegelbildnis des Gesellen.

Doch hinterm Baum blieb er versteckt,
damit der Erdling ihn nicht fände;
Tüffti war richtig gut verdeckt,
als der rief: „ Hasso, mach‘ ein Ende!“

Der Schäfer sich zur Bettstatt trollt‘,
um schließlich doch noch einzuschlafen,;
der Hirtenhund, der Pflicht gezollt,
hielt wieder Wache bei den Schafen.

Und Tüffti nach dem ersten Frust
vermisste doch das Abenteuer,
ging nun zum Raumschiff, hatte Lust
auf andres und nahm auf das Steuer.

Die nächste Landung führte er
dann aus inmitten hoher Dünen.
Davor erstreckte sich ein Meer,
wie er es nie erschaut im Grünen.

Sein Raumschiff tarnte er mit Sand,
damit es keiner könnte finden,
begab sich darauf an den Strand,
die neue Landschaft zu ergründen.

Im Osten ging die Sonne auf,
erglänzte in der Morgenröte,
und Tüffti stoppte seinen Lauf,
zu schauen, was sich Schönes böte.

„Doch was ist das? Der Unrat quillt,
ihn tragen an den Strand die Wellen
zerstört wirkt dies idyllisch Bild,
durch Plastik-Tand an allen Stellen!

Wer mag das sein, der das verloren,
was hier verletzt die Harmonie?
Wer hat solch Chaos sich erkoren,
verursacht das in Idiotie?“

Er flog mit seinem Raumschiff fort
und landete im Herz der Tropen.
Gar seltsam schien ihm dieser Ort,
er sah zunächst nur Wald von oben.

Dort traf er Menschen, die fast bloß,
doch bunt bemalt, im Haar die Feder.
Schnell glich er sich dann ihnen an,
und freundlich lächelte ein jeder.

Doch sprachen sie von ihrer Not,
dass man die Waldheimat, die werte,
durch ein goldgierig Aufgebot
an vielen Orten schon zerstörte.

Auch stünde oft der Wald in Brand,
weil man für Viehzucht ihn will roden;
so mancher Stamm den Tod hier fand,
obwohl solch Massaker verboten.

Da Tüffti macht-und ratlos war,
zog er es vor, nach Haus zu flüchten,.
Um auf XXA, wenn er da
von diesem Leid dann zu berichten.

„Der Flug zur Erd’ist obsolet;
sie sind dabei, ’s ist zum Empören,
was durch Natur dort schön entsteht,
mutwillig, dumm ganz zu zerstören!“

© Text: Ingrid Herta Drewing
© Skizze: Ingmar Drewing