Archive for April 2011

 
 

Pyrenäen-Impressionen

Sanft erstes Licht die Berge talwärts fließt,
lässt sie erhellt im Morgengolde schimmern,
Das Leben neu erwacht und sich ergießt
in eines warmen Frühlingstages Flimmern.

Leicht dort im Aufwind fliegen Kranichscharen
nach kurzer Rast in Richtung Norden hin,
sie lassen hoch sich über Berge tragen
und folgen jubelnd ihrem Heimatsinn.

Doch sesshaft jene Bienenfresser bleiben,
am Steilhang Röhren bauend überm Fluss
für ihre Brut; doch Nattern Schläue zeigen,
sie winden sich hinab zum Ei-Genuss.

Und ganz hoch oben Gänsegeier kreisen,
als Todeserben, die im Leben reisen.

Ingrid Herta Drewing

Frühlingsmorgen am See

Ein Nebellied, still ruhend liegt der See.
Der Wind, er fächelt, flüstert in den Bäumen;
und rosig, lugend über Berges Höh’,
mag Sonne lächelnd nun den Tag erträumen.

Die Wiese ward von Tau zart wach geküsst,
es glitzern, funkeln schillernd viele Perlen.
Das Vogelvolk, das freudig zwitschert, ist
geflogen in die Wipfel grüner Erlen.

Und bald erfüllt der Sonne goldnes Strahlen
das Tal, in lichtem Blau blinkt auf der See,
des Himmels Spiegel; nur zwei Wölkchen malen
sich zärtlich in das Bild, so weiß wie Schnee.

Andächtig stehst du, fühlst mit allen Sinnen
des Frühlingstages liebliches Beginnen.

Ingrid Herta Drewing

Löwenzahn II

Da fliegst du hin, du zartes Schirmgebilde.
Es trägt dich in die Weite sanft der Wind.
Wer weiß, wo auf dich warten die Gefilde,
die für dein Pflanzenleben günstig sind?

Mag sein, du landest in des Rinnsteins Ritze
und musst im Gossenwasser noch bestehen,
und schaffst es dennoch, in des Sommers Hitze
als goldne Blume sonnig aufzugehen.

Vielleicht verschlägt ’s dich ins Gemüsebeet,
versuchst dort zwischen Kohlköpfen zu leben.
Man hat dich sicher sehr schnell ausgespäht,
als Unkraut deklariert, vorbei dein Streben.

Doch wenn das Glück dich bringt in eine Wiese,
wo sommers fröhlich kleine Kinder spielen,
dann wirst ein Kränzchen du für Liv und Liese,
und darfst dich auch als Pusteblume fühlen.

Ingrid Herta Drewing

Amseln in der Efeuwand

Husch, husch im grünen Efeubusch
springt eine Amsel hin und her,
verkriecht sich dort; in einem Wusch
hüpft eine zweite hinterher.

Wie Kinder, die Verstecken spielen!
Schon lauert eine, schaut heraus,
um aus der Blätterwand zu schielen.
Den gelben Schnabel mach ich aus.

Ich merk’ es; wo sie sich bewegen,
da wackeln Blätter plötzlich wild,
obwohl kein Wind ist hier zugegen.
Ihr Suchen wohl Insekten gilt.

Und plötzlich, wie auf ein Kommando
sie stieben hoch hinauf auf ’s Dach.
Der Amselhahn probt ritardando
und legt dann presto flötend nach.

Mich freut der Vögel muntres Treiben.
Es lässt nun schön den Tag anklingen.
So mag es hier noch lange bleiben
dies‘ Frühlingsblühen, lieblich Singen.

Ingrid Herta Drewing

Blumenfreude

Der Margeriten Sterngesichter,
sie leuchten hell im Wiesengrün
und grüßen, blühende Gelichter,
uns, die wir hier vorüber ziehn.

Und ihre kleinen Schwestern sprießen
selbst noch auf trocknem, kargen Land,
die Gänseblümchen, Bellis hießen
wir besser sie, die schön bekannt.

Ich pflücke keine Blumen, schaue
mir lieber ihre Schönheit an,
wie sie im Feld und auf der Aue
uns doch so froh beglücken kann.

Ingrid Herta Drewing

Löwenzahn

Es schwebt ein Schirmchen weiß im Wind,
bringt Löwenzahnes Samen
weit weg, und seinen Platz es find’t
ohne Papiere, Namen.

So einfach hält es die Natur,
kennt viele Arten, Weisen,
zu sichern hier des Lebens Spur,
den Erdball zu bereisen.

Wir Menschen sind sehr kompliziert,
wir brauchen Pässe, Geld,
bis eine Grenze ist passiert.
Wir regeln unsre Welt

Doch manchmal möcht’ man gerne schweben
wie an dem Schirm die Samenfrucht
und freuen sich am schönen Leben
nach Landung in der stillen Bucht.

Ingrid Herta Dewing

Ostereier

Was leuchtet dort so bunt im Gras?
Ist das ein Osternest?
Hat es gebracht der Osterhas’
zu diesem Frühlingsfest ?

Die Kinder können ’s kaum erwarten,
sie suchen, ob vielleicht im Garten
er Eier hat versteckt.
Nun haben sie ’s entdeckt

Im Busch, am Baum ein großes Nest!
Ach ist es schön, dies Osterfest!

Ingrid Herta Drewing

Osterhoffnung

Ein Osterleuchten in den Wiesen
und farbig schön das Eiernest.
Jetzt, da die Pflanzen grün uns grüßen,
begehen wir das Hoffnungsfest.

Es kündet Christi Auferstehen
uns an ein jeder Frühlingshauch.
Wir glauben blind und werden sehen,
erneuern uns im Herzen auch.

Ingrid Herta Drewing

Karfreitag

In des Karfreitags Stille,
den Leiden Christi nah,
erfährt mein schwacher Wille,
dass in des Glaubens Fülle
das Licht ist hell und klar.

Durch Jesu Liebe finden
den Weg wir und das Ziel.
Was alles uns mag binden
Ballast und Arbeitsschinden,
er schenkt uns Glück, Gefühl.

So können wir begegnen
dem Nächsten mit Geduld,
denn Gott lässt Liebe regnen
und wird uns gütig segnen,
vergibt uns unsre Schuld.

In seinen Vaterarmen
gewährt er uns den Schutz.

Ingrid Herta Drewing

Frühlingsspur

Blauregen duftet, auch der Flieder
entfaltet Süße; früh am Tag
der Amsel zarte Liebeslieder
erklingen hell im Rosenhag.

Die Welt erblüht, weckt alle Sinne.
Im Wunderzauber der Natur
erleben wir ein neu’ Beginnen
und folgen Frühlings lichter Spur.

Wenn er uns, den wir froh erwarten,
nach Winters langer, kalter Nacht
dies Blütenmeer schenkt hier im Garten,
ja dann genießen wir die Pracht.

Erschauen dankbar alles Schöne,
was Gott uns hier im Frühling gibt.
Ein Hauch von himmlischem Verwöhnen
sagt zärtlich: Mensch, du wirst geliebt!

Ingrid Herta Drewing