Archive for Januar 2020

 
 

Geburtstagsgruß für Laura

Laurilein, in Cambridge fern,
weilst Du am Geburtstag heute;
trotz des Brexit sei’s doch gern
auch für Dich ein Tag der Freude.

Was Du wünschst, soll sich erfüllen,
Glück, Gesundheit sei dabei,
Liebe mag Dich warm umhüllen,
Gram und Not Dir niemals sei.

Und auf allen Deinen Wegen
halt‘ Dich schützend Gottes Hand,
schenke Dir den wahren Segen,
Deines Lebens Unterpfand!

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Frühlingsahnen

Die milde Luft lässt mich den Frühling ahnen,
obwohl noch Winter im Kalender steht,
und Schneefall scheint im Süden ernst zu mahnen,
dass mein Erwarten sei wohl obsolet.

Doch goldgelb Winterlinge blüh’n im Garten,
und dort im Park grüßt zart die Zaubernuss.
Weißgrün Schneeglöckchen nun ihr Läuten starten,
erwachen durch der Sonne warmen Kuss.

Befreit vom Nebelgrau, seh ich es tagen,
und hell erklingt der Amsel lieblich‘ Lied,
als rufe sie mir zu: „ Wir wollen’s wagen,
da jetzt das Leben wieder neu einzieht!“

So halte ich auch Seele, Sinne offen,
darf freudig bald auf Frühlings Ankunft hoffen.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Weiße Rose

Im Gedenken an die Opfer des Holocaust
und in Erinnerung
an die Geschwister Scholl.

Winter im Park


Verbotsschild am Teich,
doch das Reh kann nicht lesen,
Ringelnatz grüßt hier.

© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing

Nomade

Mein Auge schmerzt, es hat zu viel gesehen,
bedarf der Ruhe wohl, ersehnt den Schlaf.
Die Füße, sie sind wund vom langen Gehen,
vom Warten und vom in der Schlange Stehen.
Ich fühle mich wie ein verlor’nes Schaf.

In allen Wettern, fern der fetten Weiden
mich mühend, auch in steinigem Gelände
das Grün zu suchen, keine Disteln meiden,
zu stillen jenen Hunger, Not und Leiden
im Hoffen, dass sich doch ein Pflänzchen fände.

Bin sesshaft nun; die Sonnenuntergänge
erleb‘ ich, stets gefasst, am gleichen Ort.
Ich male schön mir meine sich’re Enge,
beklage nicht des Alltags graue Zwänge,
Nomade noch in Phantasie und Wort.

© Ingrid Herta Drewing

R.I.P. GUDRUN PAUSEWANG

Am 23.01.20 starb Gudrun Pausewang.
Die Schriftstellerin hatfrüher auch hier in Wiesbaden gelebt
und in der Nachkriegszeit als Lehrerin an der Lorcher Schule unterrichtet.

Ich behalte sie in lieber Erinnerung.

Deshalb hier die autobiografische Geschichte, die ich im Juli 2009 schrieb

UND DIE SONNE GING AUF

Ich hatte es gerade noch rechtzeitig geschafft und in der hinteren Reihe des Hörsaals einen Platz ergattert, bevor die Vorlesung begann, und hörte interessiert zu, was der Professor über die unterschiedliche Entwicklung, die Motorik und den Bewegungsdrang von Kindern erklärte.

Oh ja, ich erinnerte mich, ich war auch ein sehr lebendiges Kind, milde ausgedrückt. Heutzutage würde man sagen, ich sei wohl etwas hyperaktiv gewesen. Aber dieser Begriff, der heute fast wie Falschgeld benutzt wird, war in der Nachkriegszeit nicht geläufig. Außerdem hatten wir Kinder damals genügend Raum, um uns auszutoben. Auf den Straßen fuhren nur sehr wenig Autos, und die Trümmergrundstücke waren phantastische Abenteuerspielplätze, wenn auch nicht immer ganz ungefährlich. Das Wippen auf den herausragenden Eisenträgern machte Spaß, und man konnte so allerlei entdecken und finden, was sich zum Spielen eignete. Da war auch kaum jemand da, der uns kontrollierte, denn die Erwachsenen waren damit beschäftigt, die Existenz zu sichern und das Land wieder aufzubauen.

Nur in der Schule, da musste man brav sein, still sitzen und schweigen, es sei denn, man war aufgerufen worden, was bei über 40 Kindern nicht so oft vorkam. Wie schwer war mir das im zweiten Grundschuljahr gefallen!
Unser Klassenleiter, einer der vielen Lehrer, die der Krieg krank gemacht hatte, verlor schon mal bei uns Rasselbande die Nerven. Dass man sich dann mit dem Gesicht zur Wand in die Ecke stellen musste, war noch die harmloseste Art der Bestrafung. Wer Pech hatte, bekam den Rohrstock zu spüren oder musste einem nassen Schwamm oder einem Stück Kreide ausweichen. Meine Hände hatten schon mehrfach die Bekanntschaft mit dem Rohrstock gemacht. Über 40 Kinder zu bändigen, das war für die Nerven dieses Lehrers, der auch sehr nett sein konnte, zu viel. Und die Eintönigkeit seines Unterrichts zementierte die Misere. “Wenn alles schläft und einer spricht…“sagten wir später am Gymnasium zu so etwas. Nur damals als quirlige Zweitklässler waren wir sehr ausgeschlafen und voll Tatendrang, zumal es ja auch noch kein Fernsehen gab; wir brauchten Bewegung für Körper und Geist.

Während ich meinen Gedanken nachhing, war mir der Kuli, mit dem ich gespielt hatte, auf den Boden gefallen und lag der Kommilitonin neben mir zu Füßen. Als ich ihn aufhob und mich entschuldigte, stutzte ich. Obwohl sie wohl einem höheren Semester angehörte, kam sie mir bekannt vor. Sie erinnerte mich an meine Lehrerin, die unsere Klasse im 3. Schuljahr übernommen hatte.
Wie gut ich mich daran erinnerte! Mit dem Erscheinen von Fräulein Pausewang in unserem Klassenzimmer war für uns Schüler die Sonne aufgegangen. Und das hatte nicht nur daran gelegen, dass sie jung und hübsch war und menschliche Wärme ausstrahlte, sie hatte auch eine für uns neue, wunderbare Art zu unterrichten und zu erziehen. Sie förderte unsre Phantasie und Kreativität in ihrem ganzheitlichen Unterricht, und endlich durften wir uns bewegen.Wir musizierten, spielten Theater, sagten Gedichte auf, und wir lernten dadurch unsere Sprache zu lieben. Sie weckte in uns die Freude an der Schönheit der Sprache und des gesprochenen Wortes, auch die Lust am Theaterspiel. Disziplin galt auch bei ihr, aber sie lenkte uns besonnen und gütig. Miteinander spielend lernen, das war wohl die Devise.
Nur ein Jahr lang durfte ich bei ihr diesen Unterricht erleben, weil ich wegen unseres Umzugs die Schule wechseln musste. Aber die Begegnung mit dieser Lehrerpersönlichkeit wirkte nachhaltig.

Ich verwarf zunächst den Gedanken, bei meiner Nachbarin könne es sich um meine verehrte Lehrerin handeln, schließlich war sie ja damals schon eine gestandene Pädagogin gewesen. Dennoch sprach ich sie nach der Vorlesung darauf an.

Sie war es tatsächlich, Gudrun Pausewang, meine Grundschullehrerin!

Nachdem sie etliche Jahre in Südamerika an deutschen Schulen unterrichtet und sich auch als Schriftstellerin profiliert hatte, war sie wieder nach Deutschland zurückgekehrt und studierte hier (wie ich kleines Erstsemester) an der Johannes-Gutenberg-Universität Germanistik.

Zum Glück hat sie sich nicht nur ihrer Berufung als Schriftstellerin gewidmet (sie ist ja heute eine mit vielen Preisen ausgezeichnete, berühmte Dichterin), sondern sie arbeitete bis 1989 auch als Lehrerin.
Wie sagt doch Sokrates?
„ Wer nicht nur seine eigenen, sondern auch anderer Eltern Kinder gut erzieht, der dient fürwahr einem Gott gefälligen Ziel.“

Ingrid Herta Drewing

Erdenleben

Das Wissen wächst und damit auch das Staunen,
wie dieses Leben hier darf wirken, werden,
wie aus dem Schwingen und dem leisen Raunen
ein Klingen im Crescendo wird auf Erden.

Die Fülle jener vielen Formen, Farben,
daran kein Auge sich kann sehen satt;
der Schönheit Schein beschenkt uns, lässt nicht darben,
obwohl Natur doch auch Gefahren hat.

Als Tanz auf dem Vulkan erscheint dies‘ Leben,
das auf den Platten einer dünnen Kruste weilt,
wenn dessen Grenzen zeigt der Erde Beben,
dem Hochmut trotzt, der uns so oft ereilt.

Wir Menschen, die noch kaum das Sein ermessen,
erliegen allzu leicht der Allmacht Wahn,
die uns lässt unsre Sterblichkeit vergessen,
weil wir uns schon als eigne Schöpfer sah’n.

Und oft zerstören wir das, was wir lieben,
der Arten Vielfalt wurde dezimiert,
weil wir verblendet uns im Großtun üben,
das Unrecht und Zerstörung stets gebiert.

Gemeinsam sollten wir hier Leben hegen,
anstatt in Krieg und Not uns zu verlieren!
Somit auch Fauna, Flora sorgsam pflegen,
nachhaltig unser Wirken, Walten führen!

© Foto u.Text: Ingrid Herta Drewing

Zu früher Frühling

Vom Winter träum‘ ich, obwohl Frühlingsmilde
sich hell ins Antlitz dieses Tages flicht,
und regenfeuchte Wiesen, Grüngefilde
verändern was dem Jahreszeitenbilde
im Januar als Wetter sonst entspricht.

Zu früh! Zu warm! Was soll wohl hier noch werden?
Den Bäumen schadet ’s, denn die Schädlingsbrut
vermehrt sich ohne Frost, und sie gefährden
die Wälder, Borkenkäfer; Wanzen da auf Erden,
tun auch den Garten-Pflanzen gar nicht gut.

Wird Frühling uns nun ganz vom Winter trennen,
mag man begrüßen zwar solch milde Zeit.
Jedoch, was wir als Erderwärmung kennen,
ernüchtert, nun „den Klimawandel“ nennen,
hält Schreckensseiten zukünftig bereit.

Down under, wo jetzt Sommerbrände wüten,
zeigt uns im Spiegel die Gefahr, die droht.
Wo grüne Eukalyptus-Wälder blühten,
Koalas kletterten, das Schafe-Hüten
so friedlich war, herrscht Not durch Feuertod.

© Foto u.Text: Ingrid Herta Drewing

Milder Winter

Das Sonnengold und Himmelblau
an diesem Wintertag erstrahlen.
Vorbei sind Nässe, Nebelgrau;
Schneeglöckchen, ohne Schnee, mit Tau,
Vorfrühlings Bild schön malen.

Der Januar, der viel zu warm,
lässt hier im Park die Weiden blühen.
Der Winterlinge Blüten-Charme
darf schon, ohn‘ Schnee-und Frost-Alarm,
goldgelb im Beet erglühen.

So sehr mich dieser Anblick freut,
bin ich damit doch nicht zufrieden.
Mir fehlt der Landschaft Winterkleid.
Ich mag es, wenn es friert und schneit,
und klar sich zeigt die Jahreszeit,
kein Klimawandel uns beschieden.

© Foto u.Text: Ingrid Herta Drewing

Vier Jahreszeiten

Das Sonnengold, die Lämmer auf der Weide,
des Frühlings Lächeln, heller Blüten Glanz,
der Lüfte Fächeln, mild, so zart wie Seide!
Hier ruft das junge Leben auf zum Tanz.

Es wächst die Frucht, die goldnen Felder wogen,
weithin beschirmt von himmlisch hellem Blau.
Der Sommer, üppig, grün, uns warm gewogen,
zeigt sich auch manchmal mit Gewitterschau.

Der wilde Herbst in seinem Flammenkleid,
er färbt die Wälder, lässt die Winde brausen,
schenkt dennoch letzter Ernte Segenszeit,
bevor im Nebel kahle Bäume hausen.

Und dann fällt Schnee, nachdem des Raureifs Biss
die Wintertage morgens kalt begonnen;
in weißer Stille ruht das Land, gewiss,
dass nun wird neue Lebenskraft gewonnen.

© Fotos u.Text / Ingrid Herta Drewing,

Wiesbaden, Nerotal