Archive for April 2009

 
 

Kinder

Wer Kinder hat, der weiß, wovon ich rede,
es liegt dir nur ihr Wohl und Weh am Herzen.
Sind sie noch klein, lebst du in steter Fehde
Mit Kummer, Sorgen, vielen kleinen Schmerzen.

Und in der Pubertät ist gut sodann ,
mit wachem Blick viel Freiheit zu gewähren;
auch wenn man müde ist , nur mühsam kann,
gilt dennoch es, geduldig zuzuhören.

Wenn sie erwachsen, ihren Weg gefunden,
lässt du sie los, wenn weh dein Herz auch zieht,
und freust dich auf die selten schönen Stunden,
da man einander glücklich wieder sieht.

Doch immer in Gedanken lebt die Frage:
Geht’s dem geliebten Kinde wirklich gut?
Das bleibt so bis zum Ende deiner Tage,
schließt auch die Enkel ein in sich’re Hut.

Ingrid Drewing

Wespentaille

Zwei Wespen in der Sommerfrische

umschwirrten Torten, die bei Tische

als Nachtisch vorbereitet waren.


Die eine, etwas unerfahren,

begann die Sahne aufzuessen,

da sprach die andre Wesp’ besessen:

„Flieg lieber fort von dem Gedeck,

sonst ist die Wespentaille weg!

Und du wirst dick wie eine Hummel;

Ich sag’s dir, das ist kein Geschummel.“


Die so belehrte Wespe flog,

nahm Platz an einem Wassertrog,

ließ wegen ihrer Schlankheit Gaben

die andern sich am Kuchen laben

und lernte so als ihre Pflicht:

Das Leben fordert auch Verzicht.

Ingrid Drewing

Aprilkäfer

Wärmer wird es, zeigt das Jahr,

im April schon blüht der Flieder,

und was sonst im Maien wieder

typische Erscheinung war,

ist drei Wochen früher da.


Spargel schießt, ausschlagen Bäume,

der Kastanien Kerzenträume,

alles grünt und blüht, ist da,

leider auch der Käfer Schar.


Sonst im Maien erst erwartet,

doch jetzt ist er ausgeartet;

im April schwärmt er nun aus,

Maikäfer, des Landwirts Graus.


Laben sich an sanften Sprossen,

und, wenn sie genug genossen,

fliegen sie auf neues Feld

und zerstören Pflanzenwelt.


Giftig naht nun auch die Spritze.

Was bei Busch noch Onkel Fritze

von der Handarbeit geborgt,

wird heut maschinell besorgt.


Oft fällt dieses Gift aus Lüften,

und die süßen Maiendüfte

sind dann leider schnell vorbei,

auch die Käferkrabbelei?

Ingrid Drewing

Mamale

Mein Mamale, nun jährt sich wieder
der Tag,an dem du von uns gingst.
Dein Grab geschmückt mit weißem Flieder,
an dem du so im Frühling hingst.

Noch heute sehe ich dich lächeln,
wenn wir dir diese Blüten brachten,
den Duft dir in die Nase fächeln,
wie wir gemeinsam scherzten, lachten.

Dein Leben nach dem Krieg nicht leicht,
doch fühlten wir die Schwere nie,
hast mit Humor es stets erreicht,
sangst deine Liebesmelodie.

Stark warst du ,und dein Herz voll Güte
wies uns die Ehrlichkeit als Weg.
Wir lernten, dass vor Frucht und Blüte
des Lebens Müh und Arbeit steht.

Du schenktest uns das Urvertrauen,
den Glauben, Lieben und Verzeihen.
Wir konnten immer auf dich bauen
und fühlten niemals uns allein.

Mein Mamale, nun steh ich weder,
um dir zu danken, still am Grab
und sage dir mit weißem Flieder,
wie lieb, wie lieb ich dich noch hab.

Ingrid Drewing

Medienstar H1N1

Heut sah ich es im Fernsehen,
groß, grafisch dargestellt,
das böse Grippevirus,
den neuen Medienheld.

Sah harmlos aus und putzig
wie ein Kastanienbett,
so stachelig und stutzig,
ansonsten rund, adrett.

Es ist jetzt Star auf allen
Kanälen im TV.
Schlagzeilen auch, die prallen,
beschwören es genau.

Es hält die Welt in Atem.
In Maskenschutz gehüllt,
der Mensch bekriegt das Fatum,
hygienisch, pflichterfüllt.

Ich hoffe sehr, sein Spuken,
das ist gar bald vorbei
(wie jüngst die Vogelgrippe).
Der Mensch mag atmen frei.


Ingrid Drewing

Abend

Der Abend grüßt des Rosenhimmels Licht,

legt seine langen Schatten auf die Wege,

bis auch das letzte, süße Tongedicht

der Amsel leis’ verhallt im Waldgehege.


Schon strahlend hell der Abendstern nun funkelt,

und nach und nach glimmt auf in Fenstern Licht,

Glühwürmchen, das noch sanft verklärt im Dunkel

der Nacht von Tag und Leben leuchtend spricht.


Wir Menschen betten bald die müden Glieder

und finden in den Träumen milde Ruh’;

manch einer vor dem Bildschirm senkt die Lider,

im Flimmerschein ein Flüstern, fernes Du.

Ingrid Drewing

Frühlingsliebe

Pfingstrosen blühen, weißer Flieder

eröffnet nun den Maientanz.

Die Tage singen Sternenlieder,

und Nacht erstrahlt im Sonnenglanz.


So leicht und zart auf Frühlings Schwingen

naht deiner Liebe helles Licht.

Ich könnt’ vor Glück wie Glas zerspringen,

erblicke ich dein lieb’ Gesicht.


In deinen Armen fest geborgen,

sehe ich neu die Welt erblühn.

Gemeinsam grüßen wir den Morgen,

der lächelnd lässt den Tag erglühn.

Ingrid Drewing

Einsames Glück

Einsam lebend in der Stille

höre ich der Tage Klang,

eines Menschenlebens Fülle

strahlt im Schwanen-Abendsang.

Immer noch ein sanftes Sehnen

in der lenzbeglückten Zeit,

alle Sinne schauen Schönes,

das die Erde hält bereit.

Zart keimt auch ein leises Hoffen,

dass dies irdisch’ Glück noch währt;

scheint mir doch der Himmel offen,

wenn das Leben mich betört.

Ingrid Drewing

Frühlingslächeln

Jubelnd und jauchzend und tanzend im Glück

rauscht es und singt es in blühenden Bäumen;

freudig verkünden, dass Frühling zurück

gefiederter Sänger schillernde Träume.

Und golden am Morgen der Himmel erklingt,

lockt uns und zaubert das Licht in die Seele.

Was uns an Mühen der Tag nun auch bringt,

des Frühlings Lächeln kann niemand verhehlen.

Sesshaft

Allmählich werde ich zur Pflanze,

schlag Wurzeln, bleib auf meinem Fleck,

lass Blicke in die Weite tanzen

und folge sicher einem Zweck.


Vom Himmel hole ich das Licht

mir wach mit meinen Sinnen heim

lebe die Tage im Gedicht;

hier sind die Wurzeln und der Keim.

Und wüchse einstmals mir die Blüte,

der Worte Schönheit klar und wahr;

dann wüsst’ ich um der Früchte Güte,

dass dieser Weg ein weiser war.

Inridb Drewing