Novemberblues

An meinem Fenster rinnt der Regen,
im Nebelgrau die Landschaft liegt.
Die Bäume kahl, der Blätter-Segen
ruht welk und nass auf Wiesen, Wegen,
nachdem der Herbstwind ihn gewiegt.

Was noch vor Wochen durfte prangen
so farbenfroh in goldner Pracht,
lebt in erinnerndem Verlangen;
Novemberblues, ein Klang vergangen,
stimmt ein in viel zu frühe Nacht.

Nun hoffst du auf die hellen Tage,
wenn Sonnenwende Winter bringt
der Landschaft, die dann fern der Plage
den weißen, weichen Schnee-Pelz trage,
ihr sanftes Sternen-Lied uns singt.

© Fotos und Text: Ingrid Herta Drewing,

Lichterglanz

Früh fällt der Tag nun in die Nacht,
doch goldne Sterne funkeln.
Die Stadt, die festlich hier bedacht,
in tausend Lichtern neu erwacht,
darf strahlen schön im Dunkeln.

Gleich Perlenschnüren, Edelstein‘
erglänzt das Fest der Lichter.
Es lädt zum Innehalten ein,
beglückt mit Farben, hellem Schein,
zeigt freudige Gesichter.

Und hemmt Hochnebel Sonnensicht,
trübt grau den Wintermorgen,
uns leuchtet der Adventszeit Licht
und lässt vergessen den Verzicht,
wir fühlen uns geborgen.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing,
Wiesbaden, Kurhaus

Maienlicht

Hell glänzen im Kastanienbaum
hier abertausend Lichter.
Die Kerzen, Frühlings Maientraum,
entfalten lächelnd, zart im Raum
weißrosa Blühgesichter.

Ein Leuchten, Grünen! Die Allee,
gesäumt von Bäumen, wirkt so licht,
führt lieblich hin zum kleinen See.
Leis weht ein Hauch von Blütenschnee
dem Tag ins sonnige Gesicht.

Jetzt zeigt sich werdend, neu das Leben,
schenkt Hoffen und Vertrauen.
Die Pflanzen sprießen und verweben
die goldnen Strahlen; Schwalben schweben
am Himmel hin im Blauen.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing,
Wiesbaden, Am Warmen Damm

Wunsch

Den Morgengruß der Sonne
froh erwidern,
im Einklang mit den Liedern,
die die Vögel singen,
bevor sie
sanft entfalten ihr Gefieder,
auf leichten Schwingen
in die Lüfte dringen.

So wie die Möwe
auf der Welle schwebt,
um gleich darauf
in Höhen aufzusteigen,
so möchte ich,
wenn sich die Tage neigen,
dem Licht entgegensehen,
das im Geiste lebt.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Tulpen

Ich seh’ dem Leben gern beim Wachsen zu,
und Tulpen mir erlauben dies seit Tagen.
Zur Rettung vor dem Frost ins Haus getragen,
sie keimten auf, nun wachsen sie im Nu.

Schon blicken aus dem grünen Blätterbette,
geschlossen noch, die Blütenkelche rot.
Es ist, als ob sie wer gerufen hätte
und sie sich reckten zart, vom Licht umloht.

Drei kleine Tulpen nur im Blumentopf,
jedoch sie können mir die Hoffnung geben,
das Glück und Freude selbst dem ärmsten Tropf
beschert sind durch die Kraft, die schenkt das Leben.

Nun warte ich noch einen Tag verhalten,
erlebe sie in leuchtendem Entfalten.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing,

Macht der Phantasie

An manchen Tagen ist’s, als schliefen Stunden,
wenn Regen sich im Einheitsgrau verliert.
Jedoch du trotzt dem, zauberst unumwunden
in deine Räume Licht, das Freud’ gebiert.

Die Phantasie verleiht dir leichte Schwingen
und trägt dich dorthin, wo das Dunkel weicht.
Der Bilder Farben hier im Hellen singen,
ein Wohlklang der Musik, die dich erreicht.

Da wehrst du allen argen Widrigkeiten;
du fühlst dich frei und schaffst dir deine Welt,
in die dich mag ein goldner Traum geleiten,
der deinem Blick zeigt, was dir gut gefällt.

Auf schwesterlich’ Geheiß der Phantasie
reicht sanft dir ihre Hand die Poesie.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Weihnachtszeit

`s ist Weihnachtszeit, ein Strahlen fällt
vom Himmel leuchtend auf die Welt,
und lässt die dunklen Schatten
der Kälte nun ermatten.
Das Leben lacht erhellt.

`s ist Weihnachtszeit, und Sterne glänzen.
Im Tannengrün der Hoffnungskränze
vier Kerzen weisen auf Advent.
Das vierte Licht schon strahlend brennt
in warmen Flammentänzen.

`s ist Weihnachtszeit, und Lieder klingen.
Mit hellen Augen Kinder singen,
beglückt in dieser Freudenzeit.
Öffnet auch ihr die Herzen weit,
lasst euch von Lieb durchdringen!

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Wintersonnenwende

Jetzt mit der Wintersonnenwende
wächst langsam auch des Tages Licht.
Du hoffst, dass nun zum Spätherbst-Ende
der Winter Sternchen, Flocken sende
und zärtlich schreibe sein Gedicht.

Auf dass die Welt im Weiß erstrahle,
wenn Schnee ihr Zauber-Glanz verleiht,
und Sonne mittags hier bemale
die Landschaft golden; alles Fahle
gerate in Vergessenheit!

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Advent

Bald wird es kalt.
Schnee hüllt die Landschaft ein,
lässt fein sie schweigend sein,
kein Vogellied erschallt.
Als sollt‘ ein Innehalten
andächtig hier nun walten,
wirkt weiß die Welt und rein.

Früh geht der Tag.
Das Sehnen nach dem Licht
verzagt nicht im Verzicht,
empfindet’s nicht als Plag.
Im hellen Schein der Kerzen
dringt Freude in die Herzen,
Advent von Ankunft spricht.

Die Weihnachtszeit
im Glauben uns verspricht
die Liebe und das Licht,
hat im Geleit
das Hoffen auf den Frieden,
den Christus uns beschieden,
für alle hält bereit.

©  Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Lichtgewinn

Jetzt schwindet mehr und mehr des Tages Licht,
und Spätherbst, launig, wirft die Nebelkerzen,
nimmt gräulich uns zuweilen fast die Sicht,
um heller Farben Schönheit auszumerzen.

Da mag so mancher still vom Süden träumen,
von heißer Sonne, Müßiggang am Strand,
von lauen Nächten und Orangenbäumen,
von Meereswellen-Glück und warmem Sand.

Jedoch, wir wissen, dass auch klare Tage
uns sonnig hier zur Winterzeit begrüßen;
drum können wir dies’ Interim ertragen
und uns zu Haus’ das Leben reich versüßen.

Der Zauber der Adventszeit bald beginnt,
und freudiges Erwarten Licht gewinnt.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing