Irdische Sicht
Hier die Illusion:
Erden-Weg führt zur Milchstraße,
Teil der Galaxie.
© Text: Ingrid Herta Drewing
Foto: Pixabay, Milchstraße
Hier die Illusion:
Erden-Weg führt zur Milchstraße,
Teil der Galaxie.
© Text: Ingrid Herta Drewing
Foto: Pixabay, Milchstraße
Das Jahr ist müde, legt sich bald zur Ruhe,
lädt an Silvester noch zu muntrem Tanz,
dann packt’s Erinnerungen in die Truhe,
die golden Tage, die es sah in Glanz.
Das Neue tritt herein auf leisen Sohlen.
Am liebsten wäre mir, es brächte Schnee,
zeigt‘ klare Wintertage unverhohlen
und Sonne in des Himmels blauer Höh‘.
Es möge sich auch friedlich hier erweisen,
jedwede Kriege, Terror seien fern,
und lasse Elend, Not und Tod verreisen
auf einen weit entfernten andern Stern.
Ich weiß, dies Wünschen bleibt nur Illusion,
und dennoch träume ich recht gern davon.
© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing,2017
Und unterm Tagesmond die Wolke schwebt.
Ein Jet kreuzt ihren Weg dort in der Höhe.
Sein Streifen trennt wohl beider lichte Nähe,
bis er sich auflöst, hell ins Blau verwebt.
Die Erden-Perspektive lässt sich täuschen;
was voneinander weit entfernt ist, scheint uns nah.
Doch umgekehrt ergeht ’s uns mit Geräuschen,
es blitzt, und später hör’n wir Donner da.
Und möchte man auf Watte-Wolken schweben,
so bleibt der Wunsch nur schöne Illusion.
Was weiß und weich sich mag vom Blau abheben,
ist nur des Wasserdampfs Kondensation.
So vieles, was der Mensch klar hört und sieht,
erweist sich später als der Täuschung Lied.
© Ingrid Herta Drewing
Mir war, als würde ich in Träumen wandern,
in einer lichten Welt, die Frieden kennt,
wo keiner neidet, hasst das Glück des andern,
und Freundlichkeit der Taten Amen nennt.
Erwacht erkannte ich die Illusionen,
es fiel die Wirklichkeit da laut ins Schloss,
und düster warfen Krieg und Mörderdrohnen
das Elend in das Land, den Tod im Tross.
Und dennoch will ich mir den Traum bewahren,
die Güte der geschwisterlichen Welt,
wo man dem Nächsten hilft, der strauchelt, fällt,
und die Natur auch hegt in allen Jahren.
Denn nur, wenn wir auch Gutes sinnen, denken,
wird unser Weg uns in die wahre Richtung lenken.
© Ingrid Herta Drewing
Jetzt reibt man sich verdutzt die Augenlider,
empfindet seine Welt als fremden Stern.
War hier nicht jüngst noch alles brav und bieder,
als froh man sang des Friedens helle Lieder?
Auch Angst und Terror wähnten wir doch fern.
Von jenem Schmetterling, dem Flügelschlag,
der vieles wandelt, in Bewegung setzt,
war uns bekannt, dass so auch unser Tag
sich kann verändern, und nur Mühe, Plag
entwirren Fäden, die so fest vernetzt.
War man doch gar so sicher eingesponnen,
Kokon, der trägt und trügt; Geborgenheit
wird nicht geschenkt, nicht untätig gewonnen.
Was heut noch hält, ist morgen schon zerronnen.
Den Durchblick gilt’s zu finden, sehen weit!
Da reicht es nicht, nun alles auszusitzen,
von Fall zu Fall taktierend, wenn im Licht
der Meinungsmacher neue Feuer blitzen,
und polternd falsche Herren Hass ausschwitzen,
Es braucht Visionen, und Vernunft ist Pflicht!
© Ingrid Herta Drewing,2017
Es murrt der Körper, schmerzt in den Gelenken.
Jedoch die Seele singt und macht sich frei,
zerstreut des Alters zahlreiche Bedenken,
erschaut das Schöne, das der Lenz mag schenken,
vergisst das Weh ein Weilchen nun im Mai.
Jetzt wachsen den Gedanken helle Flügel;
weit tragen sie hinaus aus dunkler Welt,
wo Terror, Todes Wahn trifft Tal und Hügel.
Der gute Geist der Phantasie schenkt Zügel,
und Pegasos mit Sternen Zwiesprach hält.
Da träumst du von der Menschheit großem Frieden,
wie sie vereint im Garten der Natur
für aller Wohl einst wirken wird hienieden.
Von Neid und Hass befreit, wär ihr beschieden
zu leben frei auf Paradieses Spur.
Du hoffst, es würden wahr die Visionen,
auch wenn die Wirklichkeit dagegen spricht,
sieht Seifenblasen, bunte Illusionen,
ein trügend Schillern, das uns seit Äonen
hier weiter trägt in vager Zuversicht.
© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing
( Nach 5-Wörtervorgabe:Torte, Trauschein, Kochtopf, Riss, Wiegenlied )
So schön, aus weißem Marzipan,
der Hochzeitstorte Rose.
Sie zu bewahren, war der Plan,
in jener kleinen Dose,
die neben Brautkranz, Trauschein lag,
gehütet nach dem Hochzeitstag.
Doch zwischen Kochtopf, Wiegenlied
muss manches Märchen schwinden.
Die Rose jetzt ein Riss durchzieht,
der kaum zu unterbinden.
Vergilbt sind auch des Kranzes Blüten.
Nun gilt’s, des Lebens Traum zu hüten.
© Ingrid Herta Drewing
Schon mancher, der sich aufgeschwungen
und auch die Höhe hat erreicht,
erkennt, dass man hier hat gedungen
den Dämon, und er leicht erbleicht.
Nicht alles, was in Höhen schaukelt,
hält schließlich auch, was es verspricht.
Oft wird dir hier nur vorgegaukelt,
es stehe dort im rechten Licht.
Darum lass dich davon nicht täuschen;
nicht jedes Lied klingt wirklich gut.
Oft sind es nur banal Geräusche.
Sing ruhig dein Lied, behalt’ den Mut!
© Ingrid Herta Drewing,2016
Ein Sehnen wollt‘ in Briefen führen,
so wie es ferne Liebe kennt;
es konnte Herz das Herze rühren.
Obwohl das Leben lief getrennt,
war’n wir uns nah.
Wir würden Rosendüfte spüren,
wie einst in jener Sommernacht,
als wir in liebendem Verlieren
einander waren zugedacht,
das hofften wir.
Als wir uns dann nach Jahren fanden,
erkannten wir die Nostalgie.
Der Jugend Zauber, nun abhanden
gleich einem Schleier, Phantasie
das Bild verlieh.
© Ingrid Herta Drewing,2015
Es war einmal ein Stacheldraht,
dem war das eigne Dasein fad.
Statt stach’lig Felder zu umsäumen,
wollt er viel lieber glänzend träumen,
er sei ganz glatt und blank von Art,
der Teil von einem Biker-Rad
und rolle mit ihm durch die Welt,
weit weg von Stachelzaun und Feld.
Doch, wie’s so ist mit schönen Träumen,
sie sterben meist in Alltags Räumen.
Er blieb so dornenhart besetzt
und hat manch Wesen dann verletzt.
© Ingrid Herta Drewing,2015