Die Trennung

Ernst meinte Emma jüngst zu Kurt:
„Sag, findest du nicht dies Geplänkel
mit unsrer Nachbarin absurd?
Mir geht ’s gehörig auf den Senkel,
wie du mit Komplimenten schleimst,
dir welche dann von ihr einheimst.
Ich flirte auch nicht mit dem Pitter,
bin sehr prosaisch, wenn ich twitter.“

„Ach , wenn ein Kater gerne schnurrt,
ist das doch kein Grund so zu keifen.
Ich mag das Kätzchen, das nicht murrt,
lass klangvoll gern die Worte schweifen.
Und bei der Nachbarin, dort drüben
kann ich im Voraus schon mal üben,
wie ich dich später kann bezirzen,
um uns den Abend schön zu würzen.“

„Das rat ich dir, mein lieber Kurt,
kein Süßholzraspeln mehr verwende!
Denn, wenn du da nicht ausgeschnurrt,
ist hier dein Katerglück zu Ende.
Dann magst du irgendwo dort draußen
mit andern Katzen sorglos mausen.
Ich lebe lieber hier allein,
als deine zweite Wahl zu sein.“

Da schaute Kurt, doch recht verdutzt
und mochte es zunächst kaum glauben,
dass Emma ihn zurechtgestutzt,
die er gezählt zu zahmen Tauben.
Was sie aus Eifersucht tat sagen,
engt ihm gewaltig ein den Kragen;
drum hat er danach, wohl bedacht,
das Haus verlassen in der Nacht.

© Text: Ingrid Herta Drewing

Paar im Paarreim nicht daheim

Annelieses Analyse
bringt zum Rauchen seine Düse,
da sie, arrogant mitunter,
ihn zerrupft und bös putzt runter.

Ihre Worte, so wie diese,
lähmen seine Zirbeldrüse
so mag ihn der Schlaf nun flieh’n,
denn ihm fehlt Melatonin.

Drum geht er nun nächtens fremd,
lockert alles, was sonst klemmt.
Lässt sich nicht von ihr brüskieren,
meint, er hab‘ nichts zu verlieren.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Verliebt, eine Villanelle

Ein trüber Morgen, ohne dich kein Tagen!
Im Spiegel grüßt mein trauriges Gesicht.
Ich wart‘ auf dich, hab dir noch viel zu sagen.

Du bist so fern, mich quälen bange Fragen,
ob noch dein Herz für mich in Liebe spricht?
Ein trüber Morgen, ohne dich kein Tagen.

Von jener Nacht, als wir zusammen lagen,
hab‘ ich geträumt, doch nun heißt es Verzicht.
Ich wart‘ auf dich, hab dir noch viel zu sagen.

Schon wähnte ich dich bei mir mit Behagen,
erhoffte deine Schritte, hört‘ sie nicht.
Ein trüber Morgen, ohne dich kein Tagen.

Die Zeit verrinnt, kaum kann ich es ertragen,
so ohne dich bin ich ein armer Wicht.
Ich wart‘ auf dich, hab dir noch viel zu sagen.

Ach bitte komm, lass mich nicht länger klagen,
ich sehne mich nach dir wie nach dem Licht!
Ein trüber Morgen, ohne dich kein Tagen.
Ich wart‘ auf dich, hab dir noch viel zu sagen.

© Text: Ingrid Herta Drewing, 2018
© Foto: Maike Drewing

Der verworfene Pantoffel

Ein Pantoffel lag allein
auf dem Hof im Mondenschein,
wusste gar nicht, wie ihm war.
Alles schien so sonderbar,
seit sein Träger vehement
sich abrupt von ihm getrennt,
weil betrunken der beschloss,
dass ’nen Ball ins Tor er schoss.

Auch fehlt‘ ihm sein Gegenstück,
sah er doch im Paar sein Glück,
war doch kein Pantoffeltierchen,
das im Heuaufguss leicht schwebt,
hasste es, wenn von der Bierchen
Schaum sein schöner Pelz verklebt.
Weich wie er,vom Lamm das Fell,
war für Wärme er zur Stell.

Wie ’s im Leben oft so geht,
ist das Jammern obsolet.
Während er noch so sinnierte,
sich sein Dasein neu justierte.
Eine schlaue Ratte, trächtig,
auf dem Beutezug hier nächtig,
nahm ihn mit. Man kennt den Rest:
Er war bald der Jungen Nest.

© Ingrid Herta Drewing,2017

Liebes-Nostalgie

Ein Sehnen wollt‘ in Briefen führen,
so wie es ferne Liebe kennt;
es konnte Herz das Herze rühren.
Obwohl das Leben lief getrennt,
war’n wir uns nah.

Wir würden Rosendüfte spüren,
wie einst in jener Sommernacht,
als wir in liebendem Verlieren
einander waren zugedacht,
das hofften wir.

Als wir uns dann nach Jahren fanden,
erkannten wir die Nostalgie.
Der Jugend Zauber, nun abhanden
gleich einem Schleier, Phantasie
das Bild verlieh.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Entscheidung

Müde,
blass das Gesicht,
sah sie ihn an
und wusste:

Keine
Waschmaschine der Welt
würde jemals
die schwarzen Tupfen
der Lügen
aus seinen
aufgeplusterten Federn
spülen.

Sie ließ
ihn
stehen
und
ging.

© Ingrid Herta Drewing,2013

Die Rheinnixe

Ein Angler, am Ufer alleine,
zog aus dem Rhein sich ’ne Kleine.
Sagt:“ Du weißt genau,
du wirst meine Frau,
obwohl du hast Flossen statt Beine“.

Er lehrte sie Anglerlatein
und nahm sie ganz für sich ein;
war er doch ihr Retter,
dazu noch ein netter,
da musst’ er ein Märchenprinz sein.

Doch schmiert’ er ihr täglich auf ’s Brot,
dass er sie gerettet aus Not.
So ließ er sie schwören,
nur ihm zu gehören,
sonst sei ihr sicher der Tod.

Sie konnte bald nicht mehr ertragen,
sein ständiges Nörgeln und Klagen.
Als ein Seemann ihr pfiff,
schwamm sie zu seinem Schiff,
fuhr mit ihm davon voll Behagen.

Der Angler nun wieder allein,
ertränkte den Kummer in Wein
Er soff und ward krank.
Ja, das ist der Dank,
wenn Frauen man fischt aus dem Rhein.

© Ingrid Herta Drewing

Weihnachtswunsch

“Oh, Christkind, du und deine Engel,
wann kommt ihr endlich , bringt den Baum
zur Weihnacht ?” , denkt der kleine Bengel ,
schaut sehnend in den Sternenraum .

“Mein Briefchen hab’ ich schon geschrieben
und alle Wünsche dir genannt…
ob sich die Eltern doch noch lieben,
dir ist das sicherlich bekannt.

Kannst, Christkind, du es vielleicht machen,
dass sie wieder zusammen sind?
Ich wünsch mir sonst nur wenig’ Sachen
nur so ein kleines Bärenkind.

Vielleicht noch eine kleine Schwester,
dann wäre ich nicht so allein.
Am besten sollt’ sie an Sylvester
schon hier bei uns zu Hause sein.

Ich werd’ auch immer artig beten
und waschen meine Hände rein;
mit Wölfchen nicht mehr zanken , treten
und obendrein recht fleißig sein. “

© Ingrid Herta Drewing

Ermunterung

Befreie dich von deiner Habe,
sie wird zu umfangreich, zur Last!
Denk’ an den Aufbruch, bist nur Gast!
Gefüllt mit Honig ist die Wabe;
was drüber reicht, ist nur Ballast.

Gesammelt über viele Jahre,
erzählt zwar jeder Gegenstand
dir vieles, was dir lieb bekannt,
wie du das Leben hast erfahren,
und ist Relikt in deiner Hand.

Jedoch jetzt ist es Zeit, zu trennen
sich auch von vielem , was beschwert.
Das, was dem Herzen gilt als wert,
lässt sich nicht materiell benennen,
bleibt dir, erinnernd, unversehrt.

© Ingrid Herta Drewing

Verwaiste Mutter

Fest hielt ich dich an meiner Hand,
jedoch die Welle riss dich fort.
Nun irre ich durch dieses Land,
durchsuche nach dir Ort für Ort.

Dort ,wo wir wohnten, Heimat, Haus,
seh’ ich nur Schutt, ein Trümmermeer.
Ich steh verkrampft, vor Kummer leer,
und kenne mich hier kaum noch aus.

Wo kann ich dich nur wiederfinden?
Mir ist, als sei mein Herz zerrissen.
Wie könnte ich es je verwinden,
wenn ich dich immer müsste missen?

Habe dein Püppchen heut’ gefunden;
Ach, wiegtest du es noch im Arm!
Mein Kind, mein Liebstes, käm’ doch Kunde,
dass du geborgen bist ganz warm!

Ingrid Herta Drewing