Gipfelglück

Unter dem Himmel, der grau blieb, verborgen,
suchst du hier hoffend den Weg hin zum Licht,
trägst deine Bürde alltäglicher Sorgen
und buchstabierst oft auch mühsam Verzicht.

So viele Wege fast nutzlos beschritten,
wagst du dann dennoch den Aufstieg am Berg.
Stehst auf dem Gipfel und was du erlitten,
schwindet, die Welt unten klein wie ein Zwerg.

Über den Wolken der Blick in die Weite,
fern aller Nebel verschwommener Schau,
fühlst du des Augenblicks glücklich Geleite;
über dem Gipfel strahlt Sonne im Blau.

© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing,2019

Lebensabend

Manchmal schmerzen noch die Narben
jener Wunden, die das Leben
mir mit Freud und Leid gegeben,
wenn gar Liebe, Sehnen starben,
Hoffnung wollt nach Falschem streben.

Vieles, was mir schien erhaben,
fand sich doch im Flachen wieder.
Auch des Glückes reiche Gaben
schwanden, Honig aus den Waben
troff als trüber Zucker nieder.

Dennoch hält mich dieses Leben
tief verbunden; die Natur,
die den Blick ins Licht mag heben,
lässt mich ständig neu verweben
hier auf ihrer schönen Spur.

© Ingrid Herta Drewing,2017

Paarweise

Ach, wie soll er sie bloß finden,
sie, die mit ihm wird ein Paar;
vieles sollte sie verbinden,
eine Liebe wunderbar.

Und er wünscht, er fände eine
praller Busen, lange Beine,
die kess wie die Monroe wär’
ihn heiß liebt, ihr’n Teddy -Bär.

Auch sie träumt, es käme wer,
sagt: “Mein Schatz, ich lieb dich sehr,
ich kann nicht mehr von dir lassen,
find’ dich herrlich, du bist klasse!“

Würde sie auf Händen tragen;
auch wenn Kräfte ihm versagen,
spielt’ er doch für sie den Held,
obendrein hätt’ er noch Geld.

Er nimmt sie, die kleine Dicke,
nebenbei gesagt, ’ne Zicke,
merkt das erst spät hinterher.
Partner wählen, das ist schwer.

Sie ist aus dem Traum erwacht,
weil er ihr flugs klar gemacht,
dass er nicht ihr Traumprinz ist,
Couch-Potatoe, ohne Biss.

Was die beiden dann getan,
sich geeinigt, nicht mehr sah’n,
kann und will ich nicht berichten.
Ihr kennt alle die Geschichten.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Enttäuscht

Gestrandet die Träume; der Morgen
hüllt noch in Grau sein Gesicht.
Kein Lächeln, die Sonne verborgen,
dunkel die Wolken und dicht.

Verloren die Sehnsuchtsgesänge,
erfroren der fröhliche Klang,
erwachen in engem Gedränge
des Alltags Pflichten und Zwang.

Und dennoch gilt hier: Nicht verzagen,
gemeinsam finden den Mut,
das Leben, die Fackel zu tragen
dorthin, wo sonst Dunkelheit ruht!

© Ingrid Herta Drewing,2014

Entscheidung

Müde,
blass das Gesicht,
sah sie ihn an
und wusste:

Keine
Waschmaschine der Welt
würde jemals
die schwarzen Tupfen
der Lügen
aus seinen
aufgeplusterten Federn
spülen.

Sie ließ
ihn
stehen
und
ging.

© Ingrid Herta Drewing,2013

Vergeblich

Rote Mohnblüte,
offen blickst du zum Himmel.
Doch die Sonne schweigt.

IHD