Nebelgrau

So grau wie der Nebel sind meine Haare,
denn kahl wie die Bäume bin ich noch nicht.
Zwar kommen das Jahr und ich in die Jahre,
der Winter nimmt bald den Herbst in die Pflicht.

Doch bleibt mir das Lächeln, das Morgenrot,
das Blau des Himmels, die Sonne, das Licht.
Und wehen jetzt Blätter sanft in den Tod,
erfasst mich dies kalte Stürmen wohl nicht.

Ich trag’ auf dem Halse noch immer den Kopf,
den Weg geh ich grade, kenne mich aus;
ergreife die Glücksmomente beim Schopf
und berge sie alle im Seelenhaus.

Und naht hier der Winter, schickt Kälte ins Land,
dann wärmt mich Erinnern mit gütiger Hand.

© Foto und Text: Ingrid Herta Drewing

Gipfelglück

Unter dem Himmel, der grau blieb, verborgen,
suchst du hier hoffend den Weg hin zum Licht,
trägst deine Bürde alltäglicher Sorgen
und buchstabierst oft auch mühsam Verzicht.

So viele Wege fast nutzlos beschritten,
wagst du dann dennoch den Aufstieg am Berg.
Stehst auf dem Gipfel und was du erlitten,
schwindet, die Welt unten klein wie ein Zwerg.

Über den Wolken der Blick in die Weite,
fern aller Nebel verschwommener Schau,
fühlst du des Augenblicks glücklich Geleite;
über dem Gipfel strahlt Sonne im Blau.

© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing,2019

Vierter Januar

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Vorfrühling mag nun offenbar
statt Winter hier entstehen.
Es fehlen Sonne, Himmel klar,
nur Regen lässt sich sehen.

Und dennoch kann dies Wettergrau
den Tag mir nicht verdrießen;
ich träume mir den Himmel blau,
zumal noch Rosen grüßen.

© Ingrid Herta Drewing,2018

Januarmorgen

Nur Nieselregen
grauer Himmel, winterfern,
der Tag so müde!

© Ingrid Herta Drewing,2018

Septembertristesse

Version 3

Ein kühler Wind greift harsch in meine Haare,
kein Indian Summer die Gefilde säumt.
Der Regen rinnt, als ob er offenbare,
dass die Natur von Herbst und Welken träumt.

Jedoch gefallen sich in feuchtem Grünen,
die Büsche, Bäume hier in Park und Wald,
als weile Sommer noch auf ihren Bühnen,
nur zeige sich zum Abschied nass und kalt.

Die grauen Tage früh ins Dunkel fließen,
die Amsel stumm, sogar die Krähe schweigt.
Doch Herbstzeitlosen auf den Wiesen sprießen,
ein zart Geschenk, das der September zeigt.

Auch bleibt die Hoffnung, dass uns bald Oktober
erfreuen wird mit Farben, Gold, Zinnober.

© Foto und Text / Ingrid Herta Drewing

Januar 2016

Verdunkelnde Zottel-Tier‘ ziehen
am Himmel schwer dräuend dahin.
Der Südwesten kann sie nicht fliehen,
hofft weiter auf Wetter-Gewinn.

Noch immer das Grau,und der Regen
tropft kalt dir auf Schnauze und Pelz.
Es fehlen die Sternchen, der Segen,
der schneeweiße Winterschmelz.

Die nasskalten Tage verhöhnen
den Winter, der heuer entgleist.
Er wollt‘ den Nordosten versöhnen
mit Schnee, hat blitzschnell vereist.

Dort kam der Verkehr zum Erliegen,
die Trassen der Bahn eisig blank;
dem Winter auf Brechen und Biegen
galt kaum der Reisenden Dank.

Wir träumen vom Bilderbuch-Wetter
und laden den Winter gern ein,
zeigt er uns die Schneelandschaft netter,
Blauhimmel und Sonnenschein!

© Ingrid Herta Drewing,2016

Sommerfern

Noch hat der Sommer kalte Füße
und bringt den Regenmantel mit,
vermissen lässt er Sonnengrüße,
hält mit den kühlen Lüften Schritt.

Da frösteln nicht nur jene Schafe,
die man zu früh geschoren hat.
Das triste Grau verlockt zum Schlafe,
diffuses Licht macht doch recht matt.

Nichts gegen einen Sommerregen,
der hin und wieder schonend fällt,
der Pflanzen Wachstum wird zum Segen
und grünen lässt die kleine Welt!

Doch dieses Einerlei in Grau,
das feuchtkalt in den Nacken greift,
vertauscht ‚ich gern mit Himmelblau
und warmen Tagen, sonngereift!

© Ingrid Herta Drewing,2015

Licht – Hoffnung

Tage im Grau ersticken.
Ohne der Sonne Licht,
das die Wolken durchbricht,
zeigt die Landschaft den Blicken
nur ein traurig Gesicht.

Doch erste rosa Blüten
schenkt uns die Zaubernuss.
Gleich einem Frühlingskuss
wird sie ein Lächeln hüten,
das uns ermuntern muss.

Mag der Winter auch wallen
nasskalt im Regenkleid,
naht uns bald doch die Zeit,
die zu unsrem Gefallen
himmlisch‘ Blau hält bereit!

© Ingrid Herta Drewing,2015

November

Im Nebel ruht noch still verborgen
das Tal, das sonst so Licht erfüllt
erwachte, wenn der helle Morgen
die Sonnensehnsucht hat gestillt.

Jetzt liegt das Dorf verschleiert da,
sogar des Kirchturms hohe Spitze,
die man sonst schon von Weitem sah,
kann nicht in ihrem Golde blitzen.

Ein matter Schatten die Allee,
die Bäume, kahle Spukgespenster.
Im kleinen Hause dort am See
dringt schwach das Licht nur aus dem Fenster.

Novemberblues, gedämpft hier singt
der Spätherbst nun sein Abschiedslied,
das traurig mit den Nebeln schwingt,
bevor des Winters Weiß erblüht.

© Ingrid Herta Drewing, 2014

Närrischer Winter

Die Tage dösen hin im Nebelkleid.
Da mag so mancher hier den Schnee vermissen,
das klare, weiße Bild im Spiel der Zeit
und Sonnenschein, den wir zu schätzen wissen.

Stattdessen nur dies feuchte,fahle Grau;
das wahrlich ist nun keine Augenweide!
Es wächst das Sehnen nach des Himmels Blau
und Winterwetter, das bereite Freude.

Der Schlitten, der zur Weihnacht unterm Baum
verheißungsvoll die flotte Fahrt versprochen,
schläft jetzt im Keller, unerfüllt der Traum.
Der Schnee-Pakt scheint im Januar gebrochen.

Wahrscheinlich wird wohl erst zur Fastnachtszeit
der Winter närrisch schlüpfen in sein Kleid.

© Ingrid Herta Drewing,2014