Hinter der Maske

( zum Weltfrauentag)

Aus einem hässlich Entlein
wird oft ein schöner Schwan,
wie wir es bei Andersen
in seinem Märchen sah’n.

Doch die Verwandlung gibt es
verhüllend umgekehrt,
wie Zeus infam einst liebt‘ es,
als Leda er begehrt.

Es gibt der Masken viele,
sie dienen nur dem Schein,
wenn Mann erreicht die Ziele,
dann lässt er sie schnell sein.

Drum Frau sei auf der Hut,
magst klug dahinter schaun.
Oft spielt ein Tunichtgut
dir vor den lieben Clown.

Das Leben fordert Mut
in seinem „up and down“;
das Glück, der Liebe Glut,
wohl gründet auf Vertrau’n.

© Text: Ingrid Herta Drewing

© Zeichnung: Ingmar Drewing

Herbstspaziergang im Park

Es streift der Herbst durch sommermüde Fluren,
bemalt das Laub zu seinem Erntefest,
verweilt am Morgen bei den Sonnenuhren
zeitlos im Nebel, den er steigen lässt.

Jedoch am Mittag glänzen seine Bühnen!
Er schenkt der Landschaft, dieser kleinen Welt,
das Gold der Birken und den rätselkühnen
entflammten Wilden Wein, der so gefällt.

Da tanzt das Eichhörnchen im Sammelfieber,
Bucheckern, Eicheln, Nüsse sind am Platz.
Die Kinder, denen die Kastanien lieber,
sie hüten in der kleinen Hand den Schatz.

Und du im Park darfst diese Wunder schauen,
genießt die Farbenpracht, das klare Licht
und fühlst, dass noch im Abschied ein Vertrauen
von Neubeginn und Auferstehen spricht.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing, 2019

Bärli spielt Ball

Wie viele Kinder es gern mögen,
liebt Bärli auch, sich zu bewegen.
Schon früh am Morgen ist er wach,
macht dann beim Spielen lauten Krach.

Mit einem Ball, den er gefunden,
vertreibt er sich die frühen Stunden,
indem er kräftig schießend bolzt
und trifft damit den Tisch aus Holz.
Dabei ist er dann sehr verwirrt,
als eine Vase fällt und klirrt.
„Oh Weh, was mach ich dummer Bär?
Wenn Mama kommt, dann schimpft sie sehr.
Verboten war’s auf jeden Fall,
hier, wo man wohnt, zu spielen Ball.
Ich räume weg die Scherbenstück’,
bevor die Mutter kommt zurück.“

Als Bärlis Mutter kommt nach Haus,
sieht alles wieder sauber aus.
Nur auf dem Tisch, da fehlt die Vase,
und Mama Bär, die Aufspürnase,
merkt schnell, dass etwas hier nicht stimmt,
auch weil ihr kleines Bärenkind
ganz brav schon an dem Tische sitzt,
wo es doch sonst herum gern flitzt.

Und schon beginnt ihr prüfend Fragen:
„Bärli, willst du mir was sagen?“
Da nimmt der Bärenwicht nun gut
zusammen allen Bärenmut:
„Verzeih mir bitte, lieb Mama,
die Vase, die ist nicht mehr da.
Als sich mein Ball zum Tisch verirrt,
da hat es plötzlich laut geklirrt
Ich war’s, ich habe das verbrochen,
bin schuld, dass dieses Ding zerbrochen!

Oh Weh !“,denkt Bärli,“was wird jetzt?“
Doch die Mama, gar nicht entsetzt,
nimmt ihn ganz fest in ihren Arm,
und ihre Stimme klingt so warm:
„Mein Bärli, froh bin ich gar sehr,
dass du bist ehrlich, kleiner Bär.
Viel schlimmer als ein Haufen Scherben
ist’s, das Vertrauen zu verderben.
Doch du, mein Bärli, warst nicht schlecht.
Die Wahrheit sagen, das ist recht!“

Da ist der Bärli aber froh,
verspricht, er mache das nun so,
dass Ball er nur im Freien spielt
und dabei stets auf Tore zielt.

© Ingrid Herta Drewing,2009
Aus der Sammlung Gedichte für Kinder

Lebensabend

Manchmal schmerzen noch die Narben
jener Wunden, die das Leben
mir mit Freud und Leid gegeben,
wenn gar Liebe, Sehnen starben,
Hoffnung wollt nach Falschem streben.

Vieles, was mir schien erhaben,
fand sich doch im Flachen wieder.
Auch des Glückes reiche Gaben
schwanden, Honig aus den Waben
troff als trüber Zucker nieder.

Dennoch hält mich dieses Leben
tief verbunden; die Natur,
die den Blick ins Licht mag heben,
lässt mich ständig neu verweben
hier auf ihrer schönen Spur.

© Ingrid Herta Drewing,2017

Leben

Und jede Falte, die dein Antlitz prägt,
zeigt dir im Spiegel, dass dein menschlich‘ Werden,
das sich in Blüte-Reife-Jahren wägt,
vergänglich ist wie alles hier auf Erden.

Doch deine Augen schauen, begeistert noch,
als währe ewig auf der Welt dies‘ Leben
und hieße dich vertrauen, dass kein Joch
dich jemals könnt‘ dem Schönen hier entheben.

Gleich einem Klang, der aus der Wellen Mitte
sich breitet aus, will in die Weite schwingen,
wird, was dir bang erscheint, zur leisen Bitte,
noch lange hier dies süße Lied zu singen.

© Ingrid Herta Drewing,2016

Heiligabend

Die letzten Stunden im Advent
auf Weihnacht stimmen festlich ein.
Schon hell die vierte Kerze brennt,
und warm erstrahlt der Lichter Schein.

Andächtig wird der Tag begleitet,
beschaulich wirkend ohne Hast,
weil das, was als Geschenk bereitet,
nur seinen Wert als Liebe fasst.

Sei es nun Tanne oder Fichte,
geschmückt, grüßt traulich uns der Brauch.
Der Weihnachtsbaum erglänzt im Lichte,
und Kinderaugen leuchten auch.

Gemeinsam finden wir uns wieder,
sonst oft durch Arbeit, Zeit getrennt,
und singen froh die alten Lieder,
die schönen, die ein jeder kennt.

Die Weihnacht, keine Phantasie!
Die Botschaft, die uns Frieden kündet,
schenkt Liebe, Freude, Harmonie,
Vertrauen, das uns hier verbindet.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Vorsatz

Ich berge die farbigen Träume
und trage sie in meinen Tag;
erhelle mir so graue Räume,
vergesse Sorgen und Plag‘.

Auch will ich dein Lächeln bewahren,
das traulich von Liebe mir spricht,
und trotze all jenen Gefahren,
die uns verstellen das Licht.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Blumen-Orakel

Da sitzt im Gras das junge Mühmchen,
sich sorgend um des Liebsten Pfand.
Die Margerite in der Hand,
zupft sie die Blättchen. Armes Blümchen,
denkt, dass dir Liebe sei bekannt!

„ Er liebt mich? Nein, er liebt mich nicht!“
Ach lass doch diesen Wahn, den tauben,
musst nicht der Blüte Schönheit rauben,
schau lieber in sein Angesicht!
Was dir sein Blick sagt, darfst du glauben!

© Ingrid Herta Drewing,2014

Idole

Mancher Mensch wünscht, er wär‘ Sieger,
sieht sich selbst als graue Maus
und bewundert Überflieger,
denen Ruhm winkt und Applaus.

Es geht meist um Glamour, Sport
oder kühne Abenteuer,
während er malocht vor Ort
und hier brav zahlt seine Steuer.

Ach, er wär‘ gern so ne VIP,
hätte Fans, die ihn verehren;
bei YouTube sein Videoclip
würd‘ Millionen ihm bescheren.

Was er sieht, das ist geschönt,
folgt nur kurz der Mode Schein.
Viele, von der Welt verwöhnt,
fielen tief, arm und allein.

Wer dich liebt, den magst du hegen,
Menschen, dir persönlich nah,
Empathie, Zuneigung pflegen,
denn sie sind auch für dich da.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Geschenkte Zeit

Die Zeit, die wir gewinnen,
gewährt dem Leben Raum.
Es kann beherzt beginnen,
beseelt, mit allen Sinnen,
was lange war nur Traum.

Da darfst du nun gestalten
und fühlst des Daseins Kraft,
dich lösend von den alten
Chimären, deren Walten
vergangen und erschlafft.

Und folgst den neuen Wegen;
doch,was du lieb erschaut,
entgeht nicht deinem Hegen;
du wirst es hüten, pflegen,
weil es dir anvertraut.

© Ingrid Herta Drewing