Lebensabend

Manchmal schmerzen noch die Narben
jener Wunden, die das Leben
mir mit Freud und Leid gegeben,
wenn gar Liebe, Sehnen starben,
Hoffnung wollt nach Falschem streben.

Vieles, was mir schien erhaben,
fand sich doch im Flachen wieder.
Auch des Glückes reiche Gaben
schwanden, Honig aus den Waben
troff als trüber Zucker nieder.

Dennoch hält mich dieses Leben
tief verbunden; die Natur,
die den Blick ins Licht mag heben,
lässt mich ständig neu verweben
hier auf ihrer schönen Spur.

© Ingrid Herta Drewing,2017

Ataraxia

Gelassenheit magst du es nennen,
dein Blick zurück,
der goldene Stunden sieht
und verklärt hier im Abendschein.

Gezähmt auch jenes Aufbegehren,
hast resigniert,
zu oft die Wunden geleckt,
im Bann der Sisyphus-Bilder.

Das Leid, verblasst,
getrocknete Apfelringe,
von Schokolade umhüllt
im Glas der Erinnerungen.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Lebensermunterung

Es sperren, wenn du Gutes suchst,
sehr oft den Weg dir Argwohns Schwellen,
verirrst dich häufig, und du fluchst,
weil sich dein Tag nicht mag erhellen.

So vieles, was wir hier erleben,
schreibt bös sich ins Bewusstsein ein,
beeinflusst unser menschlich Streben
und lässt uns häufig mutlos sein.

Doch gib nicht auf, auch du wirst sehen,
dass noch im Dunkel Licht bewegt,
den Strauchelnden aufrecht zu stehen,
wenn er die Hoffnungsflamme hegt!

© Ingrid Herta Drewing,2014