WEIHNACHTSSTERNE

dscn8077Die rote Glut der Weihnachtssterne
erstrahlt, wo festlich wird geschmückt,
sie, deren Heimat in der Ferne,
nun hier gezüchtet, sieht man gerne,
die Farbenpracht den Blick berückt.

Und hier im Kurhaus in Wiesbaden
sie bilden schön gestuft den Baum,
erfreu’n im Vestibül zum Feste
jetzt zahlreich gutgelaunte Gäste,
erfüllen sanft den Weihnachtstraum.

© Ingrid Herta Drewing,2016

Der Rauschgoldengel

Ein Rauschgoldengel, älter schon an Jahren,
lag, in ein Seidentüchlein eingehüllt,
nebst Kugeln,kleinen bunten und glasklaren
mit silbrigem Lametta, zart zerknüllt,
in einem Korb mit Watte, weich gefüllt,
um ihn vor Schäden sorgsam zu bewahren.

Er, welcher einst den Weihnachtsbaum durft‘ krönen,
der festlich hell erstrahlt‘ im Kerzenlicht,
nun musste traurig seine Tage frönen,
bedeckt von der Jahrzehnte Staubesschicht,
in dunkler Speicherecke im Verzicht,
anstatt den Heiligabend zu verschönen.

Die, die ihn schätzten, waren längst vergessen,
erloschen ihres Lebens lichter Stern.
Auch Kindeskinder, die das Haus besessen,
meist mochten diesen alten Brauch nicht gern
und suchten Sonne, Strand, ein Land, das fern,
die Weihnachtszeit als Urlaub zu ermessen.

Des neuen Eigentümers Sohn, der Träumen,
auch oft der Phantasie ließ freien Lauf,
stieg auf den Speicher, wollt‘ ein wenig räumen
und hoffte, Schätze dort zu finden, die zuhauf
man früher heimlich brachte hier hinauf,
um dadurch schlimme Nöte zu versäumen.

An einem Wintertag, er wollt‘ schon gehen,
denn unterm Dach war es empfindlich kalt,
sah er den Korb noch ganz versteckt dort stehen
bei einem Schaukelpferdchen, das recht alt.
Entdeckerfreude hielt ihn an zum Halt,
das musste er genauer sich besehen.

Und als den Rauschgoldengel er enthüllte,
da schien es ihm, als ob aus einer Welt
des Zaubers man ihn riefe, ihm erfüllte,
was er sich oft in Träumen vorgestellt.
Ganz andächtig er hoch ihn vor sich hielt,
beglückt, dass dieser Schatz die Suche stillte.

Und in der Tat, dies durfte er erfahren,
zwei hundert Jahre war sein Kleinod alt,
aus Nürnberg stammend, wo solch Engelscharen
aus Messingblech gefertigt, dergestalt,
dass zart sich reihte kunstvoll Falt‘ an Falt‘,
ein Christbaumspitzenmarkenzeichen waren.

Man bot ihm Geld dafür, er wollt’s nicht wissen,
nicht wichtig war ihm hier der Handelswert.
Für ihn, er las vom alten Brauch, beflissen,
dem Weihnachtswort von Frieden auf der Erd‘,
sein Engel auf den Tannenbaum gehört.
Er strahlt vor Freude, möcht ihn nimmer missen.

© Ingrid Herta Drewing, 2016

Heiligabend

Die letzten Stunden im Advent
auf Weihnacht stimmen festlich ein.
Schon hell die vierte Kerze brennt,
und warm erstrahlt der Lichter Schein.

Andächtig wird der Tag begleitet,
beschaulich wirkend ohne Hast,
weil das, was als Geschenk bereitet,
nur seinen Wert als Liebe fasst.

Sei es nun Tanne oder Fichte,
geschmückt, grüßt traulich uns der Brauch.
Der Weihnachtsbaum erglänzt im Lichte,
und Kinderaugen leuchten auch.

Gemeinsam finden wir uns wieder,
sonst oft durch Arbeit, Zeit getrennt,
und singen froh die alten Lieder,
die schönen, die ein jeder kennt.

Die Weihnacht, keine Phantasie!
Die Botschaft, die uns Frieden kündet,
schenkt Liebe, Freude, Harmonie,
Vertrauen, das uns hier verbindet.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Weihnachtsmarkt

Nun schwindet endlich der Nebel! Die Lüfte,
sonnendurchwirkt, hell erstrahlen in Blau.
Hier auf dem Weihnachtsmarkt locken uns Düfte,
Tannenbaum, Krippe und Sternlilien-Schau.

Ein Karussell, sehr nostalgisch, dreht Kreise.
Pferdchen und Kutsche bewegen sich mit.
Die Kinder wagen begeistert die Reise,
und Glocken-Klänge begleiten den Ritt.

Erwachsene auch gerne hier verweilen,
bewundern Kunsthandwerks Waren am Stand.
Zur Weihnacht will schenkend man Freude teilen,
ist froh, wenn sich da das Passende fand.

Besucher sich treffen zum munteren Plausch,
an Glühweinbuden die Menschentrauben.
Der gewürzte Wein wärmt, erzeugt keinen Rausch;
da darf sich jeder sein Gläschen erlauben.

Rostrot dort am Markt sich der Dom hoch erhebt,
gewährt Raum zu besinnlicher Stunde,
lädt ein zur Adventszeit; der Glaube, er lebt,
schenkt uns Liebe und Frieden im Bunde.

© Ingrid Herta Drewing

Rituale

Auch wenn dein aufgeklärter Geist sich sträubt;
wir Menschen brauchen sie, die Rituale.
Wir mögen’s, wenn zur Weihnacht Schnee hier stäubt
und Lichtersterne sich ins Dunkel malen.

Ein Festtagszauber darf den Alltag schönen.
Wir ruhen uns von grauen Sorgen aus,
und wollen schenken, herzensfroh verwöhnen
die Lieben unterm Tannenbaum zuhaus.

Genießen freudig auch den Weihnachtsjubel,
die alten Lieder, die erneut erschallen,
und danken Gott, wenn sich gestillt der Trubel,
andächtig in der Kirche weiten Hallen.

Zum Innehalten sind wir nun bereit;
das Christfest schenkt uns jedes Jahr die Zeit.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Weihnachtswichtel

Weihnachtswichtel emsig sind,
wollen Kinder froh beglücken,
und sie hämmern, nähen, stricken,
bauen, reparieren, sticken;
stets bedacht, dass nicht ein Kind
sie erspäht mit seinen Blicken.

Nico glaubt, er sei gewitzt,
könne sie bei Nacht belauschen,
wie sie miteinander plauschen,
sich mit Weihnachtspunsch berauschen,
hätte zu gern was stiebitzt,
würd‘ ihr Werkzeug mal vertauschen.

Er versteckt sich flugs im Schrank,
hört alsbald auch so ein Raunen,
kleiner Wichte frohe Launen,
und ihr Lachen lässt ihn staunen,
wie sie albern auf der Bank
sich bewerfen gar mit Daunen.

Einer spricht dann:“Ach, wie schade,
wenn wir hier nur auf den Stühlen
tollen, tanzen, albern, wühlen,
gibt’s für Nico nichts zum Spielen!
Doch die Arbeit wird uns fade,
wenn ein Mensch mag nach uns schielen!“

Nico hört ’s und wird ganz blass.
Wird er wirklich müssen darben?
Keine schönen Weihnachtsgaben,
Süßigkeiten, sich zu laben?
Mutig ruft der Junge,dass
er doch nichts gesehen habe.

Was die Wichtel dann gemacht,
das weiß nun auch Nico kaum.
Er wacht auf aus seinem Traum,
ist recht froh, dass dies‘ nur Schaum,
was er hörte in der Nacht.
Überm Bett jedoch schwebt sacht
einer Daunenfeder Flaum.

Nico sieht’s und hofft bedacht,
dass doch unterm Weihnachtsbaum
ein Geschenk auch ihn anlacht.

© Ingrid Herta Drewing