Karfreitag 2020

Karfreitag-Morgen, auf dem Dach der Gaube
thront eine Amsel in der Sonne, schweigt;
sie, die doch sonst zu schönem Singen neigt.
Nur noch das Gurren einer Ringeltaube
gleich einem Sehnsuchtsruf zum Himmel steigt.

Und auch der Menschen froh geschäftig‘ Treiben,
das werktags munter in den Straßen schwingt,
verstummt; nur dort vom Dom ein Läuten klingt,
obwohl heut‘ die Gemeinde fern muss bleiben,
weil sie Corona noch zu Vorsicht zwingt.

Es scheinen nun die Oster-Feiertage
durch diese Pandemie hier fast vergällt,
denn die Gefahr reist tödlich um die Welt.
Doch virtuell kommt Gottesdienst in Frage,
wird bei YouTube uns schön bereit gestellt.

Wir dürfen Gott in Demut darum bitten,
dass er uns Rat gibt, was vom Bann befreit,
erneut uns schenkt des Lebens Leichtigkeit,
damit gemeinsam wir in richt’gen Schritten
mit Zuversicht jetzt meistern diese Zeit.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Sonntag

Im Osten blinzelt Sonne ins Gelände,
ein Sommertag erwacht mit blauem Blick.
Der Sonntag ruht noch sanft und hält die Hände,
die sonst geschäftigen,nun fromm zurück.

Vom Turm der Kirche läuten hell die Glocken,
und mancher Schläfer wünschte sie gern fern.
Doch Gläubigen gefällt’s; wie ein Frohlocken
der Engel, ruft es sie zum Haus des Herrn.

Ermuntert, in Bewegung jetzt geraten,
spaziert man durch den Park; des Sonntags Ruh‘
tut gut nach einer Woche Arbeit, Taten.
Man kommt zu sich und hört der Seele zu.

Und selbst dem Atheisten es beliebt,
dass es den siebten Tag, den Sonntag gibt.

© Ingrid Herta Drewing,2016

Rituale

Auch wenn dein aufgeklärter Geist sich sträubt;
wir Menschen brauchen sie, die Rituale.
Wir mögen’s, wenn zur Weihnacht Schnee hier stäubt
und Lichtersterne sich ins Dunkel malen.

Ein Festtagszauber darf den Alltag schönen.
Wir ruhen uns von grauen Sorgen aus,
und wollen schenken, herzensfroh verwöhnen
die Lieben unterm Tannenbaum zuhaus.

Genießen freudig auch den Weihnachtsjubel,
die alten Lieder, die erneut erschallen,
und danken Gott, wenn sich gestillt der Trubel,
andächtig in der Kirche weiten Hallen.

Zum Innehalten sind wir nun bereit;
das Christfest schenkt uns jedes Jahr die Zeit.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Herbstsonntag,9.November

Ich gehe durch die Sonntags stillen Straßen,
wo Herbst den Morgen kühl und klar bestimmt.
Ein Blätterteppich ziert den grünen Rasen,
und durch die Wipfel zart die Sonne glimmt.

Ein blauer Himmel darf den Tag erhellen.
Der Farbenfülle opulente Pracht
zeigt sich im Blattwerk schön an vielen Stellen,
wo Wind und Regen nicht ihr Werk vollbracht‘.

Ich nehm‘ dies‘ Herbstbild auf mit allen Sinnen;
mein Weg führt durch den Park zur Kirche hin.
Beschaulich darf ich hier den Tag beginnen,
und fühle, dass ich heute glücklich bin.

© Ingrid Herta Drewing, 2014

Sonntagmorgen

Noch schläft am Morgen sanft die kleine Stadt.
Der Sonntag schenkt ihr eine Atempause.
Wo man geschäftig sonst gewerkelt hat,
dort ist wohltuend Stille jetzt zu Hause.

Zwar wecken bald die Vögel mit der Sonne
die ersten Schläfer aus dem Schlummer auf;
doch nur vereinzelt, kaum dem Schlaf entronnen,
taucht ab und zu ein Mensch im Gässchen auf.

Bis dann vom Turm die Kirchenglocken rufen
zum Gottesdienst, wohin die Grüppchen ziehen,
andächtig steigend hoch die Kirchenstufen,
seh’n sie im Osten hell die Sonn’ erglühen.

Und nun allmählich, mit des Lichtes Lauf,
wacht schließlich auch das ganze Städtchen auf.

© Ingrid Herta Drewing