Europa und Euro

Du hältst den Euro sinnend in der Hand
und weißt, du wolltest einst die D-Mark lieber;
doch’s Volk ward nicht gefragt zum Währungspfand.
Wem nützt es, falls du fleißig wie ein Bieber,
wenn zu viel fließt ins Euro-Schulden-Land?

Europa, die sonst stolz dort auf dem Stier
erhob’nen Hauptes in die Zukunft ritt,
wo alle friedlich fänden sich im Wir,
geriet ins Straucheln;Bullen-Bären- Schritt
brachte die Schuldenkrise ins Revier.

Sie pokern schon ums letzte Hemd der Dame,
die emsig, doch in Euroland verwirrt,
als kenne sie nicht mehr den wahren Namen,
von einer Bad-Bank in die andre irrt,
mit Rettungsschirmen macht für sich Reklame.

Fände Europa wohl die Würde wieder,
wenn sie nicht sänge diese Währungs-Lieder?

© Ingrid Herta Drewing

Haushaltsfrage

Wie kann, wer selber hoch verschuldet ist,

viel Geld sich leihen, andrer Schulden zahlen?

Das will mir scheinen aberwitz’ge List

und macht die Nacht mir schlaflos, fühle Qualen,

dass sich hier einspinnt eine Schuldnerzunft,

die emsig jene schwarzen Löcher füllt

und, fern von aller praktischen Vernunft,

die Zukunft unsrer Kinder damit killt.

© Ingrid Herta Drewing