Paradiesisch

Der Traum von diesem Paradies,
wo Menschen miteinander leben,
zum Wohle aller gütig streben,
fern von Geld und goldnem Vlies,
den heg auch ich, sag’s unumwunden;
jedoch noch fehlt auf Erden dies,
nicht ward die blaue Blum gefunden.

Vielleicht wird ’s Menschen einst gelingen,
wenn unknechtet sie von Macht,
erwachend aus des Truges Nacht,
sich frei von Wahn und falschen Dingen
einander widmen mit Bedacht,
nicht folgend Gier und Egoschüben,
stattdessen gütig leben, lieben.

© Ingrid Herta Drewing

Schere im Kopf

(Zum Tag der Arbeit)

All das Gerede, rosa Limonade!
Nach jedem Trunk erwacht erneut der Durst.
Geheuchelt wirkt Bedauern, ach, wie schade!
Es scheint, euch ist das Leid der Andern Wurst.

Beschwichtigend, Gesülze auf den Lippen
nährt ihr doch nur des Hochmuts Eitelkeit.
Genießt in vollen Zügen, andre nippen
bescheiden, was als Armuts-Rest bereit.

So kann auf Dauer wohl kein Staat bestehen,
wenn man die Basis schwächt, die ihn erhält.
Artikel Vierzehn, zwei, GG sollt stehen
vor Augen jenen, denen’s reich gefällt.

Es muss der Mensch von seiner Arbeit leben können,
sonst stirbt, was wir gern das Gemeinwohl nennen.

© Ingrid Herta Drewing

Verbesserung

„Verschlimmbessern“, das Wort das stimmt,
denn manches, was verbessert, nimmt
anschließend falsche Züge an,
und man bedauert es sodann.

So sagte jüngst, ganz ohne Schnulz,
nach dem Jamaika-Crash Herr Schulz,
er steh‘ dazu, tu es auch weh,
regierungsfern bleib‘ SPD.

Der Präsident, Verfassungswürde
ihm luden auf nun doch die Bürde
sein jüngst Gesagtes zu bedenken,
zum Koalieren umzuschwenken.

Nun steht er da als armer Tropf,
sein Wort fiel in den Juso-Topf,
wo man ihm zeigen will die Spur.

„Verschlimmbessern tun die auch nur!“

© Ingrid Herta Drewing,2018

Abgehoben

„Du bist arm? Sei froh,
denn Reichtum macht nicht glücklich!“,
sagen die Reichen,
verkriechen sich in Burgen
geschützter Annehmlichkeit.

„Wer will,kriegt Arbeit!
Er muss sich nur verdingen
im Ein-Euro-Job.“
Angebot und Nachfrage
erklärt zum Naturgesetz.

Marktmacht-Religion;
die Neoliberalen
und Plutokraten,
sie lenken, stellen Weichen,
und das Gemeinwohl entgleist.

© Ingrid Herta Drewing,2016

Wahl

Am 6. März ham wir die Wahl
hier, wen zu wählen aus der Zahl
der Menschen, die uns woll’n vertreten.
Wir sollen unsre Stimm‘ abgeben.

Abgeben? Nein, nur leihen mal!
Wir sind die Sonne, sie der Strahl,
und für’s Gemeinwohl mag’s gelingen,
Projekte auf den Weg zu bringen.

Damit auch alles wächst und glänzt,
erwarten wir stets Transparenz.
Den Wähler gilt’s zu informieren
und nicht die Erdung zu verlieren.

© Ingrid Herta Drewing,2016

Steuerbetrug

Offshore-Leaks,Assi-Freaks,
Steuern nichtig,Zahler flüchtig,
Dank der Bank,wild Gerank‘,
Cayman und die Virgin Inseln,
Londoncity-Tricks-Gepinsel,
Zypern, Schweiz, Lux, Liechtenstein,
Austria lässt Fünf grade sein,
lädt so Hinterzieher ein.

Bankgeheimnis,welch Gewinsel!
Selbst in Griechenlands Gerinnsel
wirken dunkle Hehlerinseln.
Amsterdam und Delaware,
unsereins nimmt’s ja kaum wahr,
Briefkastenfirmen ohne gleichen
halten sich die Superreichen.
Dabei zieht’s so viel Konzerne
monitär weit in die Ferne,
denken nur ans Profitieren:
Mag’s Gemeinwohl doch krepieren!

© Ingrid Herta Drewing