Abenteuerlust / Reim dich, oder ich fress dich!

Emma wollte was erleben,
Abenteuer zum Erbeben;
statt nach Green und Gretna
zog es sie zum Ätna.

Doch der machte grade Mucken
und begann heiß auszuspucken
Lava, Steine, graue Asche.
Emma hasste diese Masche.

So war er ihr nicht geheuer,
auch der Abend all zu teuer.
Sie flog von Sizilien
schnurstracks nach Brasilien.

Dort beim Karneval in Rio
sang sie laut „ O sole mio!“,
fand sich ein beim Ramba-Zamba,
tanzte auf der Plaza Samba.

Doch in diesem heißen Land
plagte sie bald Sonnenbrand
Drum sprach Emma, kurz entschlossen:
„ Jetzt wird Grönlandeis genossen!“

Was sie aber nicht bedacht‘,
dass dort lang am Tag die Nacht.
Und so war ihr Abenteuer
meist nur Plausch am Lagerfeuer.

Eines Nachts von ungefähr
wagte sich ins Dorf ein Bär.
Emma, leichtsinnig, versessen,
hatt‘ die Vorsicht ganz vergessen.

Sie schlich sich heran ganz leis‘
an den Bären, weich und weiß.
Der, auf Beutejagd indessen,
fand nun Emma, lieb zum Fressen.

Die Moral von der Geschicht‘
such‘ solch‘ Abenteuer nicht,
wenn du keine Ahnung hast,
sonst es tödlich dich erfasst!

© Text: Ingrid Herta Drewing
Foto: Pixabay

Der Igel und die Maus


Die Maus traf einen Igel
und lachte sich fast krumm,
sprach:“ Schau mal in den Spiegel,
läufst wie ein Kaktus ’rum!“

„Mich werden Stacheln schützen
viel besser als dein Fell;
das wäre mir nicht nütze,
ich laufe ja nicht schnell.“

„ Willst mich für dumm verkaufen?
Ich hätt’ es gründlich leid,
wie du herumzulaufen
in einem Stachelkleid.“

Doch da kam eine Schlange.
Der Igel rollt’ sich ein.
Dagegen zittert’ bange
das freche Mäuselein.

Trotz seiner Flucht zum Mauseloch
verschlang ’s die große Schlange doch.
Der Igel aber war gerettet,
lebt’ munter weiter, ungeglättet.

© Ingrid Herta Drewing

November-Licht

November zeigt sich uns noch herbstlich mild,
lädt ein mit blauem Himmel,lichten Tagen.
In Park und Wald ein Indian-Summer-Bild
will warmes Leuchten aus dem Nebel tragen.

Natur entfaltet opulent die Pracht.
Wo sonst schon kahl der Bäume Kronen waren,
da strahlen Blätter in der Sonne Macht
und Nebel weichen früh dem Tag, dem klaren.

Ein Wohlgefühl lässt leicht dich hier vergessen,
dass Klimawandel diese Zeichen setzt.
Noch willst du,was dir fern liegt, nicht ermessen,
dein Leben spielt so sehr im Hier und Jetzt.

Der Mensch genießt der Freude Augenblick
und schiebt, was ihn belastet, gern zurück.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Reife

Es trägt mein kleiner Apfelbaum
drei kleine Äpfel nur
trotz seiner vielen Blüten,
und Bienen, die sich mühten,
verblasste Frühlings Spur.

Auf dem Balkon fehlt ihm wohl Raum,
tief wurzelnd auszugreifen,
denn trotz der Blätter Grüne
zeigt seines Lebens Bühne
nur kümmerliches Reifen.

Auch Menschen schaffen’s manchmal kaum
ihr Können zu entfalten,
vergeuden ihre Gaben,
die sie von Haus aus haben,
zu oft will Leichtsinn walten.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Der Frosch im Automobil

Ein Frosch, der wollte Auto fahren;
er schwärmte halt für alles Schnelle.
Und da er noch sehr jung an Jahren,
war er gewiss sich nicht im Klaren,
dass ihm da drohten auch Gefahren
jenseits des Teiches Wasserstelle.

Der Storch fuhr vor, flott im Mercedes,
und lud das grüne Fröschlein ein,
sprach, heut‘ sei man ja nicht per pedes,
mobil sein auf vier Rädern, jedes
Getier in Wiese, Wald versteht es,
möcht‘ gern in seinem Auto sein.

Das Fröschlein ward sehr schnell gewonnen,
sah seinen großen Traum erfüllt,
merkt‘ nicht, welch Netz der Storch gesponnen,
wollt‘ sich in noblem Glanze sonnen
und warf den Ratschlag in die Tonne,
dass Frosch als Storchen-Futter gilt.

Ihr denkt, gleich wurde Frosch gefressen
vom Storch, wie es das Tier halt macht?
Der aber war nicht drauf versessen,
sich nur am Futter zu vergessen.
Er ward gefilmt und durft‘ nichts essen,
war auf sein Image da bedacht.

Erst heimlich nach dem Dreh, genüsslich
gönnt er den Frosch sich dann als Mahl.
Der zappelte und quakte tüchtig.
Jedoch das Leben ist zu flüchtig,
besonders, wenn man autosüchtig,
kann es schnell werden auch zur Qual!

© Ingrid Herta Drewing, 2014

Jugend

Der Jugend Träume, weit gespannt, gleich Sternen
erglänzen sie im Dunkel tiefer Nacht.
Man stört sich nicht, dass sie in weiten Fernen,
fühlt sich lebendig, stark; getan, gedacht.

Mit diesem leichten Sinn lockt uns das Leben,
wenn hoffend wir ins Ungewisse ziehen.
So mancher Kampf, auch viel vergeblich’ Streben,
es schreckt uns nicht, wenn jugendfroh wir glühen.

Und in dem Glauben an die guten Mächte,
die uns trotz allem auf dem Weg begleiten,
sind wir gestärkt und finden auch das Rechte,
das zu uns passt, sind nicht zu wirr die Zeiten.

Denn, wenn die Not das Leben überschattet,
der Tod uns droht, oft Zuversicht ermattet.

© Ingrid Herta Drewing