Herbstflucht

Die Kraniche hoch überm Rheintal ziehen;
des Südens Wärme gilt ihr langer Zug.
Gestärkt rauscht nun die Schar im Sieges-Flug,
als sei ihr eine Wunderkraft verliehen.

Hier würde mancher Mensch auch gern entfliehen,
wenn Spätherbst nasskalt dräut mit Nebel-Trug,
am Südsee-Strand sich füllen Glückes Krug
und träumen in der Nacht der Galaxien.

Jedoch es hindern ihn noch Arbeit, Pflicht,
und wie so viele übt er den Verzicht,
muss auf des neuen Jahres Sommer warten.

Uns aber leuchtet bald Adventszeit-Licht,
das Weihnachtsfest von Freude, Frieden spricht,
und Winters Sternchen zieren Park und Garten.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Lichtgewinn

Jetzt schwindet mehr und mehr des Tages Licht,
und Spätherbst, launig, wirft die Nebelkerzen,
nimmt gräulich uns zuweilen fast die Sicht,
um heller Farben Schönheit auszumerzen.

Da mag so mancher still vom Süden träumen,
von heißer Sonne, Müßiggang am Strand,
von lauen Nächten und Orangenbäumen,
von Meereswellen-Glück und warmem Sand.

Jedoch, wir wissen, dass auch klare Tage
uns sonnig hier zur Winterzeit begrüßen;
drum können wir dies’ Interim ertragen
und uns zu Haus’ das Leben reich versüßen.

Der Zauber der Adventszeit bald beginnt,
und freudiges Erwarten Licht gewinnt.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Sonnenblumen

Sieh, wie zum Licht hin wachsen, streben
die Sonnenblumen dort im Feld,
sich goldgelb blühend schön verweben,
hier in des Südens Sommerleben
erfreuen klar die kleine Welt!

Wen wundert ’s, dass Van Gogh zum Malen
sie als Motiv sich auserkor?
Ihr Leuchten lässt den Blick sich aalen,
schenkt Sinn und Seele warmes Strahlen
mit Blütenkranz und Blumenflor.

So mögen sie auch Freude bringen
dorthin, wo man im Grau verstrickt.
In Helligkeit erwacht ein Schwingen
und Hoffnung lässt erneut erklingen,
was unser Leben tief beglückt.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Milder Januarbeginn

Es regnet aus dem Grau auf Tannenspitzen.
Der Wald grüßt grün, verschmäht das Bild in Weiß,
Er, den der Sommer trocken, heiß ließ schwitzen,
genießt nun hier das Nass, statt Schnee und Eis.

Die Meisen, die am Vogelhaus dort stieben,
sie stört gewiss des Winters Milde nicht,
sie finden Körner, Futter nach Belieben,
und Nieselregen lässt noch klare Sicht.

Fast frühlingshaft erscheint mir die Kulisse,
zumal verfrüht des Kirschbaums Knospe blüht.
Doch als nicht jahreszeitgemäß wirft sie gewisse
besorgte Fragen auf, trübt mein Gemüt.

Im Süden weilt der Winter unverhohlen,
Kontrast, des Klimawandels Kapriolen.

© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing,

Januars Wetterkapriolen

Kein Winterweiß,
die grünen Fluren,
sie zeigen regennass
hier frisch Gesicht.

Der Januar
stellt kaum die Uhren,
die Jahreszeit folgt blass
nur ihrer Pflicht.

Im Süden zwar
auf kalten Spuren
fällt Schnee zuhauf, auf dass
Verkehr fließt nicht.

In Schnee und Eis
erliegen Touren,
erreichen keinen Pass,
denn Winter spricht,
macht alles dicht.

© Fotos u. Text:Ingrid Herta Drewing,6.01.19

Abend in der Marktstraße

Version 3

Novemberabendhimmel dunkelblau,
die Schaufenster, ein Leuchten, warmes Fluten;
als sei’s gemalt, so will es mich anmuten,
denk an Van Goghs Caféterrassen-Schau.

Zwar fehlen hier im Bild des Südens Sterne,
die Tische, Stühle, Menschen im Café;
doch oben führen Lampen als Laternen
den Blick zum Michelsberg in sanfter Höh‘.

Der Spielzeugladen, dessen Licht dort golden
im Vordergrund hell auf die Straße fällt,
lädt Käufer ein und hat in Warendolden,
ein Straßenangebot bereit gestellt.

Ich steh‘ gebannt, als sähe ich die Straße
zum ersten Mal in ihrem wahren Licht.
Beschaulichkeit, die wir so oft vergaßen,
zeigt mir wohltuend hier ihr Angesicht.

© Text u.Bild / Ingrid Herta Drewing,2017

November

Krähenbaum_o

Tief dringt das Dunkel jetzt schon in die Tage,
die kaum erwachen aus des Nebels Grau,
stimmt an ein Lied in Moll als Trauerklage,
als ob Natur nun traurig Abschied sage
den kahlen Bäumen und dem Wiesentau.

Jüngst zogen auch die Kraniche nach Süden.
Ich sah ihr Siegeszeichen, ihren Flug,
als letzten Gruß an die, die hier geblieben,
wie sie’s, laut rufend, in den Himmel schrieben,
hoch in den Lüften Hunderte im Zug.

Wohl möchte mancher gern mit ihnen ziehen.
Jedoch wir trotzen dem Novemberleid
und bleiben, werden nicht die Heimat fliehen.
Denn bald wird, was jetzt trübe, neu erblühen,
wenn in der Sonne glänzt des Raureifs Kleid.

© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing,2017

Sommerwehmut

Gartenrose

Des Sommers Zeit, sie tröpfelt, und mein Leben,
das nun wie sie dem Herbst entgegen sieht,
es möchte sich auf ewig hier verweben,
der Sonne Wärme fühlen, die noch glüht.

Auch wenn sich dann entlaubte Baumgestalten
verschämt im Spätherbst nebelgrau verhüllen,
möcht’ ich dies Sommerlied behalten,
die Sehnsucht nach des Südens Wärme stillen.

Würd’ gerne jenen Vogelflug auch wagen,
jedoch ist ’s mir versagt, so weit zu gehen.
Da heißt es standfest sein und nicht verzagen,
um mutig dann den Winter zu bestehen.

Vertrauen in dem Spiel der Jahreszeiten
auf den, der auch mein Leben wird geleiten.

© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing

Frühlingshoffnung im Norden

Wenn im Süden die Mimosen
duftend schon die Lüfte kosen,
weilt bei uns noch Winter; Weh
mildern schön doch die Christrosen,
trotzen strahlend Frost und Schnee.
Auch die goldnen Winterlinge
zeigen bald hier ihre Pracht,
und ich bin dann guter Dinge,
dass der Sonne, die schon lacht,
es, nun wärmend, hier gelinge,
sie uns Blütenfrühling bringe,
der uns froh und glücklich macht.

© Ingrid Herta Drewing,2017

Herbst

Und Früh-Herbst hat mit goldnen Spitzen
der Bäume Blätter schön verziert,
die aus dem Grün nun strahlend blitzen,
wenn Sonne sich den Tag erkürt.

Das Eichhörnchen beginnt jetzt leise
die Sammel-Tour beim Haselstrauch.
Noch singt der Wind Spätsommers Weise,
die milde Luft verwöhnt uns auch.

Zwar brachen Vögel auf zur Reise,
der Süden lockt wie jedes Jahr.
Doch Amseln, Finken und auch Meisen
hier bleiben, trotzen der Gefahr.

Die Elstern keckern, Krähen krächzen,
versuchen da ihr rostig‘ Lied,
dieweil wir bald nach Wärme lechzen,
wenn Spätherbst frostig ist bemüht.

Jedoch,wenn kühle Nebel künden
uns Herbstes dunkle Seiten an,
so werden Feuer wir entzünden:
Der Mensch schützt sich so gut er kann.

© Ingrid Herta Drewing,2015