November

Krähenbaum_o

Tief dringt das Dunkel jetzt schon in die Tage,
die kaum erwachen aus des Nebels Grau,
stimmt an ein Lied in Moll als Trauerklage,
als ob Natur nun traurig Abschied sage
den kahlen Bäumen und dem Wiesentau.

Jüngst zogen auch die Kraniche nach Süden.
Ich sah ihr Siegeszeichen, ihren Flug,
als letzten Gruß an die, die hier geblieben,
wie sie’s, laut rufend, in den Himmel schrieben,
hoch in den Lüften Hunderte im Zug.

Wohl möchte mancher gern mit ihnen ziehen.
Jedoch wir trotzen dem Novemberleid
und bleiben, werden nicht die Heimat fliehen.
Denn bald wird, was jetzt trübe, neu erblühen,
wenn in der Sonne glänzt des Raureifs Kleid.

© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing,2017

Wintermorgen

Als hätten Elfen über Nacht
gewirkt den Bäumen Sternen-Spitzen,
die zart im Morgenlicht erwacht,
von hellem Sonnenschein bedacht,
hier weiß erstrahlen, funkeln, blitzen.

Was gestern grau war, nass und kahl,
will heute klar im Licht erglänzen.
Die Nebelfee, ihr Frostgemahl
sie tauschten Küsse, reich an Zahl,
mit Raureif Äste zu umkränzen.

Du siehst des Winters Meisterstück
und magst kaum deinen Augen trauen.
Geblendet von der Schönheit Blick,
genießt du nun das kleine Glück,
darfst die Natur im Glanz erschauen.

© Ingrid Herta Drewing,2016

Herbstlich

Am Stadtrand lungern hungrig schon die Krähen.
Sie tragen Herbst in ihren schwarzen Schwingen
und krächzen auf Platanen in der Nähe,
wo sonst die Amsel zelebriert’ ihr Singen.

Der Morgennebel, dicht, weitet die Dauer
hier fast bis hin zum frühen Mittag aus.
Müd’ blickt die Sonne über Wolkenmauern,
wirft fahles Licht auf das verlass’ne Haus.

Hier, wo im Sommer Glanz der hellen Farben
den Garten leuchten ließ, Musik erklang,
zog grau die Stille ein; die Pflanzen darben.
Es währt die grüne Zeit nun nicht mehr lang.

Dann werden hier des Herbstes Stürme brausen
und Blätter tanzen auf dem Dach des Hauses.

© Ingrid Herta Drewing