Zu Nicos Geburtstag

Heute wirst Du sechzehn Jahre,
Nico, Enkelsohn; die Welt
schenk‘ Dir vieles Wunderbare,
Gute, Schöne, alles Klare,
was sie auch bereit hier hält!

Wege wirst Du neu beschreiten,
sei es weit weg von Zuhaus‘,
Liebe wird Dich doch begleiten,
Deiner Eltern sorgend Leiten
lässt Dich aus dem Blick nicht aus.

Gott geb‘ Kraft Dir, dass Dein Streben
auf die rechten Ziele fällt!
Hoffnung sei Dir stets gegeben,
dass in Deinem jungen Leben
Freude Dich in Atem hält!

© Ingrid Herta Drewing,2017

Freitag / Nomen est Omen

Neuschülerin, das Fräulein Jule,
fiel auf durch ihren Eigensinn,
denn sie ging freitags nie zur Schule.
Das zog zwei Monate sich hin.

Der Schuldirektor führte Klage,
bestellte ihre Eltern ein,
um diesen Tadel anzusagen,
betreffend ’s Julchen,Töchterlein.

Dazu wurd‘ Jule auch befragt,
die schaute alle an verdutzt.
„Wie doch der Name es schon sagt,
hab frei den Freitag ich genutzt.“

Ob dieser Eulenspiegelei,
verkniff man sich nur schwer ein Lachen,
belehrt das Kind, was wörtlich sei,
müsst man nicht unbesehen machen.
So sei in einem Spiegelei
ja auch kein Spiegel mit dabei.

Gab Jule sich damit zufrieden?
Ich kann’s nicht sagen, weiß es nicht.
Sie wird wohl neue Pläne schmieden,
ist ein gewiefter, kleiner Wicht.

© Ingrid Herta Drewing,2017

Die wachsamen Delphine

Tief in der Südsee schwamm ein Hai
ganz dicht an einem Riff vorbei,
wo die Delphine und die Fische
sich tummelten in Meeres Frische.

Doch statt sich friedlich anzuschließen,
wollte er ihnen gern vermiesen
das Leben in dem Paradies,
und er benahm sich da recht fies.
Sprach heuchlerisch mit sanftem Blick
„ Seid mir gegrüßt, ihr habt heut’ Glück,
ich kenne einen guten Platz,
wo ihr könnt finden einen Schatz.
Da gibt ’s für alle ganz viel Futter.
Kommt, Kinder, lasst jetzt mal die Mutter,
folgt mir, ich werd’ euch gerne weisen,
wo ihr könnt Leckerbissen speisen!“

Die Fischchen waren ahnungslos
und fanden die Idee famos.
Sie fragten ihre Eltern nicht,
wie ’s doch gewesen wäre Pflicht.
Der Hai mordlüstern, abgeschmackt,
zog sie mit sich zum alten Wrack.
Dort nahm das Unheil seinen Lauf:
Er fing sie, fraß sie alle auf.

Nach ein paar Tagen kam er wieder,
vernahm der Eltern Klagelieder
und stimmte scheinheilig noch ein
ins Trauern um die Fischelein.

Bald reizt’ ihn Übermut und Wahn,
auszuprobieren seinen Plan
mal bei dem Nachwuchs der Delphin’,
ein Festmahl, das ihm lecker schien.
Und drei Delphinchen schwammen mit.
Der Hai dacht’ sich: „ Ein guter Schnitt!“

Jedoch die Jungen Lux und Lot
verachteten das Angebot.
Sie spürten, dass dem weißen Hai
nun wirklich nicht zu trauen sei,
und sie erzählten ihrem Vater
von „Onkel Hais“ Ködertheater;
der alarmierte die Gemeinde,
dass man bekämpfen müsse Feinde.

Grad wollt’ der Hai Delphinchen schnappen,
da konnten sie ihn schnell ertappen
und straften ihn sodann gar schwer.
Verwundet schwamm er weit ins Meer,
ließ sich bei ihnen nie mehr sehen.

So soll’s dem Bösewicht ergehen,
dass Kinder schlau wie Lux und Lot
seiner Verlockung widerstehen,
durch sie geraten nicht in Not!

© Ingrid Herta Drewing