Freitag / Nomen est Omen

Neuschülerin, das Fräulein Jule,
fiel auf durch ihren Eigensinn,
denn sie ging freitags nie zur Schule.
Das zog zwei Monate sich hin.

Der Schuldirektor führte Klage,
bestellte ihre Eltern ein,
um diesen Tadel anzusagen,
betreffend ’s Julchen,Töchterlein.

Dazu wurd‘ Jule auch befragt,
die schaute alle an verdutzt.
„Wie doch der Name es schon sagt,
hab frei den Freitag ich genutzt.“

Ob dieser Eulenspiegelei,
verkniff man sich nur schwer ein Lachen,
belehrt das Kind, was wörtlich sei,
müsst man nicht unbesehen machen.
So sei in einem Spiegelei
ja auch kein Spiegel mit dabei.

Gab Jule sich damit zufrieden?
Ich kann’s nicht sagen, weiß es nicht.
Sie wird wohl neue Pläne schmieden,
ist ein gewiefter, kleiner Wicht.

© Ingrid Herta Drewing,2017

Morgen in der Stadt

Ein sonnig helles Himmelblau
beschirmt die kleine Stadt,
die nun, entrückt dem Nebelgrau,
ihr Licht gefunden hat.

Beim Bäcker duftet frisches Brot,
lädt ein zum Frühstücksschmaus.
Im Osten glüht das Morgenrot,
lockt viele aus dem Haus.

Schon regt sich auf dem Markt das Treiben.
Flugs baut man Stände auf.
Die ersten Kunden schauen, bleiben
zum Obst-Gemüsekauf.

Und Kinder, die zur Schule gehen,
sie lachen fröhlich, scherzen.
Wie schön, die Freude hier zu sehen,
den Sonnenschein der Herzen!

© Ingrid Herta Drewing,2015