Notstand

Manch‘ Poeten sind in Nöten,
gingen doch die Reime flöten;
müssen Entertasten löten,
die die Verse kürzen, töten.

Suchen süffig satte Silben,
tief und wirksam so zu tschilpen.
Doch im Spiel verrückter Milben
sterben diese und vergilben.

Meint die Taste: „ Ach vergesst mich,
macht halt: Reim dich, sonst ich fress‘ dich!“

© Ingrid Herta Drewing

Gedichte

Ich reim‘ mich durch die Tage,
auch nachts, beständig;
auf dass es mir behage,
vergessen macht manch Plage,
fühl mich lebendig.

Und höre dieses Klingen,
Wortmelodien,
ein süßes, innres Singen,
das mich ergreift, ein Schwingen
in Harmonien.

Es reihen sich die Worte
in Versen, Klängen
und Bildern, die ich orte
poetisch an der Pforte,
reim‘ frei von Zwängen.

© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing,2018

Dichten

Es klingt in mir; mich nehmen in die Pflicht
der Verse Rhythmen, Bilder, Reime, Klänge.
Allmählich formt es sich, wird zum Gedicht.
Ich folge, fasse auf des Laufs Gesänge.

Dies‘ Liedgebilde, das da singt in mir,
ein Tanz der Worte, die mich sanft begleiten,
sich finden, schön geschrieben auf Papier,
sie wollen hin zur Klanggestalt mich leiten.

Ich weiß nicht, was das ist, das mich lässt dichten.
Nur fühle ich, dass es mir Freude macht,
so frei nach dieser Stimme mich zu richten
und Bildern, die für meinen Blick erwacht.

Beglückt im Zauberreich der Poesie
erfahre ich des Lebens Melodie.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Vom Dichten

Für wen? Warum nur willst du schreiben?
Ist es doch Spiel nur mit dem Wort.
Du könntest dir die Zeit vertreiben
mit bess’rem Ziel, am andern Ort.

Sagst du und weißt nichts von dem Glück,
das mir beim Dichten hell erblüht,
wenn Bilder melden sich zurück.
und Vers an Vers im Klang erglüht

Ich suche nicht, die Worte sprießen,
es stürmen Reime auf mich ein,
wenn ein Gedicht beginnt zu fließen,
in Worten lebt sein eignes Sein.

Dann ist mir, als ob neues Leben
sein Lied mir in die Seele singt,
um mir hier Zeit und Raum zu geben,
und wie Musik in sanftem Schweben
ergreift mich Freude, wenn’ gelingt.

Ingrid Herta Drewing