Dichten

Es klingt in mir; mich nehmen in die Pflicht
der Verse Rhythmen, Bilder, Reime, Klänge.
Allmählich formt es sich, wird zum Gedicht.
Ich folge, fasse auf des Laufs Gesänge.

Dies‘ Liedgebilde, das da singt in mir,
ein Tanz der Worte, die mich sanft begleiten,
sich finden, schön geschrieben auf Papier,
sie wollen hin zur Klanggestalt mich leiten.

Ich weiß nicht, was das ist, das mich lässt dichten.
Nur fühle ich, dass es mir Freude macht,
so frei nach dieser Stimme mich zu richten
und Bildern, die für meinen Blick erwacht.

Beglückt im Zauberreich der Poesie
erfahre ich des Lebens Melodie.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Reim dich oder ich fress‘ dich!

Malheur

Ein Mensch, entbrannt in heißer Liebe,
entflammt auf Reimen, Versen stand,
hat sich, weil er bei Sehnsuchtsschüben
die rechten Worte nicht mehr fand,
falsch auf den Pegasus gesetzt.
Er stürzte ab. Gedicht verletzt!

Meisenweise

Ein Weiser hörte eine Weise,
die klang ihm zärtlich, lieb und leise
und war vertraut ihm, gut bekannt.
Er hatte sie auf einer Reise
gehört von einer kleinen Meise,
die er vor seinem Fenster fand.

Es war die Meise eine Waise
(die Eltern starben im Geleise,
als ein Schnellzug sie erfasst).
Nun singt die kleine Meisenwaise
ihr Lied im Kreis der weisen Greise,
beim Vogelhaus auf einem Ast.

Untergang

So mancher,
den das Leben ließ viel hoffen,
ist dann,
das macht mich sehr betroffen,
mit ihm im Alkohol ersoffen.

© Ingrid Herta Drewing