Hochsommer

Leuchtender Vollmond,
tropische Impressionen
in windstiller Nacht.

Des Tages Hitze
strömt aus glühenden Mauern
der schlaflosen Stadt.

Mein grüner Balkon
verwöhnt mich, Kräuterdüfte,
Traum unter Sternen.

© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing,2018

„Rien n’est parfait“

Des Mondes Silberlicht tanzt auf dem Rhein,
und sanft und leicht sich wiegen seine Wellen.
Ihr leises Plätschern lullt jetzt traulich ein
dort, wo sonst tags die Motorboote schnellen.

Es ruht das Land von Tages Hitze aus;
die Tropennacht lässt unter Sternen weilen,
und frische Luft am Fluss lockt nun hinaus
die Paare, die hier Sommerträume teilen.

Doch die Idylle währt nur kurze Zeit,
ganz unromantisch nämlich Schnaken plagen.
Ob Rock, ob Hose, leichtes Sommerkleid,
blutrünstig scheuen sie nicht Hemd, noch Kragen.

Nichts ist vollkommen, flüchtig ist das Glück,
getrübt der Mondromanze Silberblick.

© Ingrid Herta Drewing

Schlaflos

Die Hitze und der Mond,
sie raubten mir den Schlaf.
Beim hundertzwölften Schaf
kam er nicht, wie gewohnt,
und ich musst‘ warten brav.

Ging raus auf den Balkon.
Es herrschte Tropennacht,
des Mondes Silberpracht
bezauberte mich schon
mit ihrem Leuchten sacht.

Er lugte voll und rund
dort zwischen Wolken raus,
hoch überm Nachbarhaus
und gab da glänzend kund,
dass er sich kenne aus.

So habe ich den Rest der Nacht
in seinem Lichte still gewacht.

© Ingrid Herta Drewing

Verhextes Wetter

Nun lässt der Mai uns aber heftig schwitzen.
Mit schwülen Tagen gibt er sich recht sommerlich;
war ’s jüngst noch kalt, so plagt uns nun die Hitze.
Man schaut auf den Kalender, und man wundert sich.

Gewitter toben so, als sei August,
und manche Tropennacht verweigert dir den Schlaf.
Man denkt an Klimawandel, und bewusst
wird jetzt ersetzt der Rasenmäher durch das Schaf.

Doch dann bricht aus ein ruhender Vulkan,
und dessen Asche dicht verhüllt der Sonne Schein.
Es kühlt sich merklich ab; ein Kältewahn
zieht ein, obgleich es eigentlich sollt’ Sommer sein.

Da mag das Wetter hier erscheinen wie verhext,
doch du erkennst genau: Das Klima ist komplex.

© Ingrid Herta Drewing