Schneefall

Es fällt der Schnee, er fällt
und deckt, als kühles Leichentuch,
dies’ arg zerstörte Land nun zu.
Getötet, wütend, hat im Nu
des grässlichen Tsunamis Fluch,
und noch bebt Japans Welt.

Erneut schnürt Tod den Schuh.
Fukushiama stellt
ins Licht der Kernkraftwerke Ruch.
Es hat die Menschen heimgesucht
des Todes strahlender Bijou.
Jod, Cäsium, Strontium hält
in Atem, unsichtbar, die Welt.

Und Schnee, unschuldig weiß,
er fällt und fällt.

Ingrid Herta Drewing

Wahn

Noch immer dieser Wahn
von Sicherheit und Macht;
wo wir doch deutlich sah’n,
wie klein das ist bedacht.

Der Mensch darf nicht verspielen
im Hochmut dieses Leben,
auf Kernkraft kühl zu zielen,
leichtfertig im Bestreben.

Die Kräfte, die er rief,
die kann er nicht bezwingen,
ein Gau zu lang verseucht,
was ihm kann Leben bringen.

Im Einklang mit Natur,
hier Energie gewinnen,
alternative Spur
verfolgen,klares Sinnen

Damit die schöne Erde,
auch wenn wir nicht mehr sind,
noch immer Heimat werde
für jedes Menschenkind.

Ingrid Herta Drewing