Morgen

Hell stand die Morgensonne schon im Osten,
und Vögel stimmten an den Lobgesang,
der in der Bäume Wipfel lieblich klang,
der Amseln Zwiegespräch auf ihren Posten.

Es funkelte in abertausend Lichtern,
im Perlenglanz der Tau, ein Gruß der Nacht,
und auch der Blumen zarte Angesichter
nun blickten auf, vom Sonnenstrahl erwacht.

Als feiere Natur ihr Frühlingsfest,
da sie nun froh des Winters Macht entronnen,
sich, licht gewandet, dürfe tanzend sonnen
im Werden, Leben, das sie wachsen lässt.

Ein trautes Bild des ewig neuen Webens
im steten Kreislauf dieses Erdenlebens.

© Ingrid Herta Drewing

Frühling

F rühlings Flüstern in den Wiesen,
R eich ein Blütenmeer erwacht.
Ü ppig Krokusgrüppchen grüßen,
H errlich auch der Tulpen Pracht!
L ieblich, schön die Vögel singen
I n der Morgenfrühe schon.
N eu beginnt die Welt zu klingen,
G lockenhell schwingt Ton um Ton.

Ingrid Herta Drewing

Frühlingshoffnung

Als habe es nicht Sommer, Herbst gegeben,
so winterbleich, erstarrt liegt noch das Land.
Verwunschen, fast in Stille schweigt das Leben
und zeigt dem Himmel seine leere Hand.

Verhalten schaut die Sonne in den Wald
und nistet im Geäst der kahlen Bäume;
doch zärtlich flüstern Knospen, dass wohl bald
erfüllen sich die lang gehegten Träume.

Es wird, wo jetzt nur Braun und Grau regieren,
des Frühlings Grünen alles Leben wecken.
In Wald und Wiese, Feldern, Gartenhecken
erklingt ein Zwitschern, helles Jubilieren.
Kein Vogel mag sein Können dann verstecken.

Im zarten Hoffnungskleid zeigt sich die Erde
und singt ihr blühend Lied vom neuen Werden.

Ingrid Herta Drewing

Zaubernuss

Schon reckt die Zaubernuss die Blütenköpfchen,
noch Schnee bestäubt, ins klare Himmelsblau,
für die Insekten goldne Nektartöpfchen,
für unser Auge Frühlings-Hoffnungs-Schau.

Nun naht sie bald, die Zeit der milden Lüfte,
die uns beflügelt, bringt erneut in Schwung,
wenn Vogelsang und süße Blütendüfte
uns zeigen, dass das Leben ist noch jung.

Dann mag man nicht zu Hause nur verweilen,
so lieblich lockt der Frühling uns ins Freie,
die sanfte Schönheit der Natur zu teilen
und uns an diesem Neubeginn zu freuen.

Jedoch einstweilen schenkt die Zaubernuss
uns diesen ersten, zarten Frühlingskuss.

Ingrid Herta Drewing