Archive for the Category Allgemein,

 
 

Spatzenlied

DSCI0001

Es sucht Frau Spatz den schönen Platz
zum Nisten und zum Brüten.
Doch Kisten hier und Tüten
sind kein Ersatz, drum geht die Hatz
dorthin, wo Bäume blühten.

Im letzten Frühling, Anfang März,
traf sie Herrn Spatz, es flog ihr Herz
ihm zu, und sie sich mühten
bald um die liebe Kinderschar.
So ist das Paar jetzt wieder da,
und sie sich nicht verfrühten

Die Nachbarn sind schon etabliert.
und mancher schwelgt, hat Zaster,
ein Swimmingpool; ganz arriviert,
thront protzend auf dem Ast er.

Die Spätzin, neidvoll angetan,
möcht’ wie der Nachbar leben
und ab und zu ’ne kleine Bahn
so übers Pool hin schweben.

Spatz sagt zu ihr:“ Sieh diese Dose,
die reicht uns doch zum Bade!“
„ Dir fehlt ein Knopf an deiner Hose!
Ich bin doch keine Made.
Bevor ich in die Brühe hüpfe,
ich in das Nest zu Meisi schlüpfe!“

Und da Herr Spatz so knapp bei Kasse,
hat sie ihn dann links fliegen lassen.

Ingrid Herta Drewing

(Inspiriert von

Ingmar Drewings

„Neighbours“, Nightly Sketch 84

20. Januar 2010,  http://www.drewing.de)

Weihnachtstraum

Erstaunt und erleichtert lesen,

es sei befriedet die Welt,

von Hass und Habsucht genesen,

das Licht ins Fenster gestellt.


Beglückt und freudig sehen,

wie Menschen geschwisterlich sind,

gemeinsam durchs Leben gehen,

verbunden wie Mutter und Kind.


Erwacht, dann traurig finden,

dies alles war nur ein Traum,

den man dir wie einem Kinde

gelegt untern Weihnachtsbaum.

Ingrid Herta Drewing

Der erste Schnee

dsci00031

Juchhe, juchhe, der erste Schnee!

Kommt, lasst uns einen Schneemann bauen!

Im Garten soll er stehen, schauen,

wie schnell wir schlittern auf dem See.


Zuerst der Bauch, gerollt die Kugeln

aus Schnee, die Brust und dann der Kopf!

Komm, Peter, lass jetzt ’mal das Googeln

und hol’ als Hut den alten Topf!


Die Möhre wird ’ne schöne Nase,

Kastanien werden Augenglut,

gesammelt zwar für Reh und Hase,

als Knöpfe sind sie auch recht gut.


Zum Schluss noch einen Tannenzweig,

das wird ein Weihnachtsbäumchen sein,

dass er sich richtig festlich zeig’,

in seinen Arm passt es hinein.

Ingrid Herta Drewing

Leben

Wie Wellen rinnen
in großen Kreisen,
schon im Beginnen
in Fernen weisen,
so auch unser Leben
wächst und sich weitet,
gütig begleitet,
im Nehmen und Geben ,
im Hoffen und Streben ,
im Können und Üben ,
im Sehnen und Lieben,
zum Ufer gesendet,
ausklingend
endet.

Ingrid Herta Drewing

Sonntagmorgen

blatter4

Ein Sonntagmorgen, licht und mild,

und sanft träumt noch die Stadt.

Verlassen grüßt das Straßenbild;

was sonst sich zeigt fast überfüllt,

sich nun vereinsamt hat.


Der Blätterteppich auf den Wegen

glänzt feucht im frühen Licht.

Es fegte rein die Luft der Regen,

und Wirbelwind, der nachts zugegen,

fuhr Bäumen ins Gesicht.


Ich gehe, sehe hier beglückt

den stillen, jungen Tag.

Mir ist, als schenke er dem Blick,

der ihn erschaut, so froh entzückt,

das Leben, das er mag.

Ingrid Herta Drewing

Herbstgerüche

Jetzt naht der Herbst mit seinen Wohlgerüchen,

erinnert an vergangne Kinderzeit,

als wir gespannt und brav in Mutters Küche

gewartet bis der gute Schmaus bereit.


Es roch nach Mus und leckrer Marmelade,

nach Pflaumen, Äpfeln, Nelken, Zimt, Anis,

ein kleiner Vorgeschmack der großen Gnade,

Adventszeitfreude, Weihnachtsparadies.


Auch auf den Feldern die Kartoffelfeuer

nach einem arbeitsreichen Erntetag

waren mir damals noch recht lieb und teuer,

wie wenig doch den Hunger stillen mag.


Es sind die kleinen Freuden, die wir lieben,

und ein verklärter Blick zurück nun schaut,

das, was uns rührte, zärtlich ist geblieben

als teurer Schatz, dem unser Herz vertraut.

Ingrid Drewing

Hiroshima

Nicht ,  der dich höhnte
aus den Lüften
mit ferngelenktem Tod ,
der nicht, Hiroshima!

Nicht, der dich anspie,
warf in Grüfte,
in abgrundtiefe Not,
der nicht , Hiroshima !

Nicht der, nicht einer,
Tausende von Händen
warfen
das Feuer auf dein Licht,
Hiroshima!

Hiroshima
und die Tage
leben in grauem Licht.
Dreimal ertönt die Klage,
dreimal antwortet nicht
Hiroshima.
Dreimal ist dreimal verhöhnen,
dreimal heißt ohne Zahl,
und sich wieder bequemen,
Sühne und Abendmahl?

Ingrid Drewing

Kompromiss

Es scheint, der Mann liebt das Rasieren,

man merkt es auch beim Rasenmähen.

Mit Maschinen operierend,

sich laut knatternd profilierend,

siehst du ihn im Garten gehen.


Sie liebt das chaotisch Wilde,

würde gern nur Wiese sehen,

bis zum Hals in Gräsern stehen.

Er braucht Ordnung in dem Bilde,

Wildwuchs findet er nicht schön.


Doch es gibt die kleine Wiese

für die Träume, hinterm Haus.

Er wird sie nie mähen, diese

macht den Ehefrieden aus.

Ingrid Drewing

Ein Liebesbrief

Ach bitte, buchstabier mir Liebe!

Dies Wort, es klingt so schön von dir.

Ich wüsste gar zu gern, was bliebe,

wenn ich dir diesen Brief nun schriebe,

was du hernach dann denkst von mir.


Vielleicht blieb’ Liebe nur ein Wort,

das wandelt zwischen Lippen, Zeilen,

verwünscht an einen andern Ort,

sich stehlend aus dem Herzen fort,

wo sie doch zärtlich sollte weilen.


L ässt Liebe sich so buchstabieren?

I nnig , mein Liebster, lieb ich dich!

E in Herz nur hab ich zu verlieren.

B itte, magst du es deponieren,

E wig sein Platz, dein Herz für mich.

Ingrid Drewing

Heckenrose

In hellem Grün die Rosenhecke,

als stille Schöne grüßt sie zart.

Dies’ rosig Blühen zu entdecken,

verlangt behutsam ihre Art.


Wie alles, das so sanft und rein

erstaunen lässt in stillem Blick,

schenkt zärtlich ihr bescheiden’ Sein

uns Menschen schon ein kleines Glück.

Ingrid Drewing

v