Archive for April 2009

 
 

Frühlingshimmel

Der Himmel blinkt in hellem Blau,
kein Wölkchen in den Lüften schweift.
Ein milder Blütenduft mich streift
im Frühlingswinde, der so lau.

Leicht teilt in Weiß ein Düsenjet
den Himmel auf mit schrägem Strich.
Die Zeichnung bleibt nur kurz,als hätt’
ein blaues Tuch sie weggewischt.

Nur lautlos noch zwei Schatten kreisen,
ein Falkenpaar die Runden dreht,
und dann entschwebend, sanft und leise
ihr Tanz aus meinem Blickfeld weht.

Ingrid Drewing

Frühlingssonntag

Wattebäusche

weiß, gezupft,

schweben hoch oben

am hellen Sonntagshimmel dahin,

Wölkchenparade.


Kinderstimmen

tönen hell

in ausgelassener Freude

über den grauen Hinterhof,

Frühling.

Ingrid Drewing

Vergissmeinnicht

Vergissmeinnicht, du blauer Stern,

der dort am Bach die Wiese ziert,

dein Lächeln grüßt mich schon von fern,

eh sich der Blick im Blau verliert.

Ja, dort, es bleibt mir unvergessen,

hab’ einst im Frühling mit Marie

ich traulich lieb am Bach gesessen.

„Vergiss mein nicht!“, so sagte sie.


„Wenn in der Heimat bist zurück,

die du verlässt für lange Zeit,

ich einen Blütenstrauß dir pflück,

erwart’ dich hier im Festtagskleid.“


Vergissmeinnicht, du blauer Stern,

nun zierst du auch ihr kühles Grab.

Ach, ich würd’ sagen ihr so gern,

dass ich sie nie vergessen hab’.


Ingrid Drewing

Mittagsruhe

Mittag ist, die Katze ruht

sanft auf der Balustrade;

nach ihrer Promenade

tut ihr nun ein Schläfchen gut.

Von der Katze kann man lernen:

die Ruhepausen nutzen,

nicht unentwegt nur putzen,

sich dezent vom Stress entfernen.

In Ruhe atmen und den Traum

Erwirken und erleben,

sich Zeit für alles geben

in unsrem schönen Erdenraum.

Ingrid Drewing

Bemerkung

knospe2

Es scheint,

wir haben nur noch Augen für das Große.

Doch wie, wenn wir das Kleine nicht mehr sehn?

Erkennend aus dem Kleinen kann das Große,

die Welt in Lebensflammen uns entstehn.

Leichtfertig sind zufrieden wir mit Schatten.

Den großen, groben Umriss mag man gern;

und dennoch müssen Blüte, Frucht ermatten,

trägt sie das Kleine nicht, des Lebens Kern.

Ingrid Drewing

Abendrot

Am Himmel wachsen Cirrusweben,

dsci0016so kurz vor Sonnenuntergang,

und Espenblätter zitternd beben

im Wind,der streicht den Hang entlang.

Der kühle Abend meldet sich,

verweile noch im Garten,

im Freien bleibend möchte ich

das Abendrot erwarten.

Sobald am Himmel rote Glut

die Bläue brennend tönt,

der warmen Farben milde Flut

die Landschaft sanft verschönt,

werd‘ ich  das wunderschöne Bild

mit meinen Augen trinken

und kann dann,wenn mein Durst gestillt,

in tiefe Andacht sinken.

Ingrid Drewing

Frühlingsregen

Es fällt ein sanfter Frühlingsregen
und netzt der Erde frisches Grün.
Nun kann der helle Blütensegen
auch weiterhin im Glanz erglühn.

Die Vögel, froh gestimmte Sänger,
begrüßen flugs das klare Nass;
im Vogelbad drängt man nicht länger,
Platz gibt es auch am Regenfass.

Und auf dem Dachfirst munter sitzen
zur leichten Dusche sie gereiht,

nur ab und zu zum Neste flitzend
und sehn, ob alles noch bereit.

Wir lieben’s trocken. Schirme tragend
ziehn wir durch regenfrische Luft,
des Frühlings Lächeln in uns fragend,
das lichtverwöhnt nach Sonne ruft.

Ingrid Drewing

Erinnerungen

Der Frühling hebt den Mantel des Vergessens
und weckt Erinnerungen, tief verborgen,
von Hoffen, Lieben, Sehnen ,Sorgen
und Glück, das einstmals kaum ermessen.

So sanft im Spiegel gaukelt er der Seele
nun neu erblühend vor vergangnes Glück,
und altes Weh schmerzt süß dir in der Kehle.
Was einst so weit, ist wieder nah gerückt.

Wer immer auch dem Zauber ist erlegen,
den dieses neue Werden uns verspricht,
dem ist der Blick der Hoffnung stets zugegen
und Sehnsucht nach der Liebe hellem Licht.

Ingrid Drewing

An ein altes Steppenpferd

Bevor die Müdigkeit der Glieder
dir in das Herz kriecht,
bäume dich noch einmal auf.
Wirf deine Mähne in den Wind,
der mit ihr spielt,
und hebe deine Lider,
nimm so mit wachem Blick
das Grauen und den Glanz
der Sonnensteppe in dich auf!
Trink ihn mit innigtiefem Zug,
den Duft aus Wind und Wiese,
der dich leicht umweht;
lass dich davon berauschen,
geh und wage einen Schritt!
Setz einen zweiten nach ,
dann schwing dich auf
zu freiem Lauf!
Ob’s Lust, ob’s Leiden sei,
frag‘ nicht danach!
Wer lebt, erfährt!
Dort, wo du Abgrund streifst,
entgehst du deinen Grenzen,
im Taumel spürst du dich,
erhebst dich aus dem Fall.
Hier leben heißt:
Im Spiel den Tod umtanzen.
Wo alles ruht, lebt nichts.
Du bist, und sei’s dein Traum,
ein freies Wesen,
Wille und Bewegung
im Erdenraum!
Ingrid Drewing

Sommergefühl

Es riecht nach Sommer, duftenden Reseden,

obwohl April noch im Kalender steht;

die Kraft der Sonne sagt es einem Jeden,

der staunend durch den Blütengarten geht.


Als habe eine unsichtbare Hand

hier, heimlich zaubernd, in der Nacht gewaltet,

in Parks und Gärten überall im Land

die Blütenlichter zärtlich angeschaltet.


Weiß blühend, rosa hebt sich ab der Flor

von eines klaren Himmels sattem Blau,

und der Verliebten Balz im Vogelchor

erinnert, dass dies ist des Frühlings Schau.

Ingrid Drewing

Bild v. Paul Uhl