Archive for November 2009

 
 

Wir

bleue

Du hast mein Lied gesungen,

ich deines, schöner Klang.

Von Liebe ganz durchdrungen

war süß uns der Gesang.


Dein Lächeln war mir Sonne,

dein Atem Lebenshauch,

dein Blick, Geschenk und Wonne,

wie deine Küsse auch.


Zwei Flammen, die hell brannten

zu einem Feuer, Licht;

wenn wir einander fanden,

verschwand der Zeit Gesicht.


Jedoch die Zeit hat Flügel,

sie trug dich mit sich fort.

Ich steh’ am Grabeshügel,

und fremd ist mir der Ort.


Doch deine lieben Worte,

die trag’ ich tief in mir.

Erinnerung schenkt Horte,

dort lebst du noch mit mir.

Ingrid Herta Drewing

Herbstrose

Es löscht der Herbst das Licht in den Kastanien,

und Schatten  krächzen rostig im Geäst.

Verblichen blicken auf Balkonen die Geranien,

noch zehrend von des Sommers Jubelfest.

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Doch strahlend blüht im Garten noch die Rose,

entfaltend ihre purpurfarb’ne Pracht.

Sie grüßt im Nebelgrau als Zeitenlose,

die sonnengleich  noch Glut entfacht.

Ingrid Herta Drewing

Mauerfall ’09

dsci0002Ja, mögen alle Mauern dieser Welt

auf solche Weise zügig fallen,

wie diese hier, symbolisch aufgestellt,

in Dominos zu Boden prallen.


Die Mauern in den Herzen und den Köpfen,

sie müssen schwinden und die Schranken

der egoistischen Gedanken,

die sich im Kreise dreh’n ums Werte Schöpfen.


Das Bild der Einen Welt, es sollte leiten

wohl unser täglich Tun und Planen.

Die Liebe hisse ihre Fahnen,

gemeinsam gehen in die neuen Zeiten !

Ingrid Herta Drewing

Liebe

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Ach, Liebe ist so leicht.

Wenn sie dich flugs erreicht,

kannst du dich kaum erwehren

und wirst ihr schnell gehören.


Doch Liebe ist so schwer.

Wenn’s nicht der Liebste ist,

man gar zu schnell vergisst,

dem Nächsten zuzuhören.

Ingrid Herta Drewing

Spätherbsthaiku

Wolken verhangen

der Tag, ein Regengesicht

Novemberansage

trauer

Weiße Frostspuren,

des Nebels kühle Schritte,

Raureif am Morgen

Ingrid Herta Drewing

Novemberlicht

novae

November liebt die leisen Schritte

und hüllt das Land in Nebel ein.

Verpackungskünstler, dessen Mitte

uns lautlos zieht ins Einsamsein.


Wir trotzen ihm nach stillem Klagen

und zaubern Glanz ins graue Leben.

Gemeinsam lassen wir es tagen,

gesellig feiernd, tanzend schweben.

Ingrid Herta Drewing

Nebel

Der Nebel hat das ganze Tal verschlungen,

nur eine Kirchturmspitze  sich noch reckt.

Der Vögel Lieder  , die einst hell erklungen ,

sie schweigen, eine Krähe krächzt , verdeckt.


Ich sehe aus dem Fenster in das graue

Wettergebräu ,das fast den Atem nimmt ,

und wend mich ab , lieber ins Zimmer schauend ,

wo sanft das Teelicht in dem Stövchen glimmt.


Hier ist mein Nest , hier kriech ich ins Gefieder

und lass des grauen Nebels Dichte sein;

jetzt trink ich heißen Tee und dichte Lieder,

entspannt im rötlich warmen Kerzenschein.

Ingrid Herta Drewing

Herbstmorgen

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Längst hat  der Sommer uns verlassen,

der Herbst recht kühl regiert

mit wildem Sturm, der in den Gassen

den Blättertanz vollführt.


Die Bäume ,die zum Abschiedsfeste

so farbenfroh belaubt,

sie stehen schwarz, traurige Reste,

der goldnen Pracht beraubt.


Des Nebels graue Schleier bergen

die einsame Parade,

bis Sonne blickt vom nahen Berge,

zu lichten die Scharade.

Ingrid Herta Drewing

Igel Friedolin und die Schlange

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Der kleine Igel Friedolin

war einsam in die Welt gegangen.

Sein Stachelfell macht ihn sehr kühn,

er fürchtet nicht den Zahn der Schlange.


Selbst als Kreuzotter Kutta kam,

mit Gift, um ihn zu fressen,

sah er sie kurz und listig an,

sprach: „Das kannst du vergessen!“


Und schwupp di wupp, bevor die Schlange

fest zubiss, rollte er sich ein.

Der Schlange wurde plötzlich bange

„Was soll die Stachelkugel sein?“


Ein Stachel stach ihr in das Maul,

das konnte sie nicht leiden.

Sie sprach:“ Den Schmerz, den find ich faul.

Den Igel muss ich meiden!“


Sie schlängelt’ weg, ist wie von Sinnen;

und Friedolin, der lachte laut,

konnte sein Picknick nun beginnen.

Dann hielt er noch ein Schläfchen traut.

Ingrid Herta Drewing

Aufbruch

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Das Bernsteinhaus

zerbrochen, blind,

doch

auf der Schulterwunde

trug ich Anemonen.

Der Stirne Weiß

im Goldglanz der Ikonen

erlag dem Lächeln

wie dem Wind .

Nun

Rinde deckt die Schulter

und den Mai ;

die Anemonenwälder

wehen im Oktober.

Ich trag

ein rotes Mäntelchen

für Zwei,

mit Flügeln,

Herbstzinnober.

Ingrid Herta Drewing