Frühjahr
Die Sonne streichelt
das kahle Haupt des Winters.
Eiszapfen weinen.
Erste Schneeglöckchen
dort im Vorgarten läuten
zart den Frühling ein.
Ingrid Herta Drewing
Die Sonne streichelt
das kahle Haupt des Winters.
Eiszapfen weinen.
Erste Schneeglöckchen
dort im Vorgarten läuten
zart den Frühling ein.
Ingrid Herta Drewing
Es sucht Frau Spatz den schönen Platz
zum Nisten und zum Brüten.
Doch Kisten hier und Tüten
sind kein Ersatz, drum geht die Hatz
dorthin, wo Bäume blühten.
Im letzten Frühling, Anfang März,
traf sie Herrn Spatz, es flog ihr Herz
ihm zu, und sie sich mühten
bald um die liebe Kinderschar.
So ist das Paar jetzt wieder da,
und sie sich nicht verfrühten
Die Nachbarn sind schon etabliert.
und mancher schwelgt, hat Zaster,
ein Swimmingpool; ganz arriviert,
thront protzend auf dem Ast er.
Die Spätzin, neidvoll angetan,
möcht’ wie der Nachbar leben
und ab und zu ’ne kleine Bahn
so übers Pool hin schweben.
Spatz sagt zu ihr:“ Sieh diese Dose,
die reicht uns doch zum Bade!“
„ Dir fehlt ein Knopf an deiner Hose!
Ich bin doch keine Made.
Bevor ich in die Brühe hüpfe,
ich in das Nest zu Meisi schlüpfe!“
Und da Herr Spatz so knapp bei Kasse,
hat sie ihn dann links fliegen lassen.
Ingrid Herta Drewing
(Inspiriert von
Ingmar Drewings
„Neighbours“, Nightly Sketch 84
20. Januar 2010, http://www.drewing.de)
Es fließt aus mir der Reime Schwall,
kann mich fast nicht erwehren,
und dennoch les’ ich überall
sollt’ ohne sie gebären
der Worte Dichte, Chiffren, Bilder.
Jedoch der Reim, er stimmt mich milder.
Er ist bewegt auf Partnersuche
will lieber zweisam bleiben,
geht auch gekreuzt, umfasst zu Buche,
drängt mich, ich soll ihn schreiben
als Endreim einer schönen Zeile,
damit er versfroh nun verweile.
Sagt mir, warum sollt’ ich ihn nur
aus dem Gedicht verbannen!
Ich folge gern des Klanges Spur,
der taktvoll zieht von dannen.
Doch Bilderdichte, wenn sie glückt,
mich dann dabei noch mehr entzückt.
Ingrid Herta Drewing
Im Winternest hast du dich tief verkrochen,
entfliehst der Kälte für geraume Zeit
und hältst dich dennoch jederzeit bereit,
da du dein Wort gegeben, Licht versprochen.
Sobald der Sonne Gold die Auen streift,
wagt sich dein heller Blick sanft über Hügel,
du streckst und spreizt die wintermüden Flügel
zum Flug, der in die blauen Höhen greift.
Und landest leicht sodann nach langem Schweifen.
Erblühend rötet sich nach zartem Kuss
im Blütenkleid für dich die Zaubernuss
und lässt die sanften Frühjahrsträume reifen.
Im Frühlingsfeuer hält dein Flammenkleid
des Lebens Liebe strahlend schön bereit.
Ingrid Herta Drewing
Den Schnee, der neulich in der Nacht
in Fülle war gefallen
in seiner weißen, weichen Pracht,
hat nun mit seiner klaren Macht
der Regen fast ganz weggebracht,
und dies missfällt uns allen.
Vereinzelt grüßen weiße Inseln
im grauen Matsch der Gassen,
als habe eines Malers Pinsel,
beeindruckt durch des Schnees Gewinsel,
neben dem dunklen Farbgerinnsel
sie in dem Bilde noch belassen.
Da tröstet kaum der milde Wind,
der heute aus Südwesten weht.
Und traurig sieht so manches Kind
den Schlitten an im Keller-Spind
und seine Ski, die auch dort sind.
Wie schnell des Winters Freud’ vergeht!
Ingrid Herta Drewing
Der Schnupfengeist, der geht jetzt um,
spukt grässlich in den Gassen.
Wenn du ihn hörst, dreh dich nicht um,
sonst wird er dich erfassen!
Er wandert mit dem Virensack
sehr gern in Nebels Kühle.
Doch trägt er ihn auch huckepack
herum bei müder Schwüle.
Zwar ruft er manchmal zart „Pittschüü!“
Doch lass’ dich nicht bestechen!
Wenn er dich fängt, entkommst du nie
und musst ihm dann entsprechen.
Fast vierzehn Tage lässt er dich
dann niesen,deine Nase
verstopft er, rot glänzt sie für sich,
du wirst ein kranker Hase.
Drum achte auf den Schnupfengeist,
der umgeht in den Gassen.
Ich sag’ es dir, damit du’s weißt,
kannst dich darauf verlassen.
Ingrid Herta Drewing
Es wächst die Einsamkeit
hoch in den Sternenmond,
die fahle Efeuranke an der Mauer
im Staub der müden Zeit,
die allem innewohnt.
Im Wald verloren trägt das Leben Trauer.
Die Blätter jener Bäume,
die im zarten Grünen,
jäh unterbrochen, auf die Erde fielen,
und alle Hoffnungsträume,
die dahin mit ihnen,
nun in des Kosmos’ großem Kreislauf spielen.
Da sei ein Wiederkehren
in anderer Gestalt,
erzählt die Mär. Das dunkle Raunen
verheißt dies Licht, das hehre.
Es möge scheinen bald,
wovon der Weise spricht mit Staunen.
Ingrid Herta Drewing
Ein neuer Tag ruft dich heraus ins Leben.
Noch grummelst du, zu kurz war dir die Nacht,
und fragst rhetorisch sinnend beim Erheben,
wer sich nur hat die Arbeit ausgedacht.
Ein andrer würde gerne mit dir tauschen,
der arbeitslos seit Wochen und bedacht,
’nen Arbeitplatz zu finden, bitter lacht’
könnt’ er dich jetzt beim Schimpfen so belauschen.
So ist doch vieles hier sehr relativ,
oft ändern sich der Blick und das Verstehen.
Was uns zunächst scheint hässlich, schief,
lernt man wie Pisas Turm erstaunt zu sehen.
Ingrid Herta Drewing
Ein müder Morgen tritt auf Tages Schwelle,
in grauem Kleid mit tristem Angesicht.
Die Hoffnung auf der Sonne warme Helle
erstirbt im milchig weißen Nebellicht.
Tief im Dornröschenschlaf liegt noch die Welt.
Die Nebelhecken wachsen hoch, umschließen
das Haus; sogar der Farbe Fülle fällt.
Kein Strahl will uns hier von der Sonne grüßen.
Wo ist der Frühlingsprinz, der kann erlösen
mit seinem Liebeskuss die kleine Welt,
sie holt aus diesem Graugespinst des Dösens,
damit sie lebhaft, farbig uns gefällt.
Ingrid Herta Drewing
Mietwohnung,
hellhörige Bleibe,
jeder Schritt hörbar,
die Nachbarn zu nahe,
Enge.
Klavier,
ständig Etüden!
Du hörst mit.
Jetzt kommt der Fehler!
Missgriff
Dröhnen
Lautstarkes Vibrieren,
Rotieren der Waschmaschine.
Es zittern die Wände.
Belästigung
Endlich!
Lärm beendet!
Aufatmen darfst du,
wohltuend empfindest du sie,
Stille
Ingrid Herta Drewing