Archive for Januar 2010

 
 

Katastrophen

DSCI0005Das Fernsehn bringt fast täglich Katastrophen

zu dir ins Zimmer, aber sehend blind

stehst du, gebannt und hilflos, hörst die Strophen

der Kommentare, die dann üblich sind.

Die Zahlen, die du hörst, wohl kurz erschreckend,

verbergen das, was menschlich dich bewegt;

bis plötzlich dann ein Bild vermag zu wecken

dein Mitleid, sinnst, wie man nun Hilfe heg’.

Du spendest Geld, beruhigst so dein Gewissen,

dass du noch bist vom Missgeschick verschont,

das andre aus den Träumen hat gerissen.

Dann läuft dein Leben weiter, wie gewohnt.

Ingrid Herta Drewing

Winterhoch

Hyafe

Bob heißt das Hoch, das uns nun Kälte bringt,
versagt uns dennoch klaren Himmels Blau.
Der Nebelkönig hier sein Zepter schwingt,
verhüllt den Ausblick uns auf Tal und Au.

So mag der Winter mich schon fast verdrießen,
kein helles Schneegesicht, kein lichter Tag.
Die Bäume schemenhaft im Grau verfließen,
feuchtkalte Luft, das Atmen eine Plag.

Doch mein Zuhause bleibt mir als Oase,
warm und gemütlich, freundlich helles Licht.
Es leuchten Frühlingsblumen in der Vase,
und Duft von Hyazinthen sagt der Nase:
In dies Refugium kommt Winter nicht.

Ingrid Herta Drewing

Verkannte Liebe

Ein Frosch an eines Brunnens Rand

saß dort ganz selbst verloren.

Er hoffte auf ein Liebespfand,

das er sich auserkoren.

Denn jeden Tag um zwölf Uhr zehn

sah er sie hier vorüber geh’n

und glaubte, dass sie ’s wüsste,

dass was geschehen müsste.

Im Märchen war es schön zu lesen,

von einem Frosch, der Prinz gewesen,

das sollte sie doch wissen

und ihn jetzt endlich küssen.

Das Mädchen sah den Frosch nicht an,

traf sich mit einem andern Mann,

den sie verliebt nun küsste.

Ach wenn sie es nur wüsste!

Was ihr da alles nun entging:

Ein Prinz, der sie gar lieb umfing,

vom Schlösschen ganz zu schweigen,

das ihr wohl wäre eigen!

Wer glaubt denn heut noch solche Märchen?

Verliebt ging aus dem Park das Pärchen

und ließ den Frosch allein,

der sah es traurig ein.

DSCI0006

Wer auf der Welt will reüssieren,

muss richtig auch kommunizieren.

Ein Blick allein sagt meist zu wenig,

wenn du noch Frosch bist und kein König.

Ingrid Herta Drewing

Winter – Haiku

Schneeflocken fallen.

Ein Vorhang weißer Spitze

verhüllt nun die Stadt.

Ingrid Herta Drewing

Winters Macht

SchneemauNun zeigt der Winter seine Macht
mit Sturm und Kälteschauern;
denn auch den Schnee, den er gebracht,
türmt er hoch auf zu Mauern.

Und mit dem Schnee sogleich verweht
er uns die weißen Freuden;
nun ungern man ins Freie geht,
muss sich zu Haus’ bescheiden.

Wie wütet er, des Frostes Speere
so stürmisch rasen über Land,
und wild entfesselt aus dem Meere
peitscht er die Wellen an den Strand.

So wild mag man dich, Winter, nicht!
Lass rieseln sanft den Schnee und zart!
Danach im Blau und Sonnenlicht
zeig’ uns dein schönes Angesicht
zur Ski- und Schlittenfahrt!

Ingrid Herta Drewing

Liebesgedicht

Rotsamt

Wie schön war das Gedicht, das er geschrieben;

es sprach von Liebe, dennoch war ’s ein Traum

für ihn, der einsam in der Welt geblieben,

ein letztes, grünes Blatt am Hoffnungsbaum.

Die Liebste, die er durch den Tod verloren,

er sah sie immer noch so jugendschön.

Aus seiner Liebe ward sie neu geboren

und schien am Tag vertraut mit ihm zu gehn.

Er sprach zu ihr, erzählte von den Sorgen

und folgte oftmals ihrem stummen Rat.

Für andre war er wunderlich, verborgen

war sein Geheimnis, das er hütet’ zart.

Dann eines Morgens fand man ihn, entschlafen

lag er, fast lächelnd, dort im Rosenhag,

wo sie einander einst im Frühling trafen

und er sie glücklich in den Armen barg.

So schön zeigt dies Gedicht, das er geschrieben,

ihr beider Glück, es war kein blasser Traum,

wie tief sich Mann und Frau verstehn zu lieben.

Doch mancher Mensch, recht nüchtern, glaubt dies kaum.

Ingrid Herta Drewing

Der Liebe Augen

eine Rose

Ja, es hat die Liebe große Augen,
blickt so offen, schön in diese Welt,
lässt ein Staubkorn noch zu Gutem taugen,
sieht das Dunkel, wie es sich erhellt.

Liebe ist der Hoffnung heiße Quelle,
sprudelt leicht, lebendig in den Tag,
hilft uns gütig über manche Schwelle,
schenkt die Freude, mildert uns die Plag.

Liebe lässt sogar den Tod vergessen,
überdauert auch die schlimmste Zeit.
Nur in ihrem Reich kann man ermessen,
welches Glück dies Leben hält bereit.

Ingrid Herta Drewing

Nacht

Die Nacht hat ihre Flügel ausgebreitet

und bettet sanft das müde Land zur Ruh.

Nur in der Stadt die Leuchtreklame weitet

den Tag ins Grelle aus, blinkt hell dazu.

Streift Paare, die vertraut nach Hause gehen,

auch einen Trunkenbold, der lautstark lallt,

und Bordsteinschwalben, die nach Freiern sehen

bei einer Bar, wo mancher Korken knallt.

Jedoch auch hier kehrt schließlich Ruhe ein,

bis in der Früh’ der erste Pendler fährt,

das Lieferauto seine Fuhren leert

und der Verteiler wirft die Zeitung ein.

Die Nacht vergeht so sanft, wie sie gekommen,

weilt dann im Westen, da ist es noch still.

Im Osten lugt der junge Tag verschwommen,

noch leicht benebelt und beklommen,

ob sich die Sonne endlich zeigen will.

Ingrid Herta Drewing

Justitia in Not

jusblin

Müde ist Justitia, hat die Waage
und das Richtschwert aus der Hand gelegt.
Sie scheint blind, doch hörbar ist die Klage,
dass das Geld die Urteilskraft bewegt’.

Geld treibt an den Gang durch die Instanzen.
Wer ’s nicht hat, macht unterwegs leicht schlapp;
So Pecunia lehrt Justitia tanzen,
nimmt ihr spielend leicht die Binde ab.

Ingrid Herta Drewing

Rosentraum

Enlros

Von allen Träumen, die sich mir erfüllten,

scheint dies der schönste, und ich fass’ es nicht,

dass hier sich in des Abends letztem Licht

das Glück uns nun so liebevoll enthüllte.

Geborgen fühl’ ich mich in deiner Nähe,

und heg’ ich Zweifel, hilft dein Zuspruch auch.

Mir ist’s, als ob ich Rosen blühen sehe

an Winters Schnee bekränztem Dornenstrauch.

Ich möchte gern verweilen in dem Garten,

wie innig birgst du mich in deinem Arm.

Der Alltag mag kühl grimmig draußen warten.

Wir halten hier einander lieb und warm.

Wo Liebe herrscht, muss Kälte schweigen,

es sprießt und blüht aus Winterzweigen.

Ingrid Herta Drewing