Dichten

Es klingt in mir; mich nehmen in die Pflicht
der Verse Rhythmen, Bilder, Reime, Klänge.
Allmählich formt es sich, wird zum Gedicht.
Ich folge, fasse auf des Laufs Gesänge.

Dies‘ Liedgebilde, das da singt in mir,
ein Tanz der Worte, die mich sanft begleiten,
sich finden, schön geschrieben auf Papier,
sie wollen hin zur Klanggestalt mich leiten.

Ich weiß nicht, was das ist, das mich lässt dichten.
Nur fühle ich, dass es mir Freude macht,
so frei nach dieser Stimme mich zu richten
und Bildern, die für meinen Blick erwacht.

Beglückt im Zauberreich der Poesie
erfahre ich des Lebens Melodie.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Kurzer Traum

Zärtlich klingt ein Lied,  und leise
summ ich seine Melodie,
eine wundersame Weise
singt von Glück und Harmonie.

Fliederfarben will’s sich färben,
diese Milde,  lieblich, traut,
ein Tenor im Liebeswerben,
Töne schmelzend, ohrvertraut.

Doch dann dröhnen wilde Bässe,
und der zarte, kurze Traum
löst sich auf in grauer Blässe,
bis er stirbt im stummen Raum.

© Ingrid Herta Drewing

In der Stille

Nur in der Stille höre ich die Klänge,
die sich in Worten, Versen fügen zum Gedicht,
sich selbst befreiend aus der Prosa Länge.
Gehorchend ihrem Fluss, der Bilder Drängen
erkenn‘ ich ihr poetisches Gesicht.

Als ob mir eine Stimme so verkünde,
hier singend, ihre zarte Melodie;
mir fremd, bekannt, ein sehnsuchtsvolles Finden
von Worten, die ich still verstünde,
die mich beglücken tief in Harmonie.

© Ingrid Herta Drewing

Lyrisch dichten

Wer dichtet, ist verliebt in schöne Klänge
und spielt beherzt mit Worten, Bildern, Träumen.
Es trägt die Phantasie ihn aus der Enge
des Alltags in ihr Reich, lässt Zeit versäumen.

Archaisch, fast in Trance, ein Meditieren,
geleitet sanft von milden Melodien.
Der Lyra Saiten lassen süß verlieren,
was wir im Zwang des Tages ernst bemühen.

Es sind die lichten, frohen Bilder, Worte,
die uns entführen, schenken, Kraft und Ton.
Geöffnet scheinen des Elysiums Pforten;
beglückt erfährt ’s der Musen Tochter, Sohn.

Und wer dann schreibend seine Verse spricht,
erliegt dem zarten Zauber des Gedichts.

© Ingrid Herta Drewing