Archive for the Category Beziehungen

 
 

Wende

Bevor er in der Häuser Flucht verschwand,
sah sie noch seines Atems Hauch im Wind;
die Augen tränenmüd’, ein traurig Kind ,
verbarg sie ihre ausgestreckte Hand .

Die Hand, die er zum Abschied kurz gehalten,
als er ihr sagte , es sei Zeit zu gehen.
Was für ein Leben lang einst sollte halten,
das sah sie nun so kümmerlich vergehen.

Doch wandte sie sich um und schritt voran.
Und dann, obschon im Innersten erstarrt,
sah sie das Kind lieb lächelnd an;
die Zukunft rief sie in die Gegenwart .

Ingrid Herta Drewing

Wanderfalken

Am Himmel Wanderfalken kreisen.

So nah der Sonne scheint ihr Drehen,

als wollten sie des Tanzes Weise

gemeinsam festlich dort begehen.

So fern dem Leben auf der Erde!

Sie wirken losgelöst, befreit,

als zähle nicht dies „stirb und werde!“

Sie fliegen jenseits aller Zeit.

So scheint mir ihrer beider Leben,

verbunden in dem sanften Wiegen,

ein seliges ,vereintes Schweben,

das leicht die Schwere kann besiegen.

Ingrid Herta Drewing

Big Spender

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.Sinnend und fast hingerissen

kost sie da den Money- Man.

Der lehnt hölzern in den Kissen,

sagt nicht feurig „Yes, we can!“

Als Big-Spender-Lust-Objekt

ist der Mann vielleicht verschreckt.

Ingrid Herta Drewing

Rosenkavalier

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Und meiner Liebe Rosenlied
erfüllt mich tief, sehnt sich nach dir,
muss immer an dich denken.
Da heiß mein Herz für dich erglüht,
möcht’ ich mit diesen Rosen hier,
in jeder Blüte für und für
dir Freude, Liebe schenken.

Doch ihr erschien er, seine Liebe,
wohl antiquiert und angestaubt,
sie hat ihm nicht ein Wort geglaubt,
wollt‘ nicht, dass er noch bliebe.
So ging er mit den Rosen fort,
bereit zu einem Blumenmord.

© Ingrid Herta Drewing

Lernmotivation

Herzchen

Männer und Frauen sind sehr verschieden

(dies macht den Reiz ja aus).

Kleine Jungen, die Mädchen einst mieden,

geraten als Männer schnell aus dem Haus,

wenn eine Schöne sie flott umgarnt,

auch wenn sie bereits jemand vorgewarnt.


Frauen sind Mütter, Geliebte und Vamp,

Männer sind häufig in Liebe ein Tramp.

Nur selten gibt’s Treue ein Leben lang;

schon immer lockte Sirenen Gesang.


Dann gehen die meisten, schwach, in die Fänge.

Zu Hause wittern sie Öde und Enge,

auch wenn ihre Traute engelsgleich ist.

Der Mann liebt das Wandern, und er vergisst,

wie heiß er geliebt einst die eigene Frau.


Sie weiß es noch immer und spürt nun genau,

dass für ihn, der sich treu einst gebärdet als Held,

Treue, Vertrauen nun gar nichts mehr zählt.

Das schmerzt sie, doch heute zieht frau oft den Schluss,

dass sie dann halt ganz ohne ihn leben muss.


Darum ist es gut, sie hat früh schon erkannt:

Sei selbstständig, lerne, dann hast du’s in der Hand,

brauchst nicht hilflos zu kriechen,

wenn er dich verschmäht,

denn du hast für eigene Ernte gesät.

Ingrid Herta Drewing

Streichholz-Romanze

DSCI0021Ein Streichholzmann mit Namen Hans,
traf Liz, die junge, flotte Schachtel.
Sie war so reibefrisch im Glanz
und schön, auch ohne Make-up-Spachtel.

Und Hans, der sah sie mit Verlangen,
wollt’ stets in ihrer Nähe bleiben,
doch schüchtern war er, zu befangen,
sich ihr mit rotem Kopf zu zeigen.

Als eines Tages Schicksals Hand
die beiden plötzlich führt’ zusammen,
erglühte Hans im Liebesbrand,
und lodert’ auf für seine Flamme.

„Das sei nur eine schwache Lieb’.“,
sagt Liz, die an das Flämmchen denkt.
Dabei hat Hans doch, was ihm blieb,
sich überlassend, ihr geschenkt.

So ist das häufig: Trotz Entflammen
bleiben manche nicht zusammen.

Ingrid Herta Drewing

Fernbeziehung

Abschied
tut weh,
beißt ins Herz,
schnürt die Kehle zu,
Tränen

Wiedersehen,
strahlende Augen,
das Herz klopft,
lachend hüpft die Seele,
Glück

Ingrid Herta Drewing

Kleine Rose

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Sie war nur eine kleine Rose,

die einsam blühte, dort am Dornenstrauch.

Er stand gefärbt, die Blätter lose ,

vom Herbst berührt, im Heiderauch.


Sie hatte wohl sehr lange Zeit geschlafen,

bis sie ein Sonnenstrahl nun wach geküsst,

als Werden und Vergehn einander trafen

an einem Ort , der ihr Geheimnis ist.


Ihr  rosa Leuchten ,hell und zartgesichtig ,

erstrahlte wie ein Lächeln, sanft und schön,

und alles, was im Herbst vergehend ,nichtig,

ließ sie im Frühlingshoffen neu ersteh’n.

Ingrid Herta Drewing

Melancholie

ausschnitt4

Samten schwarz Melancholie

dir erfasst die Seele,

schnürt dir ein die Kehle.

Lieder, einst voll Harmonie,

sich gequält empfehlen.


Findest deinen Weg nicht mehr,

und gelähmte Glieder

halten dich danieder.

Freies Atmen fällt so schwer;

siehst im Nichts dich wieder.


Was darf ich sagen, kann ich tun?

Steh hilflos, nah daneben,

möchte dir Stärke geben.

Magst sanft in meinen Armen ruh’n,

im Lichte mit mir leben.

Ingrid Herta Drewing

Aufbruch

roter-ambi

Das Bernsteinhaus

zerbrochen, blind,

doch

auf der Schulterwunde

trug ich Anemonen.

Der Stirne Weiß

im Goldglanz der Ikonen

erlag dem Lächeln

wie dem Wind .

Nun

Rinde deckt die Schulter

und den Mai ;

die Anemonenwälder

wehen im Oktober.

Ich trag

ein rotes Mäntelchen

für Zwei,

mit Flügeln,

Herbstzinnober.

Ingrid Herta Drewing