Archive for Februar 2009

 
 

Waldschloss

Zerschlissene Brokatbezüge,
wettergegerbt,grau sein Gesicht,
liegt dieses alte Schloss,verschwiegen
im Waldesdunkel, matt im Licht.

Im Modermulch der alten Bäume,
die umgefallen,moosbegrünt,

hat hier ein Rittersmann vor Zeiten,
verstoßen, böse Tat gesühnt.

Noch zeigt verblichen uns das Wappen
den Schild, der schützend sollte leiten,
geziert von einem stolzen Rappen,
bis er gedient Raubritterzeiten.

Auch heut ist selten dort ein Gast,
unwirtlich,nur zum dunklen Träumen
kehrt man hier ein,verliert sich fast
und glaubt das Leben zu versäumen.

Doch manchmal,wenn in Vollmondnächten
der Silberglanz die Nacht erhellt,
siehst du den Ritter kühn hier fechten,
gespenstig, bis er sterbend fällt.

Ingrid Drewing

Frühlingshauch

Ein Frühlingshauch liegt auf der Stadt ,
die Sonne scheint und Vögel singen .
Ein Schneerest noch im Park,sonst hat
die Wiese Grün hervorzubringen.

Nilgänse watscheln hin zum Teich,
der nun vom Eise ist befreit.
Die Weiden wachsen ,knospenreich,
zum Frühlingsblühen schon bereit.

Auch wenn die Luft mich kühl berührt,
ist mir doch frühlingsleicht der Sinn;
die Zaubernuss,in Blütenzier,
lässt schwinden Wintersfrust dahin

Ingrid Drewing

Leben

Wie Wellen rinnen

in großen Kreisen ,

schon im Beginnen

in Fernen weisen,

so auch unser Leben

wächst und sich weitet,

gütig begleitet,

im Nehmen und Geben ,

im Hoffen und Streben ,

im Können und Üben ,

im Sehnen und Lieben ,

zum Ufer gesendet,

ausklingend

endet.

Ingrid Drewing

Kosmos

Du zauberst

im Sternenmantel

der Liebe

Silbermond und Sonnengold

in die schwarze Nacht.

und

die blauäugige Erde

in zarte Nebel gehüllt,

bergend den Tag,

der flüchtig

die Seiten wechselt,

tanzt

sich neigend

um die Sonne.

Ingrid Drewing

Unser Baum

Hier unsre Initialen ,
seit langem eingeschnitzt,
ein Herz sollt‘ sie ummalen,
in Rinde eingeritzt.

Der Jahre graue Spuren
beschwört Erinnerung
in goldenen Figuren
der Zeit,als wir noch jung.

So in verklärtem Lichte,
vertraut in liebem Blick,
erzählt uns die Geschichte
von zartem Liebesglück.

Und in des Lächelns Stille
besiegeln wir den Traum
geschenkter Lebensfülle
hier unter unsrem Baum.

Ingrid Drewing

Der erste Kuss

Und als du mich zum ersten Mal geküsst,
da war mir so, als weilte ich in Träumen,
in wundermilden Blüten, Sternenbäumen,
bei Vögeln, deren Singen heilig ist.

Zwei Schmetterlinge unsre Lippen waren,
sich zart berührend,doch auch frischer Quell,
ließ spritzig leicht der Liebe Kraft erfahren.
Was dunkel quälte, wich dem Glücke hell.

Auf sanftem, lichtdurchwirkten Vliese,
geborgen, lieberfüllt umschlungen,
ist selig uns im Duft der Sommerwiese
der ersten Liebe Lerchenlied erklungen.

Ingrid Drewing

Dazwischen

E in Mensch, ein Mensch,
ein Gegenstand,
ein andrer hält ihn
in der Hand.
Ein Mensch hält Menschen
an der Hand;
die Hand hält
einen Gegenstand.
Es stöhnt in einer Hand,
verbannt,
ein Mensch
nach Luft und Licht
und Raum.
Es lächelt,weint
ein Mensch
im Zaum.
Ingrid Drewing

Frühlingsgedanken

Ich sag‘ dem Winter schon Adieu,
blickt er auch noch so kühl;
und zauber mir in mein Milieu
ein Frühlingsglücksgefühl.

Mit Blumen,die in Töpfen sprießen,
auf meiner Fensterbank,
die Luft mit Düften mir versüßen
und Blütenpracht zum Dank.

Dazu erklingen sanfte Weisen
in zartem Harfenton.
So hält der Frühling Einzug, leise,
besteigt des Winters Thron .

Ingrid Drewing

Wintermorgen

Aufgang der Sonne, Farben schwingen,
rotgoldne Töne, abgestuft;
des Winters Nebelgrau durchdringen

die Strahlenspeere,Morgen ruft.

Die Vögel, die zu Haus geblieben,
das Amselpaar,die flinken Meisen
am Vogelhäuschen zwitschernd stieben,
sich flatternd um das Futter reißen.

Am Fenster steh‘ ich, seh‘ beglückt,
hier lächelt sich ein Tag ins Leben,
der mich beim Anblick schon entzückt.
Was kann es morgens Schön’res geben?

Ingrid Drewing

Eurydices Antwort

Dein Lied ,Orfeu ,das in sanften Tönen

der Sonne Licht in meinen Morgen bringt,

erweckt die Freude ,schenkt die wunderschönen,

erträumten Bilder, und die Seele singt.


Dem Vogel gleich erhebt sie ihre Schwingen,

erbebt und fliegt im Glück der Harmonie

in Sphären dieser Welt , die himmlisch klingen,

lebendig , eine Liebessinfonie.

Ingrid Drewing

Anmerkungen von Ingrid Drewing zum Gedicht:

In dem wundervollen Film ORFEU NEGRO von Marcel Camus
singt Orfeu auf einem Hügel über Rio de Janeiro
bei Sonnenaufgang ein wunderschönes Lied, das er sich ausgedacht hat, und gewinnt Eurydices Liebe.In diesem Film, der zur Karnevalszeit spielt, wird das Motiv von Orpheus und Eurydike abgewandelt verarbeitet.Dieser
Film inspirierte mich zu diesem Gedicht.