Archive for Juni 2009

 
 

Schmetterling

Es landet auf des Tischtuchs Blüte

ein Pfauenauge wunderschön.

Er hat sich in der Blumen Güte,

wie es mir scheint, doch sehr versehn.


So geht es manchem, der, geblendet

von Farbe und von grellem Schein,

statt Licht und Leben sich verpfändet

der leeren Hülle, totem Sein.


Drum fühle, lass das tändelnd Scherzen

und nutze weidlich den Verstand,

sonst stehst du da mit vollem Herzen

und einer blassen, leeren Hand !

Ingrid Drewing

Am See

Zärtlich kämmt der Wind

das grüne Haar der Weide

Frühlingsgeflüster

* * *
Der Sonne Strahlen

tanzen auf dem hellen See,

glitzernde Sterne

* * *
Dort ein Schwanenpaar

schwebt in großem Bogen

in den Blauhimmel

Ingrid Drewing

Altes Haus

Der Wind, er pfeift durch Fenster, Türen,

weckt stürmisch auf das alte Haus,

des Frühlings Milde zu verspüren,

vergessen kalten Winters Graus.


Da unterm Dach die kecken Dohlen

sind emsig, pflegen ihre Brut.

Viel Futter gilt es jetzt zu holen,

selbst in der größten Sturmeswut.


Und an der Hausfront Kletterrosen

entfalten ihrer Blüten Pracht;

sie leuchten, ihre zeitenlose

Schönheit Glücksgefühl entfacht.

Ingrid Drewing

Lebensabend

Die Jahre sind gezählt, die mir noch bleiben,

und kostbar wie so vieles, was ist rar.

Drum werde ich dem Schönen sie verschreiben,

dem Leben in der Liebe, hell und klar.


Werde mit wachem Blick das Wachsen schauen,

das Menschen, Tiere, Pflanzen ganz erfasst

und meines Schöpfers Gnade tief vertrauen,

der mich lässt sein auf dieser Erde Gast.


So herrlich ist die Welt, auf der wir leben,

in ihrer Vielfalt blühend, seit Beginn

hat sie viel Gutes täglich uns zu geben,

beglückt die Seele und erfreut den Sinn.


Wir müssen sie mit Liebesaugen sehen,

bewahren stets als kostbares Geschenk.

Nur mit der Erde können wir bestehen;

sie ist der Ort des Lebens, das bedenk!

Ingrid Drewing

Heckenrose

In hellem Grün die Rosenhecke,

als stille Schöne grüßt sie zart.

Dies’ rosig Blühen zu entdecken,

verlangt behutsam ihre Art.


Wie alles, das so sanft und rein

erstaunen lässt in stillem Blick,

schenkt zärtlich ihr bescheiden’ Sein

uns Menschen schon ein kleines Glück.

Ingrid Drewing

v

Kondensstreifen

Sie zeichnen ihre weißen Streifen

schnell in des Himmels helles Blau,

als wollten sie Besitz ergreifen

von diesem Raum, klar und genau.


Doch so wie Menschenwerk auf Erden

nur für gewisse Zeit besteht,

verblasst dies Zeichen schon im Werden,

bevor es ganz im Blau vergeht.

Ingrid Drewing

Lindenlied

l

Die Linde grünt in hellem Kleid

und glänzt in ihrer Güte.

Sie spendet Schatten, hält bereit

den süßen Duft der Blüte.


Nun da der frische Frühlingswind

fasst rüttelnd ihre Zweige,

schützt sie die Vogelbrut so lind

durch sanftes Wiegen, Neigen.


Die Vögel lohnen es mit Singen,

das weithin über Wipfel schallt;

im Lindenbaum ein zartes Klingen

und Rauschen lieblich widerhallt.

Ingrid Drewing

Gewittersturm

Der Sturm auf seinen Wolkenrossen
jagt schaurig tobend übers Land,
es peitscht sein treuer Trossgenosse,
der Regen, wild mit nasser Hand.

Sie biegen Bäume, fluten Straßen,
und mit des bösen Hagels Macht
zerstören frech sie, ohne Maße,
was Frühling schön hervorgebracht.

Die Halme auf den Feldern liegen,
die junge Frucht fällt ab vom Baum.
Die Vogelbrut reißt aus den Wiegen
der Nester dieser dunkle Traum.

Und Blitz und Donner, Kampfgesellen,
sie stecken manches Haus in Brand
und rasen weiter mit den schnellen
Geschossen in der Feuerhand.

Der Mensch, gewöhnt an die Gefahren,
kämpft gegen die Naturgewalt.
Doch muss er häufig dann erfahren
die Ohnmacht, die ihn zwingt zum Halt.

Ingrid Drewing

Maulwurf

Ein Maulwurf macht sich breit im Garten,

der Rasen ist nun sein Besitz,

wo seine Hügel als Standarten

verkünden, dass er Land stibitzt.


Die Drossel sucht hier gern nach Futter,

den Regenwurm im Schnabel schwingt,

ihn flugs ganz schnell als gute Mutter

den Jungen hin zum Neste bringt.


Wir Menschen, wenn wir Ball dort spielen,

sind auf die Hügel nicht erpicht;

beim Fangen muss man ständig schielen,

sonst stolpert man und fasst ihn nicht.


So sinnt man, wie man ihn vertreibe,

den Gräber dort im Untergrund;

doch ihm gefällt die Wiesenbleibe,

und Hügel wachsen, braun und rund.

Ingrid Drewing

Der Vogelbaum

Der Kirschbaum, wahrlich eine Pracht

für Amsel, Drossel , Fink und Star;

wenn rot es in den Zweigen lacht,

versammelt er der Vögel Schar.


Beim reich gedeckten Früchtemahl

stört nicht einmal die Krähe.

Die Dohlen, fünfe an der Zahl,

sie nisten in der Nähe.


Die Kirschen locken süß und rot,

und wenn noch ein paar Maden

erhöhn das Speiseangebot,

ist Vogelpromenade.


Sogar ein Ringeltaubenpaar

diniert dort im Geäst.

Sie feiern hier in jedem Jahr

ihr Frühlingshochzeitsfest.


Der Gärtner lässt dies Baumgeschenk

hier für die Vögel stehen

und freut sich, dessen eingedenk,

sie singend hier zu sehen.

Ingrid Drewing