Archive for Juli 2009

 
 

Wiesbaden im Sommer

Es grüßt die Stadt im Sommerflair,

und zahlreich sind die Gäste

bei Wein- und Straßenfesten.

Touristen kommen von weit her,

erwarten nur das Beste.


Die Rue ist blumenreich geschmückt.

Hier mag man gern flanieren,

und abends beim Spazieren

Römische Brunnen sind im Blick,

beleuchtet, faszinieren.


Das Kurhaus strahlt, Theatrium

lädt ein mit Kunst und Klängen.

Besucher sich hier drängen;

Der Stimmung Wogen sind im Schwung

Bei Tänzen und Gesängen.


Ist’s dir zu heiß? Das Opelbad,

hoch auf dem Neroberg gelegen,

schenkt Kühlung, Waldluft, Sommersegen.

Ein Panorama, ganz apart,

der Stadt wird’s dir zu Füßen legen.


Erreichst es mit der Zahnradbahn.

Damit wird schon seit hundert Jahren

ganz umweltfreundlich hier gefahren.

Das Wasser, Schwerkraft zieht hinan,

um Energie so einzusparen.


Am Marktplatz, immer im August,

goutiert man edle Rheingauweine,

auch Speisen reicht man hier, recht feine.

Die Weinwoche, sie ist ein Muss

für Kenner guter Weine.


Gesellig feiern in die Nacht,

wird schnell zur lieb gewohnten Sitte.

Hier in Wiesbadens goldner Mitte

berührt dich eine Zaubermacht,

erfüllt manch zarter Träume Bitte.

Ingrid Drewing

Sommersehnsucht

Das luftige Kleid

wird in den Koffer gepackt

Sehnsucht nach Sonne .

Ingrid Drewing

Sommer

Das Kind liegt im Gras

der Sonne entgegen fliegt

ein Silbervogel.



Ingrid Drewing
.


Das tizianrote Haar

Es war gut, gut, dass sie sich Klarheit verschaffte. Alles Grübeln hatte ja zu nichts geführt. Endlich hatte sie gehandelt.
Gewiss, sie war sich schon etwas seltsam dabei vorgekommen, ihm heimlich zu folgen, um ihn auf frischer Tat zu ertappen.Aber, wie hieß es doch? „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser!“ Andererseits, wenn das Vertrauen erst einmal weg war, was war dann überhaupt noch die Basis einer Liebesbeziehung?
Sie hatte allerdings gute Gründe, misstrauisch zu sein.Seit einigen Wochen benahm er sich höchst merkwürdig. Jeden Dienstag hatte er neuerdings abends immer noch ein wichtiges Kundengespräch,verließ die gemeinsame Wohnung immer etwas aufgemotzt, trug seine eleganten Lederschuhe, und ein neues Deo hatte er sich auch zugelegt. Wenn er dann drei Stunden später wieder nach Hause kam, wirkte er etwas müde. Versuchte sie, etwas über diese Kundengespräche zu erfahren, wiegelte er ab, indem er lächelnd sagte, dies wolle sie doch nicht wirklich wissen, das langweile sie nur.
Und nun hatte sie auch noch dieses tizianrote Haar auf seinem Jackett gefunden!
Ihn direkt darauf anzusprechen, das hatte sie gleich verworfen.Er würde eine Ausrede finden, sich über ihre Eifersucht lustig machen und sagen, dass man nach fast 25 Ehejahren Bescheid wissen sollte…

Oh ja, sie wusste Bescheid! Der Müller von gegenüber hatte seine Frau auch gegen ein „jüngeres Modell“ eingetauscht; zeitgleich mit dem neuen Wagen, den er sich angeschafft hatte. Ja viele Männer in der Midlife-Crisis würden wohl gerne für ihre Ehefrau auch noch eine Abwrackprämie kassieren.Und die arme Frau Müller, ein ahnungsloses Lieschen, hatte immer nur den Blick auf Mann, Kinder und Heim gerichtet und stand jetzt mit 47 Jahren vor dem Nichts. In diesem Alter noch einen Job zu kriegen bei jahrelanger Erwerbslosigkeit, das konnte sie ja wohl vergessen.
Das sollte ihr nicht passieren, sie würde gewappnet sein. Ihr holder Mann würde sie nicht vor vollendete Tatsachen stellen!Auch wenn sie wie jetzt hinter einem Baum stehen musste,um die Wahrheit herauszufinden.

Na bitte, jetzt klingelte er an der Tür! Nun würde es sich erweisen, was er für Gespräche führte. Sieh an, da war sie, die Schlange! Eine Vorstadtschönheit mit tizianrotem Haar lächelte ihn an( gut zwanzig Jahre jünger als er) und ließ ihn in ihr Haus.

Er betrog sie also tatsächlich! Sie merkte,wie sich alles in ihr zusammenkrampfte und schaute starr und fassungslos auf die Tür, hinter welcher ihr Mann gerade verschwunden war. Aber dann schossen ihr Gedanken durch den Kopf. Dumme Nuss, was ist los,du wolltest doch Klarheit, und jetzt hast du sie! Ja, aber etwas wissen und etwas ahnen, das ist ein großer Unterschied. Und der heißt Hoffnung. Man könnte sich ja geirrt haben. Was sollte sie nur jetzt machen? Für das Wochenende war ihre Feier zur silbernen Hochzeit mit der ganzen Familie geplant. Wie konnte er ihnen das nur antun? Die ganze schöne, heile Welt war wie ein Kartenhaus zusammengefallen, und sie lag darunter begraben! Na ja, ein Kartenhaus, welch blöder Vergleich! Wohl eher ein Erdbeben,alles Schutt und Asche. Ihr Humor rettete sie vor weiterem Selbstmitleid.Ihr Selbstwertgefühl meldete sich stolz zurück. Er würde sie nicht tränenüberströmt zu Hause vorfinden. Kurz entschlossen suchte sie ihren Frisör auf und ließ sich einen neuen Haarschnitt und eine neue Haarfarbe verpassen.
Auf seine Reaktion war sie gespannt.Dass er sie allerdings so entsetzt anschauen würde, damit hatte sie nicht gerechnet. Dann seine überflüssige Frage „Was hast du denn mit deinen blonden Haaren gemacht?“ „Ich wollte dich überraschen, du stehst doch neuerdings auf Frauen mit tizianroten Haaren“, antwortete sie ,sich zu einem sachlichen, aber liebenswürdigen Ton zwingend,obwohl sie innerlich kochte .Aber ihre mühsam aufrecht erhaltene Fassung brach in sich zusammen, als er lauthals zu lachen begann.
„Das ist eine Unverschämtheit sondergleichen, und du lachst!“, rief sie empört.
Er trat auf sie zu, nahm sie in die Arme und versuchte sie zu beruhigen:„Ach, Schatz, schade, nun ist es keine Überraschung mehr! Ich nehme seit einigen Wochen Tanzunterricht, damit ich dir endlich nach 25 Ehejahren deinen Wunsch erfüllen und auf unserem Fest mit dir tanzen kann, und du hast gedacht, dass ich fremdgehe!“

Meine Güte, wie kann man nur so eifersüchtig sein! Sie fühlte sich wie ein ertappter Dieb, richtig mies. Und dann wurde ihr bewusst, was er für sie aus Liebe getan hatte. Gerührt und erleichtert küsste sie ihn und bat ihn ,ihr zu verzeihen.

Ingrid Drewing

Himmelsblick

Zarte Mondsichel

am Blauhimmel des Mittags,

einsam ohne Stern.

* * *

Langsam greift Sonne

mit ihren Strahlenfingern

ins Waldesdunkel.


Ingrid Drewing

Schein

Die zarte Schöne ,

ein kunstvoller Tuschestrich.

China mit Maske.

Die Traumfrau

Sie war hinreißend, und wie sie ihn anschaute!
Das Beste aber war, dass sie ihn so sein ließ, wie er war .Viele seiner Freunde mussten auf lieb gewordene Gewohnheiten verzichten, nachdem eine Frau in ihr Leben getreten war. „Keine Zeit, du frag\‘ mich doch nächste Woche noch einmal; du weißt doch, Karla legt Wert darauf, dass…“,so hatte ihm sein so genannter bester Freund erst gestern einen Korb gegeben, als er ihm einen gemeinsamen Angelausflug vorschlug. Nein, ihm würde das nicht passieren, dass er sein Leben total umkrempelte oder umkrempeln ließ.
Sie war ja auch anders, eben diese berühmte Frau der Träume. Er sah sie zwar nur donnerstags. Aber wer weiß, vielleicht war das ja das Geheimnis ihrer guten Beziehung?
Wie schön sie war! Dieses verschmitzte Lächeln, diese herzliche Begrüßung. Wie ein frischer Frühlingswind, der in sein kleines Zimmer wehte.
Besonders gefiel es ihm, wenn sie ihr schulterlanges, schwarzes Haar, den Kopf leicht geneigt, mit einer graziösen, aber burschikos wirkenden Geste leicht zur Seite strich und ,ihre freundlichen braunen Augen auf ihn gerichtet, fröhlich guten Abend sagte.
Da hätte er sie gerne sofort in die Arme genommen und geküsst.
Aber sehr schnell musste sie sich dann um ihre Talk-Gäste kümmern. Und er hatte Verständnis dafür, ging zum Kühlschrank, holte sich sein Pils und bewunderte sie andächtig vom Fernsehsessel aus.
Ingrid Drewing

Tierisches

Muscheln

Im Meere lagen mies die Muscheln.
Sie hatten wieder fies zu tuscheln
über Austern, deren Kerle,
die nur aus seien auf Perlen.
Doch weil Muscheln meistens nuscheln,
hört ja niemand , was sie tuscheln.


Fliegen

Zwei Fliegen saßen ganz verdutzt
auf einem Tisch, der frisch geputzt.
War er doch grade noch verschmutzt
mit Mus, das sie so gern verputzt.


Warum heißen Fliegen Fliegen,
da sie doch auch sitzen, liegen ?
Wäre es nicht auch spitze,
man nennt die Fliege „Sitze“?

Ingrid Drewing

Begegnung auf See

In silberfarbnem Bogen

folgte er meinem Boot,

sprang spielend aus den Wogen,

tauchte, pfeilschnelles Lot.


Ja , einer der Delphine

begleitete mich sacht;

ich sah in seine Miene,

mir schien, als ob er lacht‘.


Mein Boot, es lag, recht schnittig,

mit Segeln gut im Wind;

doch der Delphin , unstrittig ,

schwamm so gewandt, geschwind.


Nach etwa einer Meile

ließ er mich dann zurück,

gebannt für eine Weile

von diesem Augenblick.

Ingrid Drewing

Ersatz

Die IFA ,jedes Jahr ein Hit ,

zeigt, dass die Technik hier ist fit,

beglückt Besucher mit Finessen,

medial erweckt sie Interessen,

reizt Kauflust und lockt an die Kunden

mit Neuem, was man hat erfunden.

Vom Publikum erstaunt umringt,

befragt , was man in Zukunft bringt,

verkündet ein Professor stolz,

Objekte lieben, dieses soll’s

in Kürze ganz alltäglich geben,

Gefühl mit Robotern erleben.

Statt menschlicher Geselligkeit ,

sei elektronisch stets bereit

zum Knutschen , Knuddeln ,weich im Wuscheln,

ein künstlich Wesen ,schön zum Kuscheln.

Ein Knopfdruck ,in Sekundenzeit

Sei man von Einsamkeit befreit.

Er sprach dies mit Verheißungsblick,

als läge darin größtes Glück.

Ich sah und hört’ es mit Entsetzen.

Wie kann man daran sich ergötzen,

anstatt sich menschlich zu begegnen,

ein Surrogat so abzusegnen?

Was wäre das für eine Welt,

in der der Mensch sich so verhält,

wenn er ,dem Leben fern, allein,

verstrickt im Automatensein,

ohne Gefühl und ohne Liebe

nur ein Modul im Schaltkreis bliebe?

Ingrid Drewing