Archive for Juli 2009

 
 

Mittag

Ich sitze, schaue, sehe Wiegen,

den grünen Tanz; in leichtem Wind

sich Gräser, Blumen zärtlich biegen;

und in den Bäumen rauscht es lind.


Hell in die sanfte Mittagsstille

mischt sich der Vögel süßer Sang.

Ich träume, hoffend, dies erfülle

die Tage einen Sommer lang.

Ingrid Drewing

Gänseblümchen

Im Gänseblümchenwald versteckt

sitzt eine kleine Grille;

ein Samenkorn ihr würzig schmeckt,

hier in der Mittagsstille.


Doch bald im warmen Sommerwind

lässt sie ihr Zirpen hören;

es scheint, als wolle sie ganz lind

die Blumenschar betören.


Sie recken ihre Sterngesichter

dem Sonnenschein entgegen.

Unzählige Laternchen, Lichter

im Winde sich bewegen.

Ingrid Drewing

Der Einfall und die Mooszellen

Ein Einfall, gut und recht brisant ,

ins Hirn ganz plötzlich Eingang fand,

fiel dort hell blitzend wieder

auf Mooszellen hernieder,

um hier auf der Moosfaserbahn

in das Gedächtnis einzufahr’n.


Mooszellen sind nicht samten grün

wie Moose in den Wäldern,

drum wollt’ der Einfall schnell entfliehn,

sich suchen andre Felder.

Er fand eine Synapse,

rief strahlend aus:“Ich hab se!“


Doch sie sprach drauf nur bitter:

„Ich bin nicht dein Transmitter.“

So wurde dann, man kann’s ermessen,

der gute Einfall schnell vergessen.

Ingrid Drewing

Spiegelwesen

Im Spiegel gefangen,

als Wesen des Lichts,

nach Schönem verlangend,

verloren sie sich.


Der Zauber war mächtig,

was heißt da Physik?

Sie wähnten sich prächtig

und träumten von Glück.


Von Eitlem gebunden

in kalter Magie,

für immer entschwunden

dem Leben sind sie.


Mag sein, dass die Liebe

noch Rettung erreicht,

bevor spiegeltrübe

ihr Bildnis erbleicht.

Ingrid Drewing

Kompromiss

Es scheint, der Mann liebt das Rasieren,

man merkt es auch beim Rasenmähen.

Mit Maschinen operierend,

sich laut knatternd profilierend,

siehst du ihn im Garten gehen.


Sie liebt das chaotisch Wilde,

würde gern nur Wiese sehen,

bis zum Hals in Gräsern stehen.

Er braucht Ordnung in dem Bilde,

Wildwuchs findet er nicht schön.


Doch es gibt die kleine Wiese

für die Träume, hinterm Haus.

Er wird sie nie mähen, diese

macht den Ehefrieden aus.

Ingrid Drewing

Flüchtiger Kuss

Ein flüchtig zarter Kuss

flog leicht auf eine Blüte,

traf einen Schmetterling,

der an der Blume hing.

Sie strahlte sanft voll Güte.


Der Schmetterling verwirrt,

vom Kusse angetörnt,

hat sich mit ihm entfernt.

Wer weiß, wo sie nun schwirren

und sich verliebt verirren?


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K üssen , Wonne der Berührung,

U nerlaubt dient’s der Verführung

E int ein Paar in tiefer Liebe

S üßes Sehnen, heiße Triebe

S anfter Lippen zartes Neigen

E ngel spielen Puszta-Geigen

N un wird Wolke 7 steigen

Ingrid Drewing

Sommergedanken

Ich freue mich des Sommers lichter Tage,

als ob dies jetzt zum letzten Male wäre,

dass dieses Leben mir das Glück gewähre,

zu schauen seine Schönheit, ohne Frage.


Wie gut der Tag war, zeigt uns erst sein Ende.

Der Blick zurück ermisst, was wichtig war.

Aus der Distanz erkennst du sonnenklar,

den Sinn, das Lieben, faltest deine Hände.


Und spürst, welch kostbar Gut dir doch geblieben,

zu leben, lachen, fühlen, innig lieben,

geschenkt für eine schwindend kurze Zeit.


Des Lebens Lächeln scheint dich sanft zu mahnen,

und dich ergreift ein dunkles, fremdes Ahnen,

das dir im Traume flüstert: “Sei bereit !“

Ingrid Drewing

Fortschritt

Wir , die wir sehend blind am Abgrund stehen

und täglich handeln ohne Hirn und Herz ,

wir proben eitel wissend das Vergehen

der Pflanzen , Tiere , Menschen wie im Scherz.



Der Flüsse Wasser haben wir vergiftet ,

das Meer mit Öl verseucht und überfischt.

Den Fortschritt ,den wir technisch flott geliftet ,

wir nutzen ihn ,doch hilft’s uns nicht .

Da wir im Grunde , geht’s um unser Wesen ,

ohne Vernunft und Herz im Stillstand stehen ;

Jahrtausende Kultur ,das Rechnen , Schreiben ,Lesen

und dennoch Krieg , Gewalt und kein Verstehen!



Verstehen auch , dass einzig diese Erde

als „Raumschiff „alles das, was Leben heißt ,enthält ,

und die Maxime :

Mensch , sei nicht vermessen , nie gefährde

den schönen Lebensraum , der dich erhält !

Ingrid Drewing

Martin Luther

Bruder Martin , der du einst im Gottvertrauen

kämpftest gegen Papst und Kaiser für das Recht ,

dass der Mensch durch Gottes Gnade darf erschauen

Gottes Güte durch sein Wort , das echt.


Schenktest , unterstützt von einem Weisen ,

uns die Bibel , hast sie übersetzt

und befreit von Fremdheit und so , leise ,

unsre Muttersprache recht ins Licht gesetzt.


Hast in deinen Liedern , v ielen ,

uns auf Deutsch gesagt , was Glauben heißt ,

und die feste Burg der Evangelien

heut uns noch den Weg zu Christus weist.


Wolltest nie der Christen Kirche spalten,

reformieren , recht zu glauben ,war dein Sinn .

Doch die Macht ,der Hochmut konnte walten,

reichte blind noch zu den Kriegen hin.


Wir, die nun nach Hunderten von Jahren

sehen , was du einst vollbracht ,

dürfen , Gott sei Dank , erfahren ,

was ein fester Glaube möglich macht .

Ingrid Drewing

Sommerlicht

Im Winde wiegen sich die Ähren,

ihr Goldhaar strahlt im Sonnenlicht.

Der Himmel neigt sein blau Gesicht,

den Kuss am Horizont begehrend.


Wir stehen, schauen in die Ferne,

und hören froh der Lerche Lied,

die aufwärts in die Lüfte zieht,

am Feldrain grüßen Blütensterne.


So mag der Sommer lange währen,

lebendig, prall und sonnenschön.

Im Tal und auf der Berge Höh’n

kann er uns Glanz und Glück bescheren.

Ingrid Drewing