Archive for Mai 2010

 
 

Amberbaum im Frühling

Des Amberbaumes Sternenhände,
sie leuchten hell in lindem Grün.
Ich mag den kleinen Baum, er spendet
mir Schatten in des Sommers Glüh’n.

Noch sind die Blättchen zart, und Licht
durchflutet wohlig seine Zweige.
Der Frühling schreibt sein Lobgedicht
mit dieser Schönheit, die ihm eigen.

Und schenkt auch mir ein frohes Hoffen
in allem, was hier neu erblüht.
Das Leben hält die Türen offen,
beglückt nun zärtlich mein Gemüt.

Ingrid Herta Drewing

Liebe

Hoffen

Ich warte

auf dein Kommen.

In deinen Armen liegen!

Sehnsucht

Erwartung

Schmetterlinge tanzen

in meinem Herzen.

Ich möchte laut singen.

Freude

Begrüßung,

deine Umarmung,

dein lieber Blick

trifft tief in mein Herz

Liebe

Ingrid Herta Drewing

Falschspieler

Die Noten in den Wind geblasen,

kein Goodman, Goldman Sachsophone.

Den Anlegern gezeigt die Nase,

Investment-Spott in Ton und Hohn.

Diese Musik scheint mir zu flüchtig.

Wer ist schon so vergnügungssüchtig?

Ingrid Herta Drewing

zu Ingmar Drewings Zeichnung

Regentag

Die grauen Wolken trüben
den Tag, und Regen fällt.
Kein Vogel mag heut’ üben
sein Lied in kühler Welt.

Ich blicke in den Garten.
Das nasse Laub, so grün!
Und dennoch heißt es warten
auf neu erwecktes Blüh’n.

Die Blumen traurig neigen
die Blütenköpfchen dort.
Kein heller Strahl will zeigen,
dass hier der Sonne Hort.

So bleibt mir nur, zu träumen
von warmer Frühlingszeit,
wenn Zwitschern in den Bäumen
mein müdes Herz erfreut.

Ingrid Herta Drewing

Der verbotene Luftballon

Es ist praktisch, eine große Familie zu haben. Das fühlte ich bereits in den Wirren der Kriegs-und Nachkriegszeit, als ich noch ein kleines Kind war. Fünfmal waren wir ausgebombt worden, wie meine Mutter mir erzählte, denn an die Bomben kann ich mich zum Glück nicht erinnern. Nach diesen Angriffen rückten die Verwandten zusammen; bei irgendeinem kam man immer unter. Auch gab es dadurch genügend Ansprechpartner, sodass man sich nie allein fühlte.
Als mein Onkel Gottfried 1947 aus dem Krieg zurückkehrte und bei uns wohnte, freuten wir Kinder uns sehr. Ihm war die Flucht aus einem französischen Gefangenenlager gelungen und nachdem er über den Rhein geschwommen war, hatte er wohlbehalten die amerikanische Besatzungszone erreicht. Da er sehr jung war (man hatte ihn mit knapp 18 Jahren als Sanitäter in Rommels Korps nach Afrika geschickt) hatte er keine Entnazifizierungsprobleme. Er durfte bei den Amerikanern in der Küche des Hospitals arbeiten und erhielt ein Jahr später sogar eine Anstellung als Krankenpfleger.

Für uns Kinder war Onkels Job vorteilhaft; brachte er uns doch hin und wieder etwas Leckeres zu essen mit. Die kleinen, braunen Täfelchen wurden für mich zum Inbegriff guter Schokolade, da ich ja zuvor nie welche gegessen hatte.In einer Zeit, in der es auch kaum Spielzeug gab, freuten wir uns deshalb riesig, als mein Onkel, der sparsam war und viel Sinn fürs Praktische hatte, uns eines Tages leichte, weiße Luftballons mitbrachte,diese aufblies und sie uns zum Spielen überließ, ein Ballersatz für uns. Wir warfen sie begeistert hoch in die Luft und spielten so eine Art Volleyball damit. Allerdings fiel ein Schatten auf unsere Spielfreude, denn Mutter erlaubte uns nicht, auch nur für kurze Zeit, damit im Freien zu spielen. So durften wir nur im Flur damit herumballern.
Das Haus, in dem wir wohnten, hätte einem Hitchcock-Film alle Ehre gemacht.Es stand wie senkrecht abrasiert da, nur noch zur Hälfte erhalten; allerdings mit einem vorhandenen Treppenhaus, dessen eine Seite jedoch vom vierten Stock abwärts im Freien hing und den Blick auf das Trümmergrundstück freigab, wo die Überreste der anderen Haushälfte lagen.
Die Bewohner des Hauses waren recht bunt gemischt; einzustufen von höchst ehrenwert bis äußerst fragwürdig. So wohnten auch einige Damen dort, die ein lukratives Geschäft mit der Fraternisierung betrieben; die GIs flatterten ein und aus. Wir als Kinder hatten keine Ahnung davon. Dafür sorgte schon unsere Mutter, denn bei schlechtem Wetter spielten wir in der Wohnung und wenn es schön war, ging es in den Schrebergarten, der damals für uns auch eine wichtige Nahrungsquelle war.
Nachdem meine Geschwister und ich ein paar Tage mit den Luftballons Sport im Flur getrieben hatten, gingen die Ballons kaputt. Und leider konnte unser Onkel auch keine neuen mehr mitbringen, warum auch immer.
Wie froh war ich da, als ich gleich zwei dieser Luftballonhüllen im Sandkasten des Vorgartens entdeckte. Als ich gerade einen in der Hand hielt, um ihn aufzupusten, kam meine Mutter, die sich gerade noch vor der Haustür mit einer Nachbarin unterhalten hatte, wie von Furien getrieben , und schlug mir mein vermeintliches Spielzeug aus der Hand.„ Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass du nicht alles aufheben und in den Mund nehmen sollst!“, schalt sie mich und führte mich weg. Zur Nachbarin gewandt, die ihr beipflichtete, sagte sie: „Das ist eine Zumutung, was die so alles aus dem Fenster werfen!“ ,womit das „Damentrio „ gemeint war.
Damals verstand ich den tiefen Grund der Empörung meiner Mutter nicht, die aus Ekel und Furcht vor schlimmer Erkrankung ihres Kindes so ausgerastet war .Ich wusste nur sehr genau seitdem, dass ich nichts Verschmutztes von der Straße aufheben durfte.

Drei Wochen später schenkte uns Onkel Gottfried einen großen, roten Gummiball, und unsere Kinderwelt war wieder in Ordnung.

Ingrid Drewing

Löffels Sehnsucht

In einem Picknickkorb, recht nett,

von Lederschlaufen festgehalten,

sind zwei Bestecke, sehr adrett.

Sie warten, bis sie dienend walten.

Einer der Löffel, die ’s hier gibt,

ist in die Gabel still verliebt.

Diese jedoch geht mit dem Messer

sehr oft zur Hand dem Picknickesser.

Der Löffel sehnt sich dann so sehr,

er wünscht, dass er Begleiter wär’,

und dürfte, ohne so zu leiden,

mit ihr sanft übern Teller gleiten.

Doch leider ist das nie geschehen.

Er wird ganz selten nur genutzt.

Erst wenn der Teller blank geputzt,

darf er die Gabel wieder sehen.

Ob sie ihn auch liebt, weiß er nicht.

Auch wenn er sie oft angefunkelt,

zeigt sie Gefühle nicht, verdunkelt

wird durch das Messer seine Sicht.

Doch eines Tages, welch ein Glück,

wird er zugleich mit ihr gezückt.

Sie tanzen beide im Salat,

und er gesteht auf zarte Art

nun seine Liebe; und beglückt

fasst sie ihn, weist ihn nicht zurück.

Nun träumen beide, separat,

vom großen Glück im Feldsalat.

Ingrid Herta Drewing

Honigmond

Ich schenk’ dir den goldenen Morgen

und du mir das Silber der Nacht.

Von Sonne und Mond wir uns borgen

ein Lächeln, das Leuchten entfacht.

Wir werden in rosigen Blüten

uns betten in lieblichen Duft

und liebend einander behüten,

bis  Lerchengesang uns dann ruft.

Der Tag mag uns zärtlich liebkosen,

beglückt wir erschauen die Welt,

verweilen im Zeitenlosen,

beseligt von Liebe erhellt.

Ingrid Herta Drewing

Mein Liebesbrief

Ach bitte, buchstabier mir Liebe!
Dies Wort, es klingt so schön von dir.
Ich wüsste gar zu gern, was bliebe,
wenn ich dir diesen Brief nun schriebe,
was du hernach dann denkst von mir.

Vielleicht blieb’ Liebe nur ein Wort,
das wandelt zwischen Lippen, Zeilen,
verwünscht an einen andern Ort,
sich stehlend aus dem Herzen fort,
wo sie doch zärtlich sollte weilen.

L ässt Liebe sich so buchstabieren?
I nnig , mein Liebster, lieb ich dich!
E in Herz nur hab ich zu verlieren.
B itte, willst  du es deponieren,
E wig sein Platz, dein Herz für mich.

Ingrid Herta Drewing

Verzaubert

Am See, dort wo der Wald
aus klarem Wasser dunkel blickt,
erhebt ein Fels sich, vorgerückt,
gibt einer Weide Halt.

Sie soll, so will ’s die Sage,
ein Mädchen einst gewesen sein;
verzaubert, Jahr und Tage,
als Weide steht sie fast allein.

Und ihre grünen Haare
sanft hüllen ihren Liebsten ein;
ihn hat vor vielen Jahren
verwandelt man in Felsgestein.

Das Paar, das mitternächtlich
der Nixen Tänze hier belauscht,
ward drum vom Nöck verächtlich
verwandelt und gar bös’ vertauscht.

Nur in der Vollmondnacht im Mai,
wenn Silberlicht den See erhellt,
begegnen menschlich sich die Zwei,
wenn er sie lieb im Arme hält.

Vielleicht mag dennoch ihre Liebe
sehr lange währen in der Zeit.
Doch keiner darf mit Axt und Hieben
dort fällen schnöd’ die Weidenmaid.

Ingrid Herta Drewing

Frühlingsleid

Es blüht die Birke, und die Pollen

wild fliegend durch die Lüfte rollen,

bis sie auf Augen, Nasen treffen

und den Allergiker schlimm äffen.

Der Arme hustet und muss niesen,

die Augen rot, die Tränen fließen,

und fast noch bleibt die Luft ihm weg.

Die Schuld hat dieser  Pollenschreck.

Statt froh im Freien zu spazieren,

muss man zu Haus’ sich auskurieren

Wer Geld und Zeit hat, fährt zur See

und sagt der Allergie Ade.

Ingrid Herta Drewing