Archive for August 2010

 
 

Sterntaler

Die Sterne fallen nicht aus allen Himmeln
und regnen, dich bereichernd, sanft herab.
Ein Rappen wird nicht über Nacht zum Schimmel,
weil eine Fee ihm ihren Zauber gab.

Auch wenn du teilst dein Brot, die letzte Habe,
den Dankes-Lohn, den streichen andre ein.
Das Märchen zeigt im Bild die goldne Gabe,
doch Erdenreichtum bringt es wohl nicht ein.

Das was dir wird, in Gold ,nicht zu ermessen.
Es ist das Glück, das deine Seel’ ergreift,
die alles gebend, selbstvergessen,
wird von dem Hauch des Ewigen gestreift.

Dies Märchen wird wohl manchmal wirklich wahr,
und wer’s erlebt, erkennt ein Wunder klar.

Ingrid Herta Drewing

Pflanzen

Grün schlüpft und lugt es durch die Ritzen.

Es findet jede Pflanze hin zum Licht.

Mag sie auch tief im Dunkel sitzen,

so ändert sich ihr Streben dennoch nicht.

So kraftvoll suchend, so beständig,

dabei dem Regen wehrend und dem Wind,

zeigt sie sich heliotrop, lebendig,

besiegt auch Steine, die im Wege sind.

Sie könnte Sinnbild sein in ihrem Streben,

dem Menschen, wenn er zagend fast versagt,

ihm zeigen, dass die Hoffnung auf das Leben

die Mühe lohnt, die er so oft beklagt.

Ingrid Herta Drewing

Ausgleich der Natur

„Das Jahr des Wassers“, jetzt fast Ironie!
So ungleich ist’s verteilt auf dieser Erde:
In Wasserfluten sterben Mensch und Vieh,
woanders brennt’s, lähmt Dürre Mensch und Herde.

Natur hat ihre eigenen Gesetze
Wir Menschen kommen uns zwar mächtig vor,
verfangen uns jedoch in unsren Netzen,
die Folge unsrer Fehler tritt hervor.

Wer Wälder abholzt, die das Wasser halten,
die Flüsse zwingt in ein Kanal-Korsett
und glaubt, er könne in den Auen walten,
auf lange Zeit dort siedeln ruhig und nett,

der hat vergessen, welche Kräfte hier
natürlich sind weltweit auf dem Planeten.
Denn nur vermessen glauben wir,
wir könnten diese Schwelle übertreten.

Beenden sollten wir maßloses Streben;
Es gilt, vernünftig mit Natur zu leben.

Ingrid Herta Drewing

Befreiungsgesang

Wer einsam lebt, hat Zeit, um nachzudenken.
Es drängt ihn nichts auf seiner stillen Bahn,
kein andrer sucht ihn auf, um abzulenken.
Er bleibt gelassen, wächst im eignen Wahn.

Die Stimme schläft, die Sprache wächst nach innen.
Es scheint, dass alle Lippen ruhen aus.
Nur wenn sein Singen sanft löst ab das Sinnen,
tritt er lebendig aus sich selbst heraus.

Und findet hin zur Freude in den Klängen;
sein Ohr, es dürstet doch nach Stimme, Laut.
Dann löst er sich befreit aus dunklen Zwängen,
reißt ein die Mauern, die er um sich baut.

Er wagt den Schritt, geht auf den andern zu
und findet durch Gesang den Weg zum Du.

Ingrid Herta Drewing

Abend im August

Der Abend senkt nun blinzelnd seine Lider,

von ferne nur noch Fluggeräusche grummeln

und wo sich sonst Insekten summend tummeln,

dort schließen sich die Blüten sorgsam wieder.

Die Sonne, fast im Wolkenbett versunken,

zum Abschied rötet sie den Himmel nun.

Es geht der Tag jetzt, der so sonnentrunken

sich vormals zeigte, um sanft auszuruhn.

Bald naht die Nacht auf ihren dunklen Schwingen,

lässt nur dem Silbermond die lichte Bahn.

Er darf im Chor der Sterne Solo singen,

und Schnuppen fallen leuchtend, Wünsche-Wahn.

Und mag sich heute Nacht auch mancher Wunsch erfüllen,

der Menschen Sehnsuchtsträume sind wohl nicht zu stillen.

Ingrid Herta Drewing

Ironie

Es sollte ja das „Jahr des Wassers“ sein,
dass wir besinnen uns auf seinen Wert.
Dort, wo die Hitze fährt  die Brände ein,
ist Wasserfülle regnend  sehr begehrt.

Jedoch den Regen, den Monsun jetzt bringt,
die Wassermassen, sie zerstören nur;
das Pundjab in den Fluten fast ertrinkt
und dennoch dürstet, Rückschlag der Natur.

Auch in Europa meldet man Land unter,
in China rutscht die Erde auf die Stadt.
Es klagt der Mensch, der sorglos, allzu munter
die Wälder abgeholzt, die Au besiedelt hat.

Nun gleicht Natur die Frevel furchtbar aus,
vertreibt den Menschen hier von Hof und Haus.
„Das Jahr des Wassers“ titelt Ironie,
denn diese Wasserflut wollten wir nie.

Ingrid Herta Drewing

Regentage

Der Regen hat die Sommerträume

in wilden Schauern weggespült.

Nass hängt das Blattwerk in den Bäumen.

Es hat sich merklich abgekühlt.

Und graugesichtig blickt die Stadt,

die unlängst noch im Farbenspiel

sich in der Leichtigkeit gefiel,

dich heute an nur regenmatt.

Das Einheitsgrau am Himmel dort,

es lässt dich leicht ermüden;

gern zögst du mit den Vögeln fort

und träumst vom Blau im Süden.

Ingrid Herta Drewing

Gebet II


Herr, führe uns auf deinen Pfaden,
zeig uns den Weg zu deinem Licht,
nimm unsre Schuld in deiner Gnade
und schenk uns Mut und Zuversicht!

Lass deine Kinder hier nicht wanken
in schwachem Sinn und Übermut,
erleuchte Herz uns und Gedanken,
bewege, wo die Kraft uns ruht!

Gib, dass wir menschlich sind, in Güte
dem Nächsten helfen mit Geduld,
Geschöpfe schützen, jede Blüte
sei uns ein Zeichen deiner Huld!

Damit wir diese schöne Erde,
die du uns liebend anvertraut,
auch pflegen und bewahren werden
in deinem Licht, das wir erschaut.

© Ingrid Herta Drewing

Mauersegler-Abschied

Schon sind des Sommers muntre Boten,

der Mauersegler schnelle Schar,

gezogen südwärts, denn hier drohte

des Wetters Unbill jetzt im Jahr.

Mir fehlen sie im Tagesbild,

wie sie so sanft am Himmel schweben

und auch den Abend noch beleben,

durch Straßenschluchten preschend wild.

Sie als des Sommers Vorhut sagen,

da sich der Sonnenbogen neigt

und kürzer werden alle Tage,

dass sich hier bald der Frühherbst zeigt.

Ingrid Herta Drewing

Sommeradonisröschen

So zart und filigran wie deine Blätter,
blickst du nun blühend aus dem grünen Nest,
Adonisröschen, wächst im Sommerwetter,
in Wiesenwogen feierst du dein Fest.

Ich finde dich zu meiner Freude wieder
im Blumenkasten auf dem Fensterbrett.
Hier singst du deine zarten Blüten-Lieder;
der Frühlingswind hat dich gebracht so nett.

Geschenke macht der Wind, legt in die Erde
so heimlich manches Samenkorn hinein.
Ich wart’ geduldig, hoff’, dass daraus werde
ein Pflänzchen schön wie du, mein Röselein.

Ingrid Herta Drewing