Verirrtes Rind

Es steht ein Rindvieh auf der Brücke,
schaut sinnend dort durch eine Lücke,
die das Geländer hält bereit
und denkt sich: „Ach du liebe Zeit,
wo ist denn hier ein grüner Rasen,
wo ich kann friedlich äsend grasen?
Wohin hab ich mich nur verirrt?
Denn unter mir, was mich verwirrt,
da sausen Autos ohne Ende
die Luft verpestend durch’s Gelände.

Ich werde mich nun lieber trollen,
dem keinen Augenmerk mehr zollen.
Hier habe ich doch nichts zu suchen,
verlass den Ort, dies lärmend Fluchen.
Viel schöner ist es auf der Wiese,
dort wartet meine Kuh, die Liese!“

© Ingrid Herta Drewing