Novembermorgen

November, die Nebel kreisen
noch über Garten und Haus,
tauschten mit Frost nachts die leisen
Raureif-Gespinste hier aus.

Auch dort im Park auf den Wiesen
schimmert ein eisiger Flaum.
Bald mag die Sonne begrüßen
den Morgen, nistend im Baum.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing,
Wiesbaden, Nerotal

Herbstgeschenk

Leuchtende Farben
das Laub der Büsche, Bäume,
Wilden Weins Feuer.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing,

Wiesbaden, Blick vom Nerotal aus

Herbstmittag

Der junge Herbst, gestimmt am Mittag milde,
da jetzt die dichten Nebel aufgelöst,
gefällt sich in rotgoldnem Blätterbilde;
versonnen lehnt er an der Parkbank, döst.

Schaut lächelnd auf des Sommers letzte Spur,
der roten Rosen tränenfeucht’ Gesicht,
die dort im Beete bei der Sonnenuhr
erglänzen nun in Mittags warmem Licht.

Fast feierlich und still die kleine Welt,
nur hin und wieder raschelt ’s in den Bäumen.
Die reife Frucht, die von den Zweigen fällt,
erfüllt Eichhörnchens Nüsse-Sammler-Träume.

Hier, wo der Abschied naht im Blätterregen,
beginnt Natur die Lese, Erntesegen.

© Foto u. Text : Ingrid Herta Drewing,
Wiesbaden, Kurpark

Herbstgesang

War ’s gestern noch ein Flüstern, heute tönt
ein Sprechgesang, den die Natur beschworen.
Im Laub der Sommer müden Bäume frönt
der Farben Klang, im Sonnenglanz erkoren.

Das strahlt in Gold und flammt hell auf in Rot,
was deinen Blick erfreut, lässt jubilieren!
Du siehst, befreit aus fahlen Nebels Not,
den jungen Tag im Lichte triumphieren.

So mag der Herbst noch lange weilen, bleiben,
von Ernteklängen, milder Luft gesäumt,
um Abschiedsweh und Trübsal zu vertreiben,
bevor die Landschaft bald im Winter träumt.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing,
Wiesbaden, Nerotal

Herbsttag

Aus dunkler Nacht sich nun der Morgen schält,
dem müden Dämmern noch anheim gegeben.
Ein Tag, den Herbstes Kühle sich erwählt,
um ihre feuchten Schleier hier zu weben.

Verschwommen die Konturen; dort im Tal,
wo sonst von weitem schon der Kirchturm blinkt,
trifft Nebeldichte ihre Tarnungswahl,
und alles matt im Einheitsgrau versinkt.

Jedoch der junge Tag, der Sonne Strahl,
sie lassen bald die Helligkeit obsiegen.
Was vormals darbte, schien dem Auge fahl,
darf nun erwachen, sich im Golde wiegen.

Es schenkt die Sonne ihres Lichtes Gunst,
beleuchtet glänzend Herbstes Farben-Kunst.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing
Wiesbaden, Nerotal

Im Park

Feurige Schwingen,
Blätter tanzen und schweben,
Herbstvögel im Wind.

Der Gingkobaum strahlt
und leuchtet weithin im Park,
ein golden Geschenk.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing,

Wiesbaden, Am Warmen Damm,

Herbstflirt

Ich könnte mich in diesen Herbst verlieben,
in seine Farbenpracht, der Blätter Bunt,
die warmen Strahlen, die den Tag durchsieben,
wenn hoch im Blau der Sonne golden Rund.

Jedoch ist dieser Bursche recht durchtrieben,
wirft Nebelkerzen, hüllt hier ein die Stadt.
Bald wird die Malkunst in den Wind geschrieben,
nach kurzer Vernissage welkt Blattwerk matt.

Da muss, was jetzt so schön erscheint, zerstieben.
Er gibt sich dann meist frostig, feucht und kalt,
wird kahle Bäume barsch ins Blickfeld schieben,
verleiht Vergänglichkeit erneut Gestalt.

Obwohl er auch mit Frost noch nach Belieben
aus Nebelschleiern Silber-Raureif wirkt,
wär‘ ein Verlieben maßlos übertrieben.
Ein kurzer Flirt nur, mehr scheint nicht verbürgt!

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing,
Wiesbaden, Am Warmen Damm

Herbstmorgen

Befreit von Nacht und Nebelhülle
erstrahlt im Morgenglanz die Welt.
Ins Tal ergießt sich goldne Fülle,
die Sonne sanft die Stadt erhellt.

Und bringt auch in den dunklen Gassen
die lichte Freude in den Tag,
lässt Leben klar den Himmel fassen.
Ein Herbsttag, wie ich ihn gern mag!

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing
Wiesbaden, Schlossplatz,
„Figur mit Schatten“,1984,Thomas Duttenhoefer

Septembermilde

Nun gibt es doch dies’ Licht, dies’ himmlisch’ Blau;
September schenkt uns milde Sommertage,
weist ab die müde Regenwolkenschau
und wehrt auch dichter, grauer Nebelplage.

Da darf das leichte Seidenkleid noch punkten,
bevor es tief sodann im Schrank verschwindet.
Und allen die von kühlen Zeiten unkten,
wird jetzt der Wärme Wohlgefühl verkündet.

Zwar ist’s ein Aufschub nur, denn auf den Wiesen
hält Herbstzeitlose sich schon zart bereit,
auch Astern in den Gärten hier begrüßen
mit Sternenblick die dritte Jahreszeit.

Wir sehn das Spiel gelassen und genießen
das Glück der hellen Stunden, die verfließen.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Wiesbaden, Nerotal

Jahreszeiten

Wie schön ist es, in einem Land zu leben,
das täglich zeigt die Vielfalt der Natur,
im Jahreszeitenwechsel dies Erbeben,
Veränderungen zeichnen sanfte Spur.

Ja jede Jahreszeit hat eigne Klänge,
so auch Gerüche, die dir wohl vertraut,
wie sich die Luft anfühlt, des Winds Gesänge,
des Sonnenbogens Höhe, die erschaut.

Da wandeln sich der Weltenbühne Bilder.
Nach kaltem, weißem Winter darfst du sehen
und fühlen, wie im Frühling, der nun milder,
fast paradiesisch, Blüten neu entstehen.

Dem zarten Lenz folgt Sommers pralles Leben.
Das Land, es flimmert in der Hitze Glut.
Jedoch in Sternennächten möcht’ man schweben,
auch tut am Tag ein Bad im See so gut.

Und kommt der Herbst, schenkt Früchte, Drachenspiele,
ein Farbenfeuerwerk er wild entfacht;
lässt uns des Lebens Schönheit nah erfühlen,
bevor Natur ruht sanft in Nebelnacht.

Wir fahren mit im Kreislauf dieses Lebens,
sind wache Zeugen einer Schöpfungsmacht,
die Werden und Vergehen nicht vergebens
lässt leben, leuchten auf in All und Nacht.

© Fotos u.Text: Ingrid Herta Drewing,