Archive for Mai 2009

 
 

Rose

Du zarte Rose, rosa und so lind,

in deinem süßen Duft ich wieder find

des hellen Frühlingstages Lebenslicht,

und deine Blüte, wortlos, ist Gedicht.


Hier hat des Schöpfers Liebespoesie

dein Lächeln zärtlich leicht ins Grün geschrieben,

und wer dich anschaut, spürt sie die Magie,

verzaubert wird er, dich ersehnend, lieben.


Weil alles Schöne, das auf dieser Welt

das Herz uns öffnet und betört den Sinn,

uns tief beglückt, bewegt und so gefällt,

auch endlich ist, uns reicht den Spiegel hin.


So sehe ich dich, Rose, rosa schön,

entfalten in der lieblichen Gestalt,

doch welken auch in sterbendem Vergehen.

Und dennoch bleibt in mir dein Bild bestehen;

mein Leben wird für dich zum Aufenthalt.


Ingrid Drewing

Nach dem Regen

Der Strahl der Sonne
durchdringt die graue Wolke,
tanzt auf den Blüten.
* * *
Blaues Himmelstuch
breitet allmählich sich aus,
wischt die Wolken weg.
* * *
Vom Baume tropft es
sacht in die Vogeltränke,
Synkopenmusik .
Ingrid Drewing

Morgen

Tau , klare Perle

auf einem Huflattichblatt,

Geschenk des Tages.

ID

Elfennacht

Der Mond erweckt sanft, silberhell

zum Tanz die Glockenblumenwiese.

Aus jedem Glöckchen schlüpft nun schnell

ein Elfenkind, um bei der süßen

Musik der Maienmitternacht

zu singen und zu tanzen sacht.


Die Grillen stimmen ihre Geigen,

die Nachtigall ihr Stimmchen schwingt,

und Elfen sammeln sich zum Reigen,

am Bach geheimnisvoll es klingt.

Die Wassernixen murmeln dort

im Plätscherplausch manch Zauberwort.


Am Waldesrande in den Linden

erwacht ein Rauschen wunderbar,

es gleitet zart auf milden Winden

heran das Elfenkönigspaar.

Als sie hinab zur Wiese schweben,

Grasharfen süß und leise beben.


Und nun im Mondstrahl, treu begleitet,

gefolgt von lichter Elfenschar,

das holde Paar zum Tanze schreitet,

ein Schimmern, Leuchten, sternenklar.

In Königsblau flugs die Libellen

das Schleppentragen lieb bestellen.


Das jubelt, jauchzet in den Lüften

in dieser Frühlingsnacht im Mai.

Ich lausche, trunken von den Düften,

schaue erstaunt, frag’ mich, was sei.

Noch als ich aus dem Traum erwach’,

hör ich ein Elfenkind, das lacht.


War all dies nur ein Vollmondscherz?

Doch wer brachte das Lindenherz,

das grün dort liegt auf meinem Kissen?

Ich möchte es so gerne wissen!

Das Lindenblatt, ich werd’ es pressen,

das Traumerlebnis nie vergessen.

Ingrid Drewing

Bärli und Brummel

Bärli saß am Waldesrand,

als sein Bruder kam gerannt,

um zu raufen und zu spielen

Bärli musste dabei fühlen,

dass der Brummel stärker war,

und das ärgerte ihn gar.

Deshalb kam der starke Regen

ihm jetzt wirklich sehr gelegen,

denn nun war sie schnell vorbei,

die Geschwisterrauferei.

Und als Bärli war allein,

überlegte er, wie fein

er dem Brummel mache klar,

dass er, Bärli, auch wer war.

Jäger hatten nun seit Tagen

dort ihr Lager aufgeschlagen,

wo der Wildbach in der Klamm

stürzt herab von Berges Kamm.

Am Abend, als schon alles tief

in der Bärenhöhle schlief,

weckte Bärli Brummel auf,

erzählte von dem Lagerfeuer

der Jäger und, dass er nun heuer

hingehn wolle unverhohlen,

um sich von dem Obst zu holen,

das man dort in Körben hätte.

Er sei mutig, und er wette,

Brummel traue sich das nie,

er bekomme weiche Knie.

Brummel sagte:“Sei nicht dummm!

Lass das!“,drehte sich dann um,

wollte endlich wieder ruhn,

aber unser Bärli nun,

wollte es tatsächlich tun.

Und eh Brummel sich versah,

war der Bärli nicht mehr da.

Doch das kümmert’ Brummel sehr,

er lief Bärli hinterher.


Und Bärli, wirklich ohne Bangen,

war zum Lager hingegangen.

Als ihn dort ein Jäger sah,

sagte der leis’:“Schaut mal da!

Dort das Bärenjunge klein

locken wir ins Lager rein,

fangen’s und verkaufen’s so

in der Stadt an einen Zoo.“

Sie stellten Äpfel, Honig hin

Und lockten so des Bärlis Sinn.

Und unser Bärli, noch so klein,

fiel auf diesen Trick herein.

Gesagt, getan mit einem Netz

wurde Bärli festgesetzt.

Er brummte, jammerte, dass bald

sein Klagen durch den Wald erschallt.

Dem Brummel war so nicht entgangen,

dass sein Bruder ward gefangen.

Er weckte Bärenmutter schnell,

sie rasten hin zu jener Stell,

wo sie hörten Bärli klagen,

um die Jäger zu verjagen.

Die rannten, ängstlich, aufgeschreckt,

ganz schnell und ohne Flinten weg.

Brummel und Mama konnten fein

ihr Bärli aus dem Netz befrein.

Als in der Höhle sie zurück,

war auch der Brummel voller Glück.

Und Bärli,der noch etwas matt,

war froh, dass er den Brummel hat

und dass der stärker ist als er,

das störte ihn nun gar nicht mehr.

Ein großer Bruder bei Gefahr

bedeutet Schutz, sieht er nun klar!

Leben

Die Jahre deines Lebens sind bemessen,

auch kennst du nicht den Tag, die Stunde,

wann du verlassen wirst die Runde,

dies Dasein hier für immer musst’ vergessen.


Besiegst dies Los im täglichen Verdrängen,

damit du leben kannst und lieben,

mit andern dich im Menschsein üben,

in Traum und Phantasie entflieh’n der Enge.


Im Glauben, auch in hellem, frohem Hoffen

erwartest du ein Paradies, das offen

am Ende deiner Erdenpfade.


Doch ganz dem Ruf des Lebens zugewandt,

fühlst du, als Kind des Lichtes auch gesandt,

schon hier auf Erden Gottes Gnade.


Ingrid Drewing

Mai

Der Mai zeigt sich als kecker Wicht,

sprüht froh mit frischem Regen;

die Bäume duscht er im Gesicht,

zupft Blüten ab verwegen.


Doch hat er prächtig über Nacht

als Gärtner großer Güte

den grünen Glanz hervorgebracht

aus seiner Wundertüte.


Die Erde blütenreich geschmückt,

den Brautstrauß lieb gebunden.

Das Vogelvolk im Nestbauglück

hat singend sich gefunden.


Wir Menschen fühlen, leicht und frei,

auch uns lacht jetzt das Leben;

trotz Krise, Sorgeneinerlei

woll’n wir nur vorwärts streben.

Ingrid Drewing

Liebeslied

Sanft sing‘ ich dir ein Lied zur Nacht

und bette dich auf Rosen,

der Duft wird dich , bis du erwacht,

im Traume zart liebkosen.

Froh sing‘ ich dir ein Lied am Tag ,

komm , reich mir deine Hände !

Gemeinsam woll’n wir, wenn du magst,

hier tanzen, ohne Ende.

Lieb sing‘ ich dir ein Lied im Licht

und schenke dir mein Leben,

nur eine Bitte habe ich,

mögst mir auch deines geben !

Ingrid Drewing

Quälgeist

Ein Homo-Faber-Fabermännchen
schlich sich heut Nacht in mein Gehirn.
Es malte tausend Schreckensbilder
und schlug mir Löcher in die Stirn.

Dann kroch’s heraus, besah mein Auge
und klebte mir die Lider zu,
aus meinen Wimpern flocht es Zöpfchen,
schwang sich auf meine Nas‘ im Nu.

Um gleich darauf sich zu entzücken,
erklomm es flugs den Nasenberg,
rutschte hinunter dessen Rücken,
laut quietschend wiederholt’s der Zwerg.

Auf meine Lippen legt’s sich nieder,
die es als Polster ausgewählt,
um eine Weile auszuruhn,
doch trat’s die Zähne immer wieder
mit seinen kleinen, festen Schuhn.

Mutwillig testend, auf und nieder,
hätt’s mich gewiss noch mehr gequält,
wenn ich da nicht gehustet hätte.
Nun half ihr nichts, der frechen Klette,
sie wurde weit, weit weggeweht !

Ingrid Drewing

Abend auf dem Balkon

abendrot1

Ein Flugzeug schneidet silbern Himmelsblau,

ein leichtes Dröhnen, das sich sacht entfernt.

Zum Abendbrot ruft lautstark eine Frau

ihr Kind im Hof, das Rollschuh fahren lernt.

Ein Fenster klappert, wird dann fest geschlossen,

und wiederum geöffnet eine Tür,

die Pflanzen des Balkons noch schnell gegossen.

Zwei Häuser weiter übt noch wer Klavier.

Und endlich krönt der Amsel Lied die Stille,

von fern tönt leise Abendglockenklang.

So endet eines Frühlingstages Fülle,

hauchzart errötend, Sonnenuntergang.


Ingrid Drewing