Archive for Mai 2009

 
 

Linde

Ach grüne Linde, Herzblatt mein,
in deinem hellen Widerschein
dort auf der Bank, der alten,
ritzten wir unsre Namen ein;
der Liebe Zeichen blieb erhalten.
So viele Dichter rühmen dich
und deine Blätterkrone;
drum sing auch ich
jetzt froh für dich
ein Liebeslied zum Lohne.
Will preisen deine grüne Treue,
200 Jahre bist du alt,
blühst Jahr für Jahr,
beglückst auf’s  Neue
den Wanderer in deinem Wald.
In jedem Frühling mildes Lächeln,
im Sommer schattiges Geäst,
mit Blütenduft und zartem Fächeln,
so feierst du dein Jubelfest.
Im Herbste goldgelb und betörend,
das Blätterkleid erglänzt wie Taft;
und jedes Blatt fällt, sanft beschwörend
den Schatz verborg ’ner Lebenskraft
Wirst bald des Winters Schneepelz tragen
sowie des Raureifs Glitzerkleid
und auch im Sturme nicht verzagen.
Dein Traum von neuen Frühlingstagen
erfüllt sich nach der stillen Zeit.
Ingrid Drewing

Nachmittag im Frühling

Nachmittagssonne, und ihr sanftes Licht

lädt zum Verweilen ein in Park und Garten,

wo zarter Blüten Duft von Frühling spricht

in vielen farbenfrohen Blumenarten.


Vom nahen Spielplatz helle Kinderstimmen

verbreiten wie die Vögel Heiterkeit.

Im Blütenmeer sorgt das Gesumm der Immen

und Hummeln für Beschaulichkeit.


Nur manchmal stört die friedliche Idylle

ein Martinshorn; zur Unfallstätte fährt

der Notarztwagen, zeigt, dass Lebensfülle

und Glück bleibt selten lange unversehrt.

Ingrid Drewing

Mütter

Ihr Mütter, alle hier auf Erden,
verschieden, gleicht ihr euch doch sehr.
Ihr hütet sorgsam neues Werden,
und täglich wächst die Liebe mehr.

Das Kind, das ihr ans Herz geschmiegt,
als Liebstes zart gebettet,
lind in den Schlaf, sanft singend, wiegt
und aus Gefahren rettet.

Dies Kind lässt Leben euch verstehen,
weckt euch, in eurer Liebe
die Welt mit ihm ganz neu zu sehen
bei Sonnenschein und Trübe.

Weil Lebenshüterin ihr seid,
verdammt ihr auch die Kriege,
den Hader und des Todes Leid,
all jene falschen Siege.

Geeint die Welt im Kinderglücke,
ein bunter Lebensgarten,
ihr, Mütter, bildet hier die Brücke,
die sehnend wir erwarten!

Ingrid Drewing

Bärli spielt Ball

Wie viele Kinder es gern mögen,

liebt Bärli auch, sich zu bewegen.

Schon früh am Morgen ist er wach,

macht dann beim Spielen lauten Krach.


Mit einem Ball, den er gefunden,

vertreibt er sich die frühen Stunden,

indem er kräftig schießend bolzt

und trifft damit den Tisch aus Holz.

Dabei ist er dann sehr verwirrt,

als eine Vase fällt und klirrt.

„Oh Weh, was mach ich dummer Bär?

Wenn Mama kommt, dann schimpft sie sehr.

Verboten war’s auf jeden Fall,

hier, wo man wohnt, zu spielen Ball.

Ich räume weg die Scherbenstück’,

bevor die Mutter kommt zurück.“


Als Bärlis Mutter kommt nach Haus,

sieht alles wieder sauber aus.

Nur auf dem Tisch, da fehlt die Vase,

und Mama Bär, die Aufspürnase,

merkt schnell, dass etwas hier nicht stimmt,

auch weil ihr kleines Bärenkind

ganz brav schon an dem Tische sitzt,

wo es doch sonst herum gern flitzt.

Und schon beginnt ihr prüfend Fragen:

„Bärli, willst du mir was sagen?“

Da nimmt der Bärenwicht nun gut

zusammen allen Bärenmut:

„Verzeih mir bitte, lieb Mama,

die Vase, die ist nicht mehr da.

Als sich mein Ball zum Tisch verirrt,

da hat es plötzlich laut geklirrt

Ich war’s, ich habe das verbrochen,

bin schuld, dass dieses Ding zerbrochen.


Oh Weh !“,denkt Bärli,“was wird jetzt?“

Doch die Mama , gar nicht entsetzt,

nimmt ihn ganz fest in ihren Arm,

und ihre Stimme klingt so warm:

„Mein Bärli, froh bin ich gar sehr,

dass du bist ehrlich, kleiner Bär.

Viel schlimmer als ein Haufen Scherben

ist’s, das Vertrauen zu verderben.

Doch du, mein Bärli, warst nicht schlecht.

Die Wahrheit sagen, das ist recht!“

Da ist der Bärli aber froh,

verspricht, er mache das nun so,

dass Ball er nur im Freien spielt

und dabei nur auf Tore zielt.

Ingrid Drewing

Primaballerina

Du schwebst und tanzt die Pirouetten

so federleicht, als sei dies nur ein Traum,

in den die Engel dich gerufen hätten,

mit dir zu fliegen in des Himmels Raum.


Musik verleiht dir sanfte Flügel,

und deine Arme zart im Takte schwingen,

ein Pegasus im Seelenzügel

hebt dich empor, lässt helle Sterne singen.


Wir schauen staunend, der Magie erlegen,

wenn uns dein Tanz mit Zauberkraft entrückt,

vergessen Alltagssorgen, die zugegen,

von Kunst und Schönheit andächtig entzückt.

Ingrid Drewing

Freundschaft

In der Not wird sich erweisen,

wer ein guter Freund dir ist,

dies sagt uns ein Spruch, der weise,

den man an Erfahrung misst.


Freunde teilen mit uns Freuden,

spenden uns im Leide Trost,

stehen mutig uns zur Seite,

wenn Verdruss, Bedrohung groß.


Teilen auch mit uns das letzte

Scherflein, wenn es nötig ist.

Dass Vertrauen man in ihn setzte,

nie ein wahrer Freund vergisst.


Er hält zu dir bis zum Tode

und darüber noch hinaus.

Ihm gebührt des Lobes Ode,

ist sein Herz doch dein Zuhaus’.

Ingrid Drewing

Wirtschaftsverwundet

Zahlen,
erschreckend groß,
fast unvorstellbare Summen
schwirren bedrohlich im Nachrichtenäther,
Wirtschaftskrise

Spekulanten,
süchtig spielend,
Welt wirbelnder Derivatenblasen,
Wirtschaft weltweit verwandelt in
Wüste

Arbeitslos,
seit Jahren
unvermittelbar, zu alt,
abgestempelt in den Akten,
Angst

Ingrid Drewing

Bärli und der Lachsfang

Bärli liebt das Baden sehr

im frischen Bach, doch noch viel mehr

mag er es, wenn in den Schnellen

Jagd ist auf die Lachsforellen.

Mama und noch andre Bären

sammeln Fische zum Verzehren,

die sie ohne großes Bangen

sehr geschickt im Flusse fangen.

Mama zeigt ihm, wie es geht,

auch wo er am besten steht,

um den wilden Männerbären

ihren Zutritt nicht zu wehren.

Auch damit sich Bärli hält

und nicht in den Strudel fällt.

„Halt dich immer dicht bei mir,

dies, mein Bärli, rat ich dir!“

Bärli sieht die Lachse springen,

denkt, es sollt ihm doch gelingen

dort am kleinen Wasserfall,

wo sind auf dem Baumstamm all

die großen Bärenjungen,

fischend fröhlich ungezwungen.

Doch kaum ist er angekommen,

fühlt er sich doch sehr beklommen.

Auf dem Baumstamm balancieren

und die Fische schikanieren,

ist doch schwerer als gedacht,

und als man ihn ausgelacht,

läuft er voller Übermut

an des Wasserfalles Flut.

Bevor der Fischfang hat geflutscht,

ist er plötzlich ausgerutscht,

fällt gar tief ins Wasser rein

und fängt brummig an zu schrein.

Die Bärenmutter holt zum Glück

aus dem Wasser ihn zurück,

sagt:“Bärli,du musst viel noch lernen,

bevor allein dich kannst entfernen.

Auch Dummes solltest du nicht machen,

bloß weil andre Dumme lachen!“

Und Bärli brummt nun sehr verständig,

zum Glück ist er ja noch lebendig.


Ingrid Drewing

Bärli und die Bienen

Vor einem Baum steht Bärli stumm,

„War da nicht grad so ein Gesumm?“

Das Summen Süßes ihm verheißt,

er es von Bärenmama weiß.

Wenn sie geklettert hoch den Baum,

dann folgte bald ein Honigtraum.


Doch leider ist er hier allein,

da wird’s wohl nichts mit süßem Seim.

Sagte doch Mutter: “Hüte dich,

es tut sehr weh ein Bienenstich!“

Aber ,wie Kinder nun mal sind,

den Rat vergisst er nun geschwind.

Denn Bärli hat schon Lust bekommen

auf Honig, und so wird erklommen

der hohe Baum jetzt Pflock für Pflock,

ganz hoch bis hin zum Bienenstock.

Da herrscht ein Wuseln und Gesumme,

das Bärli freut sich mit Gebrumme,

will mit der Schnauze aus den Waben

den Honig holen, sich dran laben.

Jedoch das Bienenvolk gestört,

durch dieses Eindringen empört,

stürzt wild sich auf den Bärenwicht

und tobt und sticht, ein Kampfgericht.

Das Bärli schreit vor Schmerz:“Au wei!“,

sodass die Bärin eilt herbei.

Er purzelt grob den Baum hinunter,

verfolgt von Bienen, die sehr munter.

Die Bärenmutter ihm schon winkt,

ihn zu dem Teich ans Wasser bringt,

damit er kühlen kann mit Frische

die vielen schlimmen Bienenstiche,

sagt:“Kind, was manch Erwachsner tut,

ist längst noch nicht für Kinder gut.

Ihr solltet doch auf Rat und Lehren

der Mutter brav und sorgsam hören.“

Frühlingsflausen

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Könnt’ ich meinen Traum besingen,

und die Sterne in der Nacht

würden mit im Takte schwingen

hell in ihrer Strahlen Pracht.

So das Dunkel ganz verdrängen,

das dem All zur Nacht entsteigt,

Blütenlieder, Engel sängen,

und der Mond ein Ständchen geigt.

Aber alles sind nur Flausen

einer lichten Maiennacht,

die in Fliederbäumen hausen,

wo ein Frühlingskobold lacht.


Ingrid Drewing